An Early Cascade ist eine fünfköpfige Band aus Stuttgart, die mit „Alteration“ ihr zweites Album herausgebracht hat. Darauf zu hören ist eine gelungene Mischung, die sich zwischen Alternative, Prog und Hardcore bewegt und dabei einmal mehr aufzeigt, dass das Albumformat eine Kunstform für sich ist. In den Schaffensprozess der Platte, den musikalischen Wandel der Band und in die Herausforderungen einer Rockband in unserer Gegenwart gab Sänger Maik Czymara im bonnFM Interview einige interessante Einblicke.
bonnFM: „Alteration“ ist ein sehr kräftiges Album mit einem deutlichen roten Faden. Es ist schön, ein Album zu hören, das als solches konzipiert ist und nicht nur als eine Ansammlung von Songs. Kannst du einen Einblick in den Entstehungsprozess geben? Hattet ihr eine klare Vorstellung von dem, was ihr machen wolltet, oder hat sich alles mehr oder weniger gefügt?
Maik: Die Vision war klar. Wir haben als Band so viel zusammen erlebt und durchgemacht, da wollten wir unsere Herangehensweise für das Songwriting einfach mal über den Haufen werfen. Erstmals in der aktuellen Besetzung sollte die Musik auch zusammen erlebt und erzeugt werden. Auf vergangenen Veröffentlichungen haben wir die Musik hauptsächlich getrennt voneinander geschrieben und später zusammengeführt. Für „Alteration“ haben wir uns erstmal zusammen im Proberaum eingefunden und gemeinsam gejammed. Das mag jetzt banal klingen, aber für uns war es etwas ganz Besonderes und sehr emotional. Ich denke, das ist einer der Hauptgründe, warum es sich für uns auch mehr als ein komplettes Album anfühlt und nicht nur – wie du schon sagtest – nach einer Ansammlung von Songs. Wir wollten also alles anders machen dieses Mal. Daher rührt ebenfalls der Titel des Albums. Auch inhaltlich beschäftigen sich viele Songs mit Wandel. Am Leben dran zu bleiben und damit klarzukommen, oder auch nicht. „Alteration“ ist aber keinesfalls ein Konstrukt oder ein festes Konzept. Die Inhalte und Emotionalität haben sich unter der Vision des Wandels ganz natürlich ergeben während des Songwritings. Nach Beendigung des Schreibeprozesses hatten wir erstmals mehr Lieder als wir später tatsächlich aufgenommen haben. Das war sehr beflügelnd – endlich mal keinen Druck im Studio, alles fertig bekommen zu müssen.
bonnFM: Die Musik von An Early Cascade hat sich über die Jahre stark gewandelt. Wie hast du diese Transformation aus deiner Perspektive wahrgenommen und was waren die Gründe dafür?
Maik: Wenn ich mir das so überlege, fand ich persönlich Bands mit einem statischen Konzept – egal ob Genre oder Inhalt – immer sehr langweilig. Ich – und auch wir als Band – wollten nie einfach nur olle Kamellen wieder neu aufkochen. Auch wenn das sicherlich sparsam nach schwäbisch-süddeutscher Manier wäre. Sicher macht man durch viel Wandel in der Musik oder in der Band an sich – wo wir wieder beim Thema wären – auch nicht immer alles richtig, aber als Musiker kann es sehr befreiend und inspirierend sein, sich selbst keinen zu engen Rahmen zu stecken, in dem alles stattfinden muss. Dadurch haben wir uns persönlich und auch musikalisch extrem weiterentwickeln können. Vor allem für mich als Sänger haben sich viele neue Türen aufgetan. Es macht auf jeden Fall mehr Bock, auf verschiedene Stilmittel zurückgreifen zu können.
“Ich glaube, heute funktioniert eine Rockband fast nur noch live”
bonnFM: Die Band gibt es nicht erst seit gestern und ihr habt schon viel Erfahrung sammeln können. Welche Herausforderungen empfindest du als die essenziellen für eine Rockband wie euch im Jahr 2017, deren Songs über die üblichen Schemata hinaus gehen und deren Songs mitunter einen anderen Kontext benötigen, als das zufällige Auftauchen in einer Spotify-Playlist im Hintergrund?
Maik: Ich glaube, heutzutage funktioniert eine Rockband fast nur noch live. Kaum eine der übrigen Plattformen wie TV, Radio, Streaming, etc. traut sich über die Schemata hinaus etwas auszuprobieren oder zu riskieren. Deshalb gibt es nur sehr wenig Spielraum, in dem so etwas stattfinden kann. Für uns haben sich hauptsächlich zwei Dinge als wichtig herauskristallisiert. Shows zu spielen und handgemachte Musik auf physischen Tonträgern zu veröffentlichen. Ich selbst kaufe seit den 90er/00er Jahren bis heute noch CDs. Mittlerweile auch wieder Vinyl. Ich empfinde, dass dadurch dem Künstler die größtmögliche Wertschätzung auf direktem Weg wieder zurückgegeben und noch das aussterbende Gefühl von „etwas in der Hand halten“ erlebt werden kann.
bonnFM: Ein Blick in die Zukunft: Wir befinden und zwar noch im Jahr des Releases von „Alteration“, aber habt ihr schon Ideen, wie es weitergeht? Welche sind eure konkreten Ziele?
Maik: Auf jeden Fall. Wir wollen „Alteration“ noch weiter auf die Straße bringen. Spielen jetzt im Herbst noch ein paar Konzerte in Berlin, Hamburg, Wuppertal und Hannover. Parallel warten auch schon viele Ideen im Hinterkopf für neues Material, die nur darauf warten verarbeitet zu werden. 2018 sind ebenfalls Shows und Festivals in Planung.
„Alteration“ ist auf allen gängigen Plattformen erhältlich! Weitere Infos findet ihr hier.