Wenn man Pinterest fragt, ist der Sommer 2025 geprägt von Büchern, Badeseen und Boho-Style. Bei mir kommen noch Park-Sit-Ins hinzu. Online sein? Fast schon wieder out, oder? Immer mehr junge Leute wollen ihren Online-Konsum runterfahren. Aber ist das in unserem Alltag überhaupt drin?
Ich habe meinen Algorithmus umtrainiert. Das ist mir kürzlich aufgefallen, als ich durch meinen Instagram Feed scrollte. Nachdem zehn Memes über die Serie The summer I turned pretty an mir vorüberzogen, realisierte ich, dass ich schon lange keinen News-Beitrag mehr gesehen habe. Und das, obwohl ich mehr als einer Handvoll Accounts von Nachrichtenmedien folge, die jeweils mehrmals am Tag einen neuen Post hochladen. Und dann realisierte ich, dass ich mich mehr mit der Frage beschäftigte, wo die News-Beiträge hin sind, als mit dem Fakt an sich, dass ich die letzte halbe Stunde mit oben genannten Memes und Urlaubsvideos mir fremder Personen verbracht habe.
Genau aus diesem Grund deinstalliere ich ungefähr alle zwei Monate Instagram. Die Idee dahinter: ein bisschen detoxen – also entgiften vom bösen Blaufilter, von den Clips in Endlosschleife, vom Beballern mit News und neuen Debatten. Doch irgendwann komme ich immer wieder an dem Punkt: Ich muss „etwas nachgucken“ oder „jemanden suchen“. Ich klicke den Download-Button. Und das war´s. Zurück in meine Dauerschleifen. Ganz smooth findet die App wieder ihren Weg in meinen Alltag, bye bye gute Vorsätze.
Ich bin dann mal raus
Kürzlich war es ein bisschen anders. Ich hatte die Chance für einen vollständigen Detox, nicht nur das Deinstallieren einer App. Mein Handy brauchte einen Akkutausch – also zwei Wochen Handy ganz weg. Und ja, ich hatte ein Ersatzgerät. Es stellte sich aber heraus, dass ich damit außer Telefonieren/SMS nichts erreichen konnte, weil sich alle meine Account-Zugänge nur auf dem Handy in Reparatur befanden. Konkret hieß das: Kein Whatsapp, kein Social Media, kein Spotify, kein Maps. Ich wohne in einer Großstadt, da kann das schon mal abenteuerlich werden.
Ich habe aus diesen zwei Wochen ein paar Learnings mitgenommen. Erstens, ohne Maps bin ich aufgeschmissen. Ja, leider. Und ehrlicherweise kann ich meine Zeit besser nutzen als damit, verloren irgendwo herumzuirren (Leistungsdruck lässt grüßen). Zweitens, nicht immer erreichbar sein hat auch mal was Gutes. Natürlich lasse ich Leute nicht gerne auf eine Antwort warten, habe ja selber keine Geduld. Aber wer hat eigentlich entschieden, dass wir immer erreichbar sein müssen? Eigentlich gar nicht mal so klasse. Vielleicht sollte man sich bei seinen Liebsten abmelden, aber ansonsten kann man das Handy ruhig mal zuhause lassen. Wann wieder Festnetz-Calls?
Und die Welt dreht sich noch
Drittens, und vielleicht der wichtigste Punkt: Die Welt hat sich weitergedreht. Natürlich habe ich das mitbekommen, aber irgendwie auch nicht. Normalerweise sind Social Media und Eilmeldungen fester Bestandteil meines Alltags. Regelmäßiges Scrollen gibt mir das Gefühl, mitzubekommen, was um mich herum abgeht. Aber wenn ich ehrlich bin, ist das eher ein Placebo-Effekt. Ich finde es superwichtig, über verschiedenste Seiten und Formate up-to-date zu bleiben und auch anderen Stimmen zuzuhören, als beispielsweise nur den großen Medien, die auch über andere Kanäle sehr präsent sind. Und das geht natürlich gut über Social Media, es geht aber auch über Austausch in der Uni, über Kollektive, über das Augen offenhalten beim Streunen durch die Stadt. Klingt jetzt vielleicht ein bisschen romantisiert, aber da ist schon was dran.
Trotzdem muss ich sagen: Ich möchte nicht wirklich auf mein Smartphone verzichten. Ganz ehrlich, es gibt nichts Besseres, als eine Sprachnachricht an eine Freundin zu schicken, wenn einem vor wenigen Sekunden etwas ultra lustiges auf dem Heimweg passiert ist. Meistens möchte ich die Emotionen, die ich genau in dem Moment verspüre, direkt teilen. Gleichzeitig versuche ich mir anzugewöhnen, mir die Frage zu stellen: Kann ich den Moment einfach kurz für mich selbst lustig finden? Dann habe ich was, was ich morgen beim gemeinsamen Kaffeetrinken als Anekdote erzählen kann.
Zurzeit leider nicht erreichbar
Mittlerweile bin ich wieder Daueronline. Aber ich merke häufiger, dass ich keinen Bock mehr habe auf Instagram. Einfach so schließe ich dann die App, ganz ohne App-Limit. Einfach mal abschalten ist vielleicht leichter gesagt als getan. Aber vielleicht braucht es ab und zu einen kompletten Detox, um mal wieder durchzuatmen. Und falls das einfach nicht klappt, gibt’s ja noch den Flugmodus.