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Wie viele Social Media Plattformen machen wir noch mit? 

Lesezeit: 4 Minuten

Im Durchschnitt haben Menschen mittlerweile 8 verschiedene Social Media Accounts, die sie aktiv nutzen. Das macht es schwer den Überblick zu behalten, vor allem wenn sich die Funktionen der Apps mehr und mehr ähneln. Ist BeReal vielleicht die Innovation? Oder bleiben wir doch einfach alle auf Instagram – schließlich werden dort ja bereits die BeReal-ähnlichen „Candid Challenges“ getestet.

Facebook, Instagram, Snapchat, TikTok, Pinterest, X, BeReal, LinkendIn… im Durchschnitt haben Menschen mittlerweile knapp acht verschiedene Social Media Accounts, so die Angaben von acquisa aus dem Jahr 2024. Die Zahl ist nicht sonderlich überraschend, jeder der einmal in seinem eigenen Handy nachschaut, wird vermutlich auf ein ähnliches Ergebnis kommen. Auch bei mir sieht es nicht anders aus. Ehrlich gesagt, verliere ich da auch so langsam den Überblick —und das obwohl ich eigentlich zu der Generation gehöre, die mit Social Media aufgewachsen ist.

Gefühlt kommt jedes Jahr eine neue App hinzu, bei der ich mir einen Account erstellen muss. Ich überlege mittlerweile auch schon eher 4 Mal, ob die neue App es mir dann auch wirklich wert ist, denn wenn man bedenkt, dass Nutzer*inner sich täglich in 8 Apps gleichzeitig präsentieren, ihr Leben teilen, Content konsumieren oder versuchen mit Menschen in Kontakt zu bleiben, finde ich das schon echt viel.

Bei Plattformen wie WhatsApp und Snapchat gibt es zwar noch auf den ersten Blick große Unterschiede, aber viele Nutzungsfunktionen verschwimmen auch mehr und mehr miteinander: Private Nachrichten kann ich sowohl auf Instagram, TikTok, Facebook oder Snapchat verschicken. Ich kann fast überall meine eigenen Bilder teilen oder 24-Stunden-Stories hochladen. Wenn ich ein Kurzvideo sehen will, hab ich reichlich Auswahl an TikToks, Reels oder auch Youtube-Shorts. Da wird ja auch mittlerweile viel voneinander abgeschaut. Gibt es überhaupt noch Plattformen mit neuen Ideen?

BeReal – vielleicht die Innovation für Gen Z?

Im Zeitalter von Social Media ist BeReal schon gar nicht mehr so „neu“, denn die französische App kam schon 2022 auf den Markt. In den letzen 2 Jahren konnte sie aber gerade bei meiner Generation (Gen Z) sehr punkten. Die App liegt zwar von der Nutzeranzahl noch nicht in den Top 10 von Deutschland, ist aber vergleichsweise auch noch nicht so alt wie beispielsweise Facebook, Instagram und TikTok, die die Top 3 besetzen.

Bei der App geht es in erster Linie darum „real“ zu sein. Einmal am Tag kommt zufällig eine Benachrichtigung und man muss ein möglichst authentisches Bild teilen. Die Bilder seiner Freunde sieht man nur, wenn man selber etwas gepostet hat. Verpasst man gerade die BeReal Zeit, lässt sich das Bild aber auch noch später hochladen. Naja… ob das noch so real ist sei mal in Frage gestellt.

Mal abgesehen von der Frage, wie real die App wirklich ist, mag ich die Idee sehr gerne. Man postet nur ein Bild am Tag und „scrollt“ nicht so viel wie beispielsweise auf TikTok oder Instagram. Gerade bei meiner Freundesgruppe, die sich nach dem Abi in alle Himmelsrichtungen verteilt hat, war das Konzept sehr praktisch. Dadurch das man fast jeden Tag etwas von den anderen Personen hört, bekommt man zumindest einen kleinen Einblick in das neue Leben seiner Freund*innen und weiß, was gerade so abgeht – eine innovative Idee, um up-to-date zu bleiben.

Mittlerweile sind natürlich noch mehr Funktionen hinzugekommen wie beispielsweise eigene Gruppen, die eine separate BeReal-Benachrichtigung haben oder zwei weitere BeReals, die man später am Tag hochladen kann, wenn man pünktlich postet. Seit Anfang des Jahres gibt es auch RealBrands und RealPeople, die wie Werbung oder auch Stars/Influencer*innen fungieren. Das sind meist bekannte Marken oder Persönlichkeiten, denen man folgen kann. Ich bin jetzt quasi mit NIALL HORAN befreundet. Wie cool ist das denn?!

Aber man merkt auch hier: Was zwar mit einer innovativen Idee gestartet ist, übernimmt zunehmend Funktionen von „klassischen“ Social Media Plattformen, um noch mehr Content zu schaffen, der einen über mehrere Stunden auf der App hält. Das passiert mittlerweile immer häufiger. Selbst Spotify hat vor kurzem die Funktion des „scrollings“ eingeführt. Man kann wie bei TikTok oder Reels durch Playlists und Alben scrollen, wobei kurze Hintergrundvideos zu den Songs in der Playlist gezeigt werden.

„Candid Challenges“ – BeReal auf Instagram?

Auch Instagram ist sich, wenn es um das Übernehmen von Features der Mitstreiter geht, nicht zu schade. Schließlich stammen die Insta-Stories ursprünglich von Snapchat und die zu Instagram gehörende App „Threads“ ähnelt doch sehr der Plattform X, ehemals Twitter. Auch in BeReal scheint man auf jeden Fall Potential zu sehen. „Challenges“ gibt es bei Instagram zwar schon länger, aber laut dem Business Standard wurden bereits Ende 2022 die sogenannten „Candid Challenges“ getestet. Eine Herausforderung bei der Nutzer*innen zufällig am Tag eine Benachrichtigung bekommen, um ein Bild zu teilen. Die Posts der anderen Teilnehmer*innen kann man dann nur sehen, wenn man selbst etwas zur richtigen Zeit hochlädt. Hm, klingt das bekannt?

Die BeReal-ähnliche Funktion wurde also ziemlich zeitnah nach Erfolg der französischen App getestet, um zu sehen, ob man diese „Challenge“ auch auf der eigenen App übernehmen kann. Ich finde schon ganz schön krass, dass da so einfach abgeschaut wird. Ob und wann diese Funktion allerdings für alle Nutzer*innen zur Verfügung steht, ist bisher unklar.

Wohin führt das alles?

Wenn sich alle unsere Social Media Plattformen mehr und mehr in ihren Grundfunktionen ähneln, brauchen wir dann überhaupt noch acht Verschiedene? Vielleicht ist der bequemste Weg auch einfach eine einzige Plattform, von der aus ich – mit einem einzigen Profil – alles steuern kann.

Ich glaube tatsächlich, dass die meisten aktiven Social Media Nutzer*innen irgendwann ihr Limit an Accounts erreicht haben und schließlich auch bei dem neuen Trend einer Plattform nicht mehr mitmachen. Ganz so dystopisch, dass wir dann alle, zum Beispiel nur noch Instagram benutzen um dort unsere Reels, Nachrichten und BeReals zu konsumieren, wird es aber meiner Meinung nach nicht. Denn obwohl sich vielleicht die Formate sehr ähneln, unterscheiden sich die Inhalte der Plattformen extrem. Sowohl die Zielgruppen, als auch die Altersgruppen zeigen teilweise immense Unterschiede und ich glaube es ist sehr schwer diese zu vereinigen. Gerade Content von Unternehmen wirkt beispielsweise für mich auf Instagram viel seriöser als auf TikTok.

Es gibt zu viel verschiedenen Content, als dass wir uns da auf nur eine App beschränken. Trotzdem glaube ich, dass irgendwann eine Plattform kommt, die für uns die Eine zu viel ist. Auf der wir uns nicht mehr registrieren. Aber dort werden vermutlich auch die Meisten unserer Freund*innen nicht aktiv sein, denn es gibt eine andere Ziel- und auch Altersgruppe.

Den Versuch, die Funktionen anderer Plattformen zu übernehmen, kann man so vielleicht aber auch von einer anderen Seite betrachten. Es gibt den Menschen mit einer bereits übergreifenden Interessengruppe die Möglichkeit an innovativen Funktionen teilzuhaben, ohne dass sie sich dabei jedes Mal neu orientieren müssen. Und wer weiß, vielleicht muss ich irgendwann statt acht nur noch fünf Profile täglich aktualisieren? Für meine Bildschirmzeit wäre das sicherlich gar nicht schlecht.

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