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bild: Universal Pictures Germany

Cannes-Gewinner Anora bringt Sexarbeit auf die große Leinwand

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“Today this could be the greatest day of our lives” schallt es direkt zu Beginn aus den Kino-Lautsprechern, zusammen mit Bildern aus einem belebten Stripclub in Brighton Beach. Sean Bakers neuester Film Anora läuft seit dem 31. Oktober in den deutschen Kinos und auch wenn es vielleicht nicht der beste Tag meines Lebens war, so war es mindestens eins meiner besten Kinoerlebnisse des Jahres.

Sean Baker ist dafür bekannt, unterrepräsentierten Gruppen eine Fläche zu geben. Während in Red Rocket ein Ex-Pornostar im Fokus steht, handelt Anora von der gleichnamigen Sexarbeiterin (Mickey Madison), die ihr Geld in einem Stripclub in Brighton Beach verdient. Dort lernt sie eines Tages Ivan (Mark Eydelshteyn), den Sohn eines russischen Oligarchen, kennen. Nach mehreren privaten Treffen, entscheiden sich die beiden während eines Trips nach Las Vegas spontan zu heiraten; wissentlich, dass Ivans Eltern damit gar nicht glücklich sein werden. Als diese davon erfahren, setzen sie alle Hebel in Bewegung, um die Ehe zu annullieren. Und was dann passiert ist einerseits dramatisch, aber hauptsächlich wahnsinnig lustig.

Milieustudie, but make it funny

Nachdem Sean Baker bereits mit Red Rocket nominiert war, hat er mit Anora nun den Hauptpreis in Cannes, die Goldene Palme, gewonnen. Ein gewonnener Filmpreis hat zwar vielleicht nur bedingt was zu heißen, doch in diesem Fall kann ich der Jury nur zustimmen. Anora erzählt nämlich einerseits eine spannende Geschichte über eine Sexarbeiterin, die in dem Sohn eines reichen Oligarchen ihre Chance sieht, ihrem Alltag zu entkommen. Dabei ist der Film aber kein reines Sozialdrama, sondern vermittelt die eigentlich schwere Thematik mit Hilfe der vielen komödiantischen Elemente mit einer gewissen Leichtigkeit.

Zu diesen vielen humorvollen Momenten trägt neben dem Drehbuch insbesondere der Cast bei. Sobald das Handlanger-Trio um Toros (Karren Karagulian), Igor (Yura Borisov) und Garnick (Vache Tovmasyan) die Spielfläche betritt, wird dieser Film brüllend komisch. Die Dynamik dieser drei Charaktere hat nicht nur mich, sondern den ganzen Saal zum Lachen gebracht. Leider verliert Anora hier dann aber auch ein bisschen die Balance und rutscht teilweise zu sehr ins Komödiantische und büßt dadurch an Stellen seine Tiefgründigkeit ein, die man sonst von Baker gewohnt ist.

Was man hier dafür wieder bekommt, sind atemberaubend schöne Bilder von Kameramann Drew Daniels und einen pumpenden sowie passenden Soundtrack. Genauso passend ist das Casting von Mikey Madison, die als Ani – ihr Spitzname – eine so breite Palette darlegt, dass man nur hoffen kann, in Zukunft noch mehr von ihr zu sehen. Genauso wie von Regisseur Sean Baker, der es auch mit Anora wieder schafft, Themen auf die Leinwand zu bringen, die man dort leider viel zu selten sieht.

Wenn ihr Lust habt auf nischige Themen, gerne lacht und wissen wollt, wie die Geschichte um Ani weitergeht, könnt ihr Anora seit dem 31. Oktober im Kino sehen. In Bonn läuft der Film im Kinopolis und seit dem 21. November im WOKI.

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