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Bild: bonnFM

Christina Stürmer Unplugged

Lesezeit: 3 Minuten

Christina Stürmer steht seit über 20 Jahren auf der Bühne und ist damit ein alter Hase im deutschen Musikgeschäft. Am Mittwochabend war sie jedoch mit einem ungewohnten Sound zu Gast im Kölner Carlswerk Victoria.

Mit mehr als 20 Jahren Bühnenerfahrung sollte Christina Stürmers Tourstopp am Mittwochabend im Kölner Carlswerk Victoria eigentlich zur Routine gehören, könnte man meinen. Und doch ist der Auftritt für sie etwas Besonderes – denn anlässlich ihres Bühnenjubiläums hat die österreichische Popkünstlerin im vergangenen Jahr ein MTV-Unplugged-Album aufgenommen. Damit hat sie Musikgeschichte geschrieben: Sie ist die erste weibliche Künstlerin im deutschsprachigen Raum, die ein solches Album veröffentlicht hat.

Die Platte ist bereits Mitte März auf den bekannten Streaming-Plattformen erschienen und enthält einige Klassiker ihrer bisherigen musikalischen Karriere. Ganz so viele Feature-Gäste, wie auf dem Album zu hören sind, hat Christina Stürmer an diesem Abend in Köln zwar nicht dabei – Mathea, Sportfreunde Stiller und Co. sind wohl anderweitig beschäftigt. Musikalische Unterstützung aus der Heimat gibt es trotzdem: Die österreichische Band Granada ist mit von der Partie.

Der Abend beginnt mit einem „Feiawerk“ aus Graz

Granada eröffnen die Veranstaltung mit Pop aus Graz und versprechen einen fulminanten Abend. In der nächsten Dreiviertelstunde singen sie vom Rosenkavalier sein, Fahrrad fahren und dass alles „eh okay“ ist. Das Publikum im gut gefüllten Carlswerk Victoria ist anfangs noch etwas zurückhaltend. Ob es an den Verständnisschwierigkeiten der österreichischen Texte liegt? „Musik kommt immer von Herzen und ist universell verständlich“, halten Granada dagegen. Im Laufe ihres Sets outen sie sich kurzerhand als Christina-Stürmer-Fans der ersten Stunde und stellen klar: „Alles Gute kommt eben aus Österreich“. Dafür gibt es zaghaften Applaus. Viele Fans sind zum ersten Mal bei einem Konzert der Männergruppe und müssen sich wohl erst akklimatisieren. Doch am Ende scheinen sie überzeugt – zumindest dem Jubel nach zu urteilen.

Ein Auftritt voller persönlicher Anekdoten und Geschichten

Um 21 Uhr ist es endlich soweit: Christina Stürmer betritt mit ihrer Band die Bühne. Im Publikum erkennt sie sofort einige ihrer langjährigen Fans und bedankt sich für deren Treue. Sie beginnt mit ihrem Titel „Was wirklich bleibt“. Hinterher holt sie sich erst einmal die Erlaubnis, während des Konzerts nicht nur ihr neues Album unplugged zu spielen, sondern auch ein paar persönliche Geschichten zu teilen. „Jetzt habe ich den Freibrief zum Labern“, freut sie sich und erzählt, wie es zur Entstehung des Albums kam. Eigentlich wollte sie es bereits zu ihrem zehnjährigen Bühnenjubiläum veröffentlichen – doch die Plattenfirma war damals wenig begeistert. Nach weiteren zehn Jahren hat es dann endlich geklappt.

Die Schwierigkeit bei der Entstehung des MTV-Unplugged-Albums lag weniger in der Auswahl der 22 Songs – die Mischung aus dem, was Christina wollte, und dem, was die Fans davon abhalten würde, “ihr Christina-Stürmer-Abo zu kündigen”, war schnell gefunden. Viel schwieriger war es, sich vom alten Sound zu lösen und die Songs in ein neues Gewand zu packen. Stillsitzen bei Akustikmusik ist eben nicht ihr Ding – auch das stellt Christina Stürmer gleich zu Beginn klar.

„Im Nachhinein war das für mich wie ein Film“

Die Akustikversionen haben nach langer Überlegung einen unerwartet südamerikanischen Touch bekommen. Bevor „Nie genug“ erklingt, stößt die gesamte Crew auf der Bühne deshalb erst einmal mit Cuba Libre an. In den folgenden Minuten überträgt sich die gute Laune auf das Publikum und die Hüften werden ordentlich geschwungen – spätestens jetzt ist das Eis beim Publikum endlich gebrochen. Danach geht es abwechslungsreich weiter: Mal zeigt sich Christina Stürmer politisch, wenn sie ihren Song „Mama Ana ahabak“ anstimmt, der während des Irakkrieges entstanden ist. Ein anderes Mal rappt sie „keine Märchen“, stellt aber gleich klar, dass sie kein HipHop-Album herausbringen wird. Zur musikalischen Unterstützung holt sie sich zwischendurch „a liaber Grazer Bua“ – den Sänger der Vorband Granada – auf die Bühne. Und natürlich dürfen auch Klassiker wie „Millionen Lichter“ oder „Scherbenmeer“ nicht fehlen, bei denen das Publikum kräftig mitsingt. „Ich bin 2002 zu einem Casting gegangen und irgendwie ist es dann so weitergegangen… im Nachhinein war das für mich wie ein Film“, erinnert sie sich an ihre musikalischen Anfänge.

Am Ende ist „Was wirklich bleibt“ vom Christina Stürmer Konzert in Köln ein Abend voller persönlicher Eindrücke und neuer Facetten der Künstlerin, die man nach über zwanzig Jahren doch so gut zu kennen glaubte.