Mit dem „neuen Rest der Band“ startet das Lumpenpack, bisher waren das nur Jonas Frömming und Max Kennel, in ein neues Kapitel. Im Interview hat uns das Pop/Rock-Duo verraten, wie die Umstellung von Duett zu Band läuft und was wir von dem neuen Album erwarten können.
bonnFM: Ist euer neues Album eines der vielen Corona-Projekte, die zurzeit auf uns zukommen oder findet sich das Thema dort wenig wieder? Jonas: Nein, überhaupt nicht. Keiner von uns will darüber noch etwas hören,wenn’s einmal vorbei ist, oder?
Max: Ich finde es gibt kaum deutsche Künstler, die diese Thematik passend und komplex genug verarbeitet haben.
Jonas: Das Einzige was man sich zu Corona an Kunst ansehen sollte ist „Inside“ von Bo Burnham, damit ist alles gesagt. Wir haben das Jahr wie alle anderen auch verbracht. Mit viel Ruhe und vielen kreativen Pausen. Es ist nun mal irre schwer lustige Texte zu schreiben, wenn gerade um einen herum gar nichts passiert. Aber ( lacht ), es hat funktioniert, wir haben geschafft. Wir können es noch. Das neue Album hat dreizehn Tracks, alle sind okay.
bonnFM: In eurer neuen Single kritisiert ihr ja die Liebe in Zeiten von Amazon Prime. Seht ihr das auch so, dass die jüngeren Generationen beziehungsunfähig geworden sind?
Max: Das hört sich jetzt mega boomerig an, aber ja. Wir sind ja beziehungsmäßig Dinosaurier und schon seit ewigen Zeiten in Beziehungen und kennen Tinder nur aus Erzählungen. Aber das Dating heutzutage finde ich absurd, so ein schnelllebigerer Prozess im Gegensatz zu dem „tummeln“ früher. Das ist ja quasi ein Nicht-Klarkommen mit dem großen Angebot. Ich würde vielleicht nicht direkt beziehungsunfähig sagen aber das Warten ist nicht mehr Teil des Datings. Das fällt der neuen Generation schwer.
Jonas: Man kann das ganze ja auch auf mehr als nur die Liebe zu anderen Menschen beziehen. Sondern auch auf andere Bereiche. Zum Beispiel wenn man etwas entdeckt und dann ganz schnell alles dazu erfahren will. Und dann ist es einfach frustrierend wenn sich der Prozess hinzieht und man warten muss, wie eben auf eine Lieferung zu warten.
bonnFM: Das Album heißt „emotions“ – Waren Emotionen und Gefühle im vergangenen Jahr ein großes Thema bei euch?
Jonas: Wir überlegen uns die Geschichte zum Albumtitel eigentlich immer erst spontan, wenn es rausgekommen ist. Als wir uns auf den Albumtitel geeinigt hatten, waren noch lange nicht alle Songs fertig – bis zur letzten Minute wird geschrieben. Wir können auf jeden Fall verraten, dass unsere Single „WZF?!“ Teil des Albums wird.
Max: Der Titel ist auch ein bisschen eine Karikatur auf Albumtitel, die ja oft immer große Geschichten dahinter haben. Wir sagen einfach, das Album ist für alle, die Emotionen haben und holen damit alle ab.
Jonas: Wir öffnen die Box der Pandora, jetzt wo Corona abebbt, kommen ja auch die positiven Emotionen wieder dran.
bonnFM: Ihr habt ein Lied das heißt „Magst oder Stirbst“. Bekommt ihr viel Hate?
Max: Wir sind da tatsächlich genau im Sweetspot.
Wir sind zu irrelevant für Hate, aber haben genug tolle Fans, um die Liebe zu spüren.
Jonas: Wir können beide super schlecht mit Kritik umgehen, also ist das ganz gut so. Hate nagt dann schon an uns. Wenn Jemandem etwas nicht gefällt, macht uns das etwas fertig. Das Lied ist sozusagen das Pfefferspray, was wir den Hatern schonmal so hinhalten, bevor die den Kommentar schreiben können.
Max: Wir bekommen aber natürlich mit, dass der Hass da ist und gegen Andere gewendet wird. Wir stellen uns da klar gegen, egal gegen wen der Hate geht.
bonnFM: Ihr teased euer neues Album seit Oktober an. Gibt es einen Grund, warum ihr das so lange zieht?
Max: Das liegt an Corona. Es hätte uns nichts gebracht es früher rauszubringen. Der Musikmarkt ist kaputt gegangen. Man macht Alben ja, um zu touren und Tickets zu verkaufen. Wenn das dann eh nicht geht, lassen wir uns auch Zeit für das Album. So nach dem Prinzip Nachnahme: Die Fans zahlen später und bekommen die einzelnen Singles schon jetzt. Vielleicht hilft das ja ein paar Leuten während Corona.
Wird es die nach Corona überhaupt noch geben?
Jonas: Die Songs, die schon raus sind, sollen ein „Handreichen“ für Fans sein, die sich fragen „Geht es meiner Lieblingsband genauso scheiße wie mir? Wird es die nach Corona überhaupt noch geben?“ Und wir sagen mit den Songs, dass wir so schnell nicht weg sind.
bonnFM: Welche Genres können wir auf dem neuen Album erwarten? Die Songs, die bisher raus sind, sind ja ziemlich querbeet.
Jonas: Ganz klar mehr ein Rockalbum als die letzten Alben. Bisher waren wir ja nur zu zweit und das war ein ganz anderer Prozess als mit unserer neuen Band (Bass: Lola Schrode, Drums: Alex Eckert und Git.Synth: Jason Bartsch). Jetzt können wir auch live darstellen was wir bei Aufnahmen produziert haben. Aber es sind auch gewohnte Ausflüge in irgendwelche anderen Richtungen zu erwarten.
bonnFM: Im letzten Jahr habt ihr „den neuen Rest der Band“ vorgestellt – was bedeutet das für die Musik? Was verändert sich und wie ist es jetzt zu fünft zu sein?
Max: Es ist schwieriger ( lacht ), nicht menschlich oder persönlich, aber es zieht einen Rattenschwanz an Arbeit mit sich. Das konnten wir uns gar nicht vorstellen. Man muss viel mehr Üben, was wir echt nicht so gerne machen ( lacht ). Auf der Bühne kommt dann hoffentlich die Belohnung für das ganze Proben. Das ist anstrengender als gedacht.
bonnFM: In eurer Merch-Box zum Album findet sich ein Organspendeausweis in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – woher kommt die Idee?
Jonas: Wir haben uns gefragt, was es in so Merch-Boxen noch nicht gab. Vor allem haben wir nach etwas gesucht, was kein Müll ist, sondern vielleicht auch was Gutes tun kann. Und da kam als Idee ein Organspendeausweis.
Max: Die Leute von der Bundeszentrale haben uns echt geholfen und das Motiv ist individuell mit unserem Albumtitel geschmückt. Gleichzeitig tun wir was Gutes und sind auch noch die Ersten!
Jonas: Das Ding ist aus Plastik, also solltest du ertrinken, kann man dich trotzdem noch ausnehmen ( lacht ).
Ein Lob dem Pluralismus.
bonnFM: Das fünfte Lied auf der Tracklist heißt „Wenn alle wären wie wir“ – wäre die Welt dann ein besserer oder ein schlechterer Ort, wenn alle wären wie ihr?
Max: Die Welt wäre auf jeden Fall weniger technologisiert aber mit mehr Feuer und Zelten. Mehr Mammut. Viel Singen am Lagerfeuer, also nicht, weil wir campen sind, sondern weils kein Licht gäbe.
Jonas: Ein Lob dem Pluralismus. Wenn alle wären wie wir, wär wenig los. Es ist toll, dass es Menschen gibt, die den Bums hier vorantreiben, damit wir das machen können was wir machen. Es ist toll, dass sich Menschen da medizinisch und technologisch was haben einfallen lassen, damit wir zu zweit unsere blöden Lieder auf Gitarre spielen können ( lacht ). Also liebe Grüße an die!
bonnFM: Eure Tour letztes Jahr wurde leider verschoben und dieses Jahr nachgeholt. Hängt ihr dann für das neue Album noch eine Tour hintendran?
Max: Wir spielen auch die neuen Songs, die draußen sind, die alten können wir ja gar nicht mehr ( lacht ). Es wäre ja ganz schön mies, wenn ihr euch die Songs auf Spotify anhört und dann kommen wir live da nur mit den alten Kamellen an. Aber klar gibt’s dann noch ‘ne neue Tour. Das wird der Wahnsinn!
Jonas: Die Setlist ist schon fertig für die kommende Tour. Wir waren dann selber überrascht wie viele gute Lieder da dabei sind.
Max: Vier! ( lacht ) Und die immer wieder!
bonnFM: Nächsten Monat geht es wieder los mit den Konzerten. Wie ist das so für euch wieder vor Leuten zu spielen? Seid ihr aufgeregt?
Max: Große Aufregung! Sind die Fans noch da? Wie funktioniert das mit den neuen Regeln? Und mit der neuen Band sind wir doppelt so aufgeregt. Dazu kommen die Alpträume, dass wir auf der Bühne nichts fertig bekommen.
Jonas: Auch für die Band ist das etwas anderes als ihnen versprochen wurde. Wir haben denen volle Hallen versprochen und jetzt spielen wir nach anderthalb Jahren vor sitzendem Publikum. Da mussten wir die jetzt etwas trösten: „Hey, wir sind in Wirklichkeit richtig cool!“
bonnFM: Was ist denn eurer Meinung nach der beste Song von eurem neuen Album „emotions“?
Max: „Wenn alle wären wie wir“ – das ist ein ganz besonderer Song, vielleicht nicht der Beste, aber hat viel von der Lumpenpack DNA und transportiert unseren Humor. Da freue ich mich auf die Reaktion.
Jonas: Ich mag „Warm im Altenheim“, das wird uns live kaputt machen, ist verspielt hat ein bisschen was von „My Chemical Romance“, hat einen geilen Text, macht Spaß und betrifft.
bonnFM: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg bei der kommenden Tour.
Das neue Album ‚emotions‘ erscheint am 26.11.21. Ab dem 14.07.21 ist Das Lumpenpack mit dem neuen Rest der Band in Deutschland auf Tour.