Isaiah Saxons erster Spielfilm “Die Legende von Ochi” startet am 1. Mai in den deutschen Kinos. Obwohl uns mit Helena Zengel und Willem Dafoe in den Hauptrollen ein vielversprechender Cast geboten wird, bleibt der Film im Endeffekt höchstens eine Augenweide.
Viele Themen, wenig Substanz
Zu Anfang wirft der Film einen direkt ins Geschehen. Die zurückhaltende Yuri (Helena Zengel) befindet sich mit ihrem Vater (Willem Dafoe) und ihrem Stiefbruder (Finn Wolfhard) auf einer Monsterjagd. Schnell wird jedoch klar: weder sind die Jäger wirklich furchteinflößend, noch die Wesen namens Ochi, die sie jagen sollen. Als Yuri sich mit einem Ochi Baby anfreundet, beschließt sie, es entgegen aller Gefahren zurück zu seiner
Familie zu bringen. Auf der Reise muss sie sich immer wieder gegenüber ihrer Familie sowie in ihrem eigenen Erwachsenwerden behaupten. Die Grundstimmung des Films bleibt allerdings diffus, da der Film zwar viele ernste Themen wie Ausbeutung, Familienkrisen und hegemoniale Männlichkeit anspricht, diese Themen im Verlauf der Handlung allerdings nur oberflächlich behandelt oder ganz fallen lässt. Diese halbgaren Aspekte werden durch alberne Szenen im Film weiterhin verwischt, und auch Yuris Coming-of-Age Reise sowie die Krise innerhalb ihrer Familie lassen einen eher kalt.
Handlung über Figuren
Der Film hat vor allem am Character-Building gespart, denn sämtliche Figuren sind uninteressant und unterentwickelt, der Film bleibt plot-driven. Während Yuris Stiefbruder Petro gar keinen Charakter aufweisen kann, bleibt auch Yuris emotionale Tiefe aus; man weiß im Endeffekt nicht wirklich, wer sie ist, oder wofür sie sich interessiert. Das ist aber natürlich auch eine typische Begleiterscheinung des Erwachsenwerdens. Mit Vater Maxim verleiht Willem Dafoe dem Film noch ein wenig Witz, allerdings bleibt auch sein Charakter unterentwickelt und oberflächlich.
Nostalgie pur
Während der Film ein ganzes Fass an Themen aufmacht, wirkt das Ende ziemlich vorhersehbar und kitschig. Das wird auch durch David Longstreths Score untermalt. Dieser ist ziemlich on-the-nose, denn er vermittelt die nostalgische Stimmung des Fantasy-Films mit Happy End. Damit erinnert er an das Kino der 80er Jahre. Filme wie E.T. oder die Studio Ghibli Produktionen kommen einem direkt in den Sinn. Der Film schafft dies vor allem durch Evan Prosofskys erstklassiger Kameraarbeit und dem Einsatz von Objektiven aus den 1930er-Jahren. Diese fanden beispielsweise auch in Casablanca Anwendung. Aber auch am Einsatz praktischer Effekte wurde nicht gespart. Um die Ochi möglichst lebendig zu gestalten, wurden nämlich Puppen und Animatronics verwendet. Damit bleibt “Die Legende von Ochi” im Endeffekt primär ein Erlebnis für die Augen und richtet sich im Großen und Ganzen an ein eher jüngeres Publikum. Aber auch ältere Menschen können durch die Retro Optik eine kleine Zeitreise zurück in die 80er erleben.
