Tom Cruise muss mal wieder die Welt retten. Und das Kino gleich mit. Zum achten und (angeblich) letzten Mal schlüpft er in die Rolle von Ethan Hunt. Die Mission ist natürlich größer und gefährlicher als je zuvor und Ethan, der einzige Mensch, der das Ende der Menschheit verhindern kann.
Die Mission: Impossible Reihe lebt von ihren großen Momenten. Tom Cruise, der sich an die Außenwand eines fliegenden Flugzeugs klammert, mit einem Motorrad von einem Berg springt oder am Burj Khalifa entlang klettert. Momente, die für die große Leinwand gemacht sind. Alles, was Tom Cruise macht, sei ein Liebesbrief an das Kino, erzählt Co-Star Hayley Atwell.
„Everything he does is part of building a legacy of wanting cinema at this scale to not only survive, but to thrive, to break new ground, to incorporate latest technologies and new and innovative ways of telling stories for an audience.“
Kein Wunder also, dass die Stunts immer Vorrang hatten. Tom Cruise und Regisseur Christopher McQuarrie haben wiederholt betont, dass die spektakulärsten Szenen zuerst entwickelt und gedreht wurden und die Story erst danach wie ein Gerüst darum gebaut wurde. Ein riskantes Unterfangen, was nun im großen Finale der Reihe erstmals scheitert.
Wenn Nostalgie zur Ausrede wird
Ein nostalgischer Rückblick auf die Reihe, ein emotionaler Höhepunkt für unseren Protagonisten und natürlich: die größte Bedrohung, die diese Welt je gesehen hat. The Final Reckoning hatte sich so einiges vorgenommen. „Everything you’ve done has led to this“, heißt es mehrfach im Film – doch dieser Anspruch wirkt eher wie ein aufgesetzter Marketingslogan als eine erzählerische Notwendigkeit. Der achte Teil versucht krampfhaft, lose Enden zu verknüpfen, alte Figuren zurückzuholen, mit Szenen aus früheren Filmen Nostalgie zu erzeugen und so einen Kreis zu schließen, der eigentlich garnicht offen war. Fehler, die in der Vergangenheit schon einige Filme, wie Matrix Resurrections, Indiana Jones 5 oder auch Star Wars Episode 7 gemacht haben. Anstatt neue Ideen zu entwickeln, setzt man mit billigen Tricks auf Nostalgie und deutet Handlungselemente früherer Filme nachträglich um. Dabei dient eine mysteriöse KI als erzählerisches Vehikel, um dieses künstlich konstruierte Finale zu legitimieren. Plötzlich wird suggeriert, dass „The Entity“– wie die KI im Film heißt – nicht nur die Welt bedroht, sondern irgendwie auch verantwortlich für alles ist, was in den letzten sieben Filmen passiert ist. Eine bequeme Erklärung, warum ausgerechnet jetzt alles kulminiert und warum ausgerechnet Ethan wieder als einziger diese „letzte Mission“ erfüllen kann.
Mehr Weltuntergang, weniger Wirkung

Natürlich ist es ziemlich schwierig, das Gefühl zu vermitteln, dass die Bedrohung noch nie so groß war wie zuvor, wenn Ethan Hunt bereits mehrmals die Welt vor einer Atomkatastrophe oder einem dritten Weltkrieg bewahrt hat. Doch nur weil in diesem finalen Teil nun extra viele Countdowns ablaufen und jede Atomwaffe der Welt gleichzeitig droht zu explodieren, wird die Handlung nicht spannender. Die Apokalypse ist in Mission: Impossible längst zur Routine geworden. Das war bei den vergangenen Teilen nie ein Problem, da eine gute Teamdynamik, kreative Actionsequenzen oder lustige Nebenfiguren den Filmen eine gewisse Leichtigkeit gegeben haben. Davon ist in diesem Teil nun noch wenig zu sehen. Die Chemie scheint erzwungen und die Witze zünden nicht. Die Nebenfiguren müssen sich entweder gegenseitig den Plott erklären oder den großen Ethan Hunt und seine Leistungen bewundern.
Action über alles

Das Einzige, was The Final Reckoning dann doch zumindest temporär noch rettet, sind die aufwändig inszenierten Actionszenen. Besonders sticht eine gewaltige Unterwassersequenz heraus, die nicht nur toll aussieht, sondern auch durch ein starkes Sounddesign unterstützt wird. Gedreht wurde sie in einem speziell konstruierten Wassertank mit neun Millionen Litern Wasser. Cruise absolvierte Tauchgänge von über einer Stunde, atmete durch eine Spezialmaske ohne Mundstück, damit sein Gesicht sichtbar bleibt, und bewegte sich durch ein rotierendes U-Boot-Set. Hier ist fast alles echt und handgemacht. Auch eine Flugzeugszene, für die Cruise von einem Flugzeug ins andere klettert, ist beeindruckend. 170 km/h Windgeschwindigkeit, reale Luftkämpfe in 10.000 Fuß Höhe, präzise abgestimmte Kamerarigs, monatelange Vorbereitung. Auf der Premiere von Mission: Impossible – The Final Reckoning beim Filmfestival in Cannes erzählt der Regisseur, dass Tom Cruise diese Szene quasi im Alleingang möglich gemacht hat, indem er während seines waghalsigen Stunts auch noch die Kamera bedient hat.
Ein Best-of ohne das Beste
Am Ende bleibt ein Film, der zu viel will und zu wenig schafft. The Final Reckoning bietet handwerklich eindrucksvolle Action, aber kein Herz, keine echte Spannung und damit leider keinen würdigen Abschluss. Am Ende wirkt der Film wie ein überladenes Best-of, das an die größten Erfolge der Reihe erinnern will, ohne selbst neue zu schaffen. Doch gerade dadurch wird deutlich, wo die Reihe einst ihre Stärken hatte und was hier fehlt. Die spannende Spionage-Story des ersten Teils, die sympathische Teamdynamik in Rogue Nation, Philip Seymour Hoffmans kompromissloser Bösewicht in Teil drei oder die perfekt getaktete Action in Fallout – alles Momente, die zeigen, wie gut Mission: Impossible einmal war, und wie wenig davon in diesem Finale noch übrig ist.
Mission: Impossible – The Final Reckoning läuft jetzt in Bonn im Kino.