Das Hier: Eine gut gelaunte Crowd in der Essigfabrik in Köln. Und das Jetzt: Der vorletzte und größte Tourstopp von Aarons „versprochen, ich bin da für dich-Tour“ am 30. Oktober 2025. Mit seinen Im-Moment-Leben-und-Tanzen-Songs lädt Aaron dazu ein, genau das zu tun.
Den Bass in der Menge spüren wollen, sich tanzen und verlieren, nicht an morgen denken. Zugegeben, das Sentiment ist simpel und alles andere als neu, insbesondere in der deutschen Indie-Szene. Offenbar scheinen Aarons Songs trotzdem den Zeitgeist unserer digitalen Generation zu treffen. Kein Wunder, schließlich sehnen wir uns immer mehr nach den simplen Sensationen des echten Lebens. Wir sehen uns danach, für uns und im Moment zu leben; zu singen, tanzen, schreien. Und genau dafür bietet Aaron auf seinem Konzert Raum. Seine Songs sind leicht einprägsam, seine Texte eher einfach. Wenn es bei okaytanz also immer wieder „tanz und verlier dich“ heißt, kann jede Person irgendwann mitsingen, ob Fan oder nicht. Denn Aarons Im-Moment-leben-Mentalität mag zwar typisch für das deutsche Indie-Genre sein, aber es ist auch vor allem eins: ansteckend.
Aaron mag das Internet nicht
Besonders in Songs wie internet:( fängt Aaron diese generationsgeprägte Sehnsucht nach etwas Echtem ein. In diesem Song singt er darüber, dass er sein Leben nicht am Handy verschwenden möchte, sondern sich tiefe Verbindungen und reale Momente wünscht. Auch auf seinem Konzert bringt er das Thema Handykonsum wiederholt auf, sowohl als Teil seiner Performance als auch zwischendurch in seinen Redeparts. In einer kleinen Ansprache fordert er seine Fans auf, weniger Zeit am Handy zu verbringen und mehr im realen Leben. Dabei schafft er es, erfrischend authentisch statt belehrend zu wirken. „Geht mal raus“, sagt er bevor er mit seinem Supportact keule ihren gemeinsamen Song wiese anstimmt, „Geht mal auf ne Wiese.“ So bleibt die Liebeserklärung an das Hier&Jetzt nicht nur versteckt zwischen den Zeilen.
Eine ordentliche Ladung Nostalgie
Neben dem Hier&Jetzt zählt vor allem auch eins: das Zuvor. Über das ganze Konzert hinweg werden immer wieder alte Kindervideos von Aaron gezeigt. Im Hintergrund spricht er zu seinem früheren Ich. „Weißt du noch, als du das erste Mal gesungen hast?“, fragt er etwa. Auch der Titel seines Albums versprochen, ichbindafürdich und der gleichnamigen Tour richtet sich an sein früheres Ich, wie er im Interview mit Yana Clare verrät. Es sei ein Versprechen, dass er weiter seine Träume verfolgen und Musik machen werde. Und gleichzeitig ein reminder an sich selbst, auf seine Erfolge zurückzublicken und den Moment zu genießen. Schon seit seiner Kindheit steht Aaron auf der Bühne und macht Musik – zunächst mit seinen Brüdern als Teil der Boygroup 3A, später unter dem Pseudonym drumla als Producer und Drummer von Artists wie Zartmann.
Und jetzt?
Seit 2022 ist er unter dem Namen Aaron als Solokünstler aktiv und lässt seinen Kindheitstraum Realität werden. Umso intimer fühlt es sich an, dass bei der Show in Köln auch Aarons Freund*innen und Familie anwesend sind. Als die Menge dann lauthals die Zeile „Und du fragst: Sind wir jetzt Superstars?“ mitsingt, muss es sich zumindest ein bisschen so anfühlen, als wäre es bereits so. Inzwischen ist die versprochen, ichbindafürdich Tour vorbei. Ob Aaron tatsächlich noch zum Superstar wird, bleibt abzuwarten. Aber jetzt heißt es erstmal: innehalten und im Hier&Jetzt sein.
