Element of Crime gaben sich dieses Jahr beim Bonner Kunstrasen die Ehre und beglückten die Zuschauer mit einem gut zweistündigen Konzert und Musik vom Allerfeinsten. Texte wie diese gibt’s nur aus dem Hause Sven Regener.
„Jetzt spielen wir noch ein Lied und danach noch eins und noch eins, was eine super Überleitung zum Titel unseres nächsten Stückes Immer so weiter ist.“ Sven Regener und seine Bandkollegen von Element of Crime sind letzten Donnerstag, den 14. Juli 2016, gut aufgelegt. Sowohl musikalisch als auch was die Stimmung betrifft.
Auf dem schön gelegenen Konzertgelände des Kunstrasen Festivals mitten in der Bonner Rheinaue, direkt nebenan von Bötchensee und Grillplätzen, haben sich zahlreiche Zuhörer versammelt. Das Wetter spielt dieses Mal auch mit. So mancher regelmäßiger Kunstrasenbesucher dürfte da dieses Jahr schon schlimmeres erlebt haben – Stichwort matschige Wiesen und Schlammsuppe bis zum Knöchel.
Wilder Westen trifft auf Paris und Nordseeküste
Dem Altersschnitt des Publikums ist zu entnehmen, dass es sich bei Element of Crime um eine über lange Jahre gewachsene Kultband handelt, die ihre Fans über Jahre mitzieht und nicht um den neusten Trendact, der in die Charts stürmt. Das heißt natürlich nicht, dass ihre Musik in irgendeiner Form veraltet, irrelevant oder nur etwas für Fans der ersten Stunde sei.
Ganz im Gegenteil: Sven Regener (Gesang, Trompete,Gitarre), Jakob Ilja (Gitarre), David Young (Bass) und Richard Pappik (Schlagzeug) beweisen an diesem Abend unterstützt von Akkordeon und Tenorsaxophon einmal mehr ihr musikalisches Können, ihre Originalität und ihren Charme. Die Mischung aus melancholischem Chanson, gepaart mit ein paar Country-Einflüssen, Rock- und Pop-Elementen, dominiert von Regeners rauem Gesang und garniert mit seinem bemerkenswerten Trompetenspiel im Stile der Mariachis und der Liebe zu Norddeutschland ist in dieser Form einzigartig. Und dann sind da noch diese Texte.
„Wie viele Erdbeereise muss der Mensch noch essen?“
Sven Regener beweist nicht nur in seiner „Herr Lehman“-Triologie („Herr Lehmann“, „Neue Vahr Süd“, „Der kleine Bruder“), dass er es versteht mit Sprache umzugehen. Oft sind seine Texte für Element of Crime melancholisch, hier und da benutzt er ungewöhnliche Metapher und manchmal wirken die Worte fremd nebeneinander und passen doch perfekt zusammen.
Liebe ist ein großes Thema, wie zum Beispiel in Am Ende denk ich immer nur an dich: „Wie viele Erdbeereise muss der Mensch noch essen, bevor er endlich einmal sagt: ‘Ich bin dafür, Die böse Tat des Beinestellens zu unterlassen?’ Und darf ich irgendwann noch mal zurück zu Dir?“. Ebenfalls oft thematisiert: die nordische Heimat, wie im Publikumsliebling Delmenhorst. Oder Veränderungen wie im nicht Humor-freien Bitte bleib bei mir: „Und deine Hoffnung auf die Wahl zur Spargelkönigin ist hin. Wer zwanzigmal dabei war, darf aus Altersgründen nicht mehr kandidieren. Ich muss das wissen, weil ich schon seit 26 Jahren Ex-Spargelkönig bin“).
Ganze drei Zugaben
All diese schöne Stücke spielten Element of Crime an diesem schönen Sommerabend und noch viele mehr (Weisses Papier, Liebe ist kälter als der Tod, Ein Hot Dog unten am Hafen…). Insgesamt drei Zugaben gab die Band bei diesem gut zweistündigen Konzert. Sven Regener tanzte leicht ungelenk-charismatisch-torkelnd vor seinem Mikro und bedankte sich aufrichtig mit „Stark“- und „Vielen Dank“-Einschüben. Das Publikum feierte die Band frenetisch, sang die meisten Lieder mit und hatte jede Menge Spaß. Alles in allem eine runde Sache. In diesem Sinne: Vielen Dank und „Romantik!“