„bonnFM sendet aus der ehrwürdigen Alten Sternwarte in Bonn-Poppelsdorf.“ – das ist der Satz, mit dem der Pressetext des Bonner Campusradios anfängt. Anfing. Die eigene Definition über eine Örtlichkeit – „wow“ könnte man da denken. Zur Wahrheit gehört aber: Dieser Ort ist absolut zentral für diesen Sender. Ein Gastbeitrag.
Das Bonner Campusradio ist als Verein organisiert – und, soviel Vorabrecherche muss sein, ein Verein ist – laut Wikipedia – eine „freiwillige und auf Dauer angelegte Vereinigung von natürlichen und/oder juristischen Personen zur Verfolgung eines bestimmten Zwecks“. Das mag hochgestochen klingen, aber vieles daran beschreibt den Geist von bonnFM sehr gut.
Als ich damals nach Bonn gekommen bin – noch in dem irrtümlichen Glauben, ich würde total ehrgeizig und fokussiert meiner selbstauferlegten Tätigkeit als Student nachgehen, war das Mitgestalten des Campusradios eines meiner geheimen Topziele. Im Ernst: Studieren war schön und gut – aber selbst am Mikrofon die Stimme für andere zu sein, das war irgendwie größer.
Es hat nicht lange gedauert, bis ich das verstanden habe und mein Studium dementsprechend „gestaltet“ habe. Oder anders gesagt: Von meinen fünf Semestern, die ich insgesamt eingeschrieben war, habe ich zweieinhalb Jahre Vollzeit ehrenamtlich für bonnFM gearbeitet.
Als Chefredakteur, Moderator – aber auch irgendwie alleine durch, wegen und für die Tatsache, dass die Sternwarte wie ein besseres Café war. Nur ohne die nervige Tatsache, dass Gastronomie immer von ihren Profiteuren erwartet, für die Getränke zu bezahlen. Zusammengefasst: Ein Zufluchtsort für die, die alle Bock auf dasselbe hatten.
Vielleicht ist es alt, aber es war unser alt!
Viele unrühmliche Attribute passen auf die Kellerräume, aus denen das Campusradio gesendet hat. Ob modrig, oll oder lebensgefährlich: Keines von ihnen hätten uns von unserem Vorhaben abhalten können – und wir haben viel in diesen Räumen erlebt: Ob wir eines Nachts zwölf Stunden durchgesendet haben, ob wir Kaffee mit Kölsch statt Wasser gekocht haben (MACHT DAS NIEMALS NACH. WIRKLICH.). Ob statt gewöhnlicher Team-Building-Maßnahmen in der Cocktailbar ein DJ-Set mit kalten Bier im Studio oder eine Live-Sendung für’s Internet mit dem „mutigen“ Namen „bonnEM“ zur Fußballeuropameisterschaft: Das Austoben, Ausleben, Ausprobieren – das alles sind Aspekte, die uns für unsere beruflichen Laufbahnen geprägt, geformt und geschult haben. bonnFM war für uns, was VIVA für die Neunziger war: Charakterprägend, irgendwie anarchistisch und kosmisch auf sich selbst fixiert – mit dem Ziel, die Welt um sich herum zu verändern oder zumindest zu verstehen.
An diesem Wochenende zieht das Bonner Campusradio bonnFM nach zwölf Sendejahren in eine neue Location. Und verlässt kalte, modrige Kellerwände, um sich in einem modernen Gebäude ein neues Zuhause zu bauen. Ich wünsche dem ganzen Team dabei soviel Freude, wie wir sie hatten, dabei, einer neuen Kulisse den Anstrich zu verpassen, den es braucht, um auszurasten. In alle Richtungen.
Und zum Schluss ein Tipp für’s Leben: Den Geruch von Kölsch bekommt ihr niemals aus einer Kaffeemaschine.
Disclaimer: Ich war von 2014 bis 2016 aktiv bei bonnFM. Vom Juli 2015 bis Juli 2016 als Chefredakteur und Geschäftsführer.
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