Die australisch-koreanische Singer-Songwriterin Hannah Bahng ist derzeit mit ihrer “The Abysmal Tour” in Europa unterwegs. Bei ihrem Auftritt im Bürgerhaus Stollwerck beweist sie, dass sie weit mehr als nur die kleine Schwester von K-Pop-Star Bang Chan ist.
Mit gerade einmal 21 Jahren hat Hannah Bahng schon einiges vorzuweisen. Erfolgreich schreibt, komponiert und produziert sie ihre Songs in Eigenregie – und das auch noch unter ihrem eigenen Label. Doch der Weg dahin war nicht ganz so einfach.
Dreimal bewarb sie sich bei der koreanischen Künstleragentur JYP Entertainment, die unter anderem die weltweit erfolgreiche Boygroup Stray Kids hervorgebracht hat. Leader der Gruppe ist Hannahs älterer Bruder Bang Chan. Damals träumte Hannah noch davon, selbst ein K-Pop-Idol zu werden. Doch während der Pandemie kam es zu einem Umdenken. Die junge Künstlerin startete einen YouTube-Kanal. Aus Vlogs und Cover-Songs wurden bald eigene musikalische Werke mit voller kreativer Kontrolle.
„Hot girls love Hannah“: Warum die Newcomerin so beliebt ist
Heute spielt Hannah Bahng in ausverkauften Locations weltweit, so wie auch am Sonntag, dem 6. April 2025, im Bürgerhaus Stollwerck in Köln. Dass ihr der Durchbruch über YouTube gelang, überrascht kaum: Die Sängerin überzeugt nicht nur musikalisch, sondern auch mit ihrer offenen und sympathischen Art. Sogar mit ein paar Brocken Kölsch konnte sie das Kölner Publikum beeindrucken. Die Redewendung “Et kütt wie et kütt” hat sie von einem kölschen Freund gelernt.
Ironisch wünschte sie dem Publikum die “schlimmste Nacht ihres Lebens”. Doch das war es mit Sicherheit nicht. Während ihres Auftritts interagierte Hannah viel mit den Fans, machte Witze, schoss Selfies und öffnete sogar Pokémon-Karten. Ihre Fans, liebevoll “blues” genannt, zeigten sich begeistert von der Australierin mit koreanischen Wurzeln und überschütteten sie mit selbst gebastelten Geschenken. Ein Mädchen hielt stolz ein Schild hoch mit der Aufschrift: “Hot girls love Hannah”. Zwischendurch holte die Sängerin auch eine Zuschauerin auf die Bühne für ein Zauberwürfel-Battle. Hannah gewann, doch als Trostpreis gab es einen signierten Zauberwürfel. “Danke, dass du mich gewinnen ließest,” scherzte Bahng.
„Situationships“ und griechische Sagen: Hannah Bahng beeindruckt mit ihrem Songwriting
Auf der Bühne wurde Hannah Bahng von einem Gitarristen und einem Schlagzeuger begleitet. Sie selbst wechselte im Laufe des Abends zwischen Gitarre und Keyboard, um ihren gefühlvollen Indie-Pop zu präsentieren. Die sanfte Ballade hannah interlude enthält eine liebevolle Voicemail ihrer Mutter auf Koreanisch, in der sie ihre Tochter ermutigt, sich in schwierigen Zeiten nicht zu sehr zu stressen, sondern Schritt für Schritt weiterzugehen. Über den universellen Schmerz unergründlicher und verwirrender „Situationships“ singt die Musikerin hingegen im kraftvollen Song What Never Lived.
Das mystische Stück POMEGRANATE ist von der griechischen Sage um die obsessive Liebe zwischen Hades und Persephone inspiriert. Neben einigen bisher unveröffentlichten Songs enthielt die Setlist auch ein Cover von Church, einem Song ihrer australischen Lieblingsband Chase Atlantic, sowie ein Oldie für die Eltern im Publikum: Livin’ on a Prayer von Bon Jovi.
Mit einer Zugabe des erfrischenden Wohlfühlsongs perfect blues endete das kurze, aber äußerst unterhaltsame Konzert nach etwas mehr als einer Stunde. Für etwa 47 Euro war es kein billiges Vergnügen, doch die „blues“ feierten zu Recht die vielversprechende Newcomerin und freuen sich bereits auf ein Wiedersehen.