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Bild: Live Nation

Anderthalb Stunden Kind sein – Alessia Cara mit „Love & Hyperbole” in Köln

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Nach ihrem ‚Erfolg über Nacht‘ in den 2010ern mied Alessia Cara (28) jahrelang die Musikindustrie. Jetzt ist sie mit ihrem neuen Album „Love & Hyperbole“ zurück auf Welttournee. Am Sonntag (15.06.2025 Köln) verwandelte sie Die Kantine mit alten sowie neuen Pop- und R&B-Songs in einen Jazzclub. Ein Thema war dabei besonders präsent: Vergänglichkeit.

Vor 10 Jahren startete Alessia Cara ihre Karriere als Sängerin. In kürzester Zeit erreichte ihre erste Single Here mehrere Millionen Streams. Noch heute zählt diese neben den Pop-Songs Stay, Scars To Your Beautiful und Wild Things zu ihren erfolgreichsten Tracks. Die Kanadierin wurde 2018 außerdem mit einem Grammy in der Kategorie Beste neue Künstlerin ausgezeichnet. Doch Awards und Streams waren für mich persönlich nebensächlich, als ich selbst im Teenageralter ihre erste EP Know-It-All rauf- und runterhörte.

Kindsein

Plötzlich war ich selbst wieder Teenagerin. Vor Augen sah ich mein altes Kinderzimmer. So oft habe ich mir beim Musikvideo von Seventeen gewünscht, endlich älter zu werden. Dabei hat Alessia Cara doch schon immer davon gesungen, dass die Zeit viel zu schnell verfliegt. Deshalb rief sie am Sonntagabend dazu auf, dass wir uns gemeinsam für die nächsten anderthalb Stunden wieder, wie Kinder fühlen:

„I just hope that for this next hour and a half, that we have together, we can just be present and forget about everything kinda going on in the outside world – and just feel like kids again, you know? […] If you have to cry, cry! Scream, sing, dance! There’s no judgement.”

Alessia Cara betonte, dass alle Emotionen erlaubt sind, ohne diese zu bewerten. Wir sollten weinen, schreien, singen und tanzen, wenn wir uns danach fühlten!

Erwachsenwerden

Wieder wie Kinder fühlen? Das schien den meisten im Publikum, leicht zu fallen. Denn als die Sängerin fragt, wer sie bereits von ihren älteren Alben kennt, jubelt die Mehrheit. Aber auch ein paar neue Fans befanden sich in der Menge. Schließlich spielte Alessia Cara, nach sechs Jahren Pause von der Musikindustrie, nun ihre erste Welttournee anlässlich des neuen Albums Love & Hyperbole

Bild: Universal Music
Bild: Universal Music

Thematisch ist das Album in zwei Hälften geteilt, wie Alessia Cara selbst auf ihrem YouTube Kanal in Track by Track Videos erläutert. Der erste Teil verarbeite schwerere Themen. Teil zwei wiederum solle leichter sein und Spaß machen. Das gesamte Album erzähle von dem Prozess, wieder Licht in ihrem Leben zu finden. Die Songs handeln, wie der Titel bereits verrät, vor allem von Liebe, Selbstwertgefühl und zwischenmenschlichen Beziehungen. Nicht nur in den Lyrics, sondern auch in ihrem Sound wird deutlich: Alessia Cara hat sich weiterentwickelt und ist – irgendwie mit uns zusammen – erwachsen geworden. Auch wenn ihre älteren Pop-Songs noch genau wie früher (oder vielleicht sogar noch mehr?) berühren, zeigen die heute überwiegenden Elemente von Soul, R&B und Dance-Pop mehr Vielseitigkeit in ihrer Musik.

Bild: bonnFM
Bild: bonnFM

Love & Hyperbole

Das Bühnenbild am Sonntag erinnerte, passend zu Alessia Caras ausgereiften Sound, an einen Jazzclub. Denn der Hintergrund war von geschwungenen Bordeaux-Vorhängen bedeckt. Die Band und Sängerin trugen rote und schwarze Kleidung. Alessia Caras rotes Mikrofon wurde zu ihrem Widererkennungsgegenstand. Das gesamte Setup setzte mit einer eigenen Ästhetik einen Kontrast für das Publikum: Kinderzimmer & Jazzclub. Kindsein & Erwachsenwerden. Love & Hyperbole.

Die Setlist hangelte sich an der Chronologie des neuen Albums entlang, doch warf uns durch alte Tracks immer wieder zurück in die Vergangenheit. Als Überraschungssong spielte die Band den Track 7 Days, womit sie existenzielle Fragen, die wir uns auf Grund der aktuellen weltpolitischen Lage stellen, thematisierten:

„What heals the world is music and being together – like here in this room.”

Musik heilt die Welt, das macht Alessia Cara deutlich. Anderthalb Stunden der Love & Hyperbole Tour haben gezeigt, wie wichtig es ist, Momente präsenter wahrzunehmen. Denn auch der europäische Teil der Tour ist schon vorbei. Im Herbst und Winter 2025 wird die Sängerin weitere Konzerte in Nord- und Lateinamerika spielen.

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