Am 28.4. ist Hans Zimmer mit Band, Chor und Orchester in der Kölner Lanxess Arena aufgetreten. Vor rund 10 000 begeisterten Fans präsentierte er erstmals eine Auswahl seiner bekanntesten Soundtracks in Konzertform und bewies, dass seine Musik auch ohne die Filme ihre Wirkung entfaltet.
Der Name Hans Zimmer ist vielleicht manch einem nicht geläufig, obwohl jeder wahrscheinlich schon seine Musik gehört hat. Seit über 30 Jahren unterstützt er nun schon Regisseure dabei, ihre Filme klanglich abzurunden. Häufig geht es dabei brachial und opulent zu, aber in den richtigen Momenten versteht der 58-jährige Komponist und Musiker sich auch darauf, mit leisen Tönen Gänsehaut zu erzeugen. Inzwischen hat er die Musik zu über 100 Filmen beigesteuert und wurde insgesamt schon 10 Mal für den Oscar nominiert, den er für seine Musik zu „König der Löwen“ auch bekommen hat. Man kann also durchaus behaupten, dass Hans Zimmer einer der gefragtesten Komponisten Hollywoods ist und trotzdem schleicht er sich beinahe auf die Bühne der Lanxess Arena. Er übernimmt auch nicht die Rolle des Dirigenten, sondern setzt sich wie selbstverständlich an ein kleines Klavier, das im Mittelpunkt seiner Band steht.
Kammermusik und Bombastrock
Mit einem stimmungsvollen Medley aus „Driving Miss Daisy“, „Sherlock Holmes“ und „Madagascar“ beginnt das gut 3-stündige Konzert. Besonders gelungen ist dabei, dass die Bandmitglieder ist nach und nach auf die Bühne kommen und Chor und Orchester – bis dahin hinter einem Vorhang versteckt – erst im letzten Drittel mit einsteigen. Die Band driftet im Folgenden immer mal wieder in Rock- oder sogar Metal-Gefilde ab, woran die beiden Gitarristen Mike Einziger (Mitglied der Band Incubus) und Guthrie Govan maßgeblich beteiligt sind. Chor und Orchester bilden den Klassik-Gegenpol, was vor allem in der ersten Hälfte des Konzerts sehr gut funktioniert.
Musizieren mit Freunden
Immer wieder erzählt Hans Zimmer kleine Anekdoten aus seinem Arbeitsalltag und hebt dabei vor allem die langjährige Freundschaft hervor, die ihn mit seinen Bandkollegen verbindet. So greift er beispielsweise die Entstehungsgeschichte der „König der Löwen“-Filmmusik auf, nachdem Lebo M. die bekannte Anfangsmelodie zum besten gegeben hat. Ein weiteres gesangliches Highlight ist der Auftritt von Czarina Russell, die sich bei „Now We Are Free“ vom „Gladiator“-Soundtrack zu den anderen Musikern auf die Bühne gesellt. Nach etwas über einer Stunde verabschiedet Hans Zimmer sich dann mit einem gelungenen „Fluch der Karibik“-Medley in die Pause.
Kopfkino vorprogrammiert
Auch in der zweiten Hälfte greift Hans Zimmer auf einige seiner bekanntesten Werke zurück. Neben „Rain Man“ und „Man Of Steel“ ist vor allem die Musik zu den Filmen von Christopher Nolan („The Dark Knight“, „Interstellar“, „Inception“) sehr präsent. Der dröhnende Klangteppich von „The Dark Knight“ ruft einem mühelos das Katz-und-Maus-Spiel von Batman und dem Joker vor Augen – auch ohne die teils doch recht übertrieben bombastische Lichtshow, die in Konkurrenz zur Musik tritt. Doch auch musikalisch funktioniert der Bombast nicht ganz ganz einwandfrei, da in der zweiten Konzerthälfte mehr auf Lautstärke als auf Durchlässigkeit gesetzt wird. Erst bei „Insterstellar“ und der Zugabe „Inception“ geht der Lautstärkepegel wieder etwas zurück und die einzelnen Instrumente lassen sich wieder deutlich voneinander unterscheiden. Das Konzert findet mit „Time“ (vom „Inception“-Soundtrack) dann einen sehr ruhigen, aber absolut gelungenen Abschluss. Doch obwohl der Abend insgesamt eine runde Sache war, wird sich der ein oder andere wohl die Frage stellen, wie die Musik von Hans Zimmer wohl in kleinerer, etwas weniger bombastischer Besetzung klingen würde…