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“Glücklich und Leidend” – KUMMER verabschiedet sich

Lesezeit: 3 Minuten

Mit seiner „Bye Bye Kummer“ – Tour verabschiedet sich Kraftklub-Frontmann Felix Brummer von seiner Solokarriere unter dem Pseudonym (und seinem echten Nachnamen) KUMMER. Eine ganz bewusste Entscheidung und keine Folge mangelnden Erfolgs. Den Erfolg, und zwar großen, kann Felix nämlich vorweisen. Sein 2019 veröffentlichtes Album KIOX erreichte auf Anhieb Platz Eins der Deutschen Charts. Die letzte KUMMER-Single „DER LETZTE SONG (ALLES WIRD GUT)“ hielt sich zwei Wochen auf Platz Eins. Sein Konzert im Skaters Palace in Münster zeigt, dass das, was KUMMER auf der Bühne macht, mehr ist als Musik.

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Eine Vision die unter die Haut geht

Die Skaterhalle in der KUMMER heute Abend auftritt wird still, dann ertönt Jubel. Hinter dem weißen Kasten, auf dem eben noch nostalgische Videos aus dem Osten der 90er projiziert waren, tritt KUMMER hervor. Der erste Beat erklingt und der 33-jährige nimmt mit Stimme und Körper die ganze Halle ein. Im weißen T-Shirt, orangener Jacke und blauen Jeans präsentiert er seine ersten Songs des Abends und zieht unmittelbar das gesamte Publikum in seinen Bann. Die Wirkung der auf jeden Song perfekt abgepassten Lightshow, der Bass in der Brust, die emotionsgeladenen Texte und seine unfassbare Präsenz auf der Bühne schaffen eine explosive Stimmung, die der Crowd ins Gesicht geschrieben steht.

„Ihr seht glücklich aus aber auch ein bisschen leidend“, sagt Felix während einer der kurzen Pausen an dem Abend, in denen er sympathisch vor sich hin erzählt. Von vergangenen Gigs in Münster, dem Konzept hinter seinem weißen T-Shirt und der Band Kraftklub.

Ein bisschen K

Deren Fans kommen heute nicht zu kurz. KUMMER rappt seine eigenen Versionen der Kraftklub Hits „Chemie Chemie Ya“, „500K“, „Ein Song reicht“ und „Randale“. Trotzdem werden seinen Solo-Tracks mindestens genauso viel Enthusiasmus und Lautstärke entgegengebracht. Jeder Schritt, jede Handbewegung, jeder Scheinwerfer passt und sorgt für eine Vision, die im Gesamtpaket einer Kunstinstallation gleicht.

Für den Song „DER LETZTE SONG (ALLES WIRD GUT)“, mit dem er 2021 als „letzten Song“ das Ende des Projekts verkündet hat, holt er seine zwei Schwestern Lotta und Nina Kummer, Teil der Vorband Blond, auf die Bühne. „Ich weiß, da draußen ist grade nicht alles gut aber hier und jetzt in diesem Moment ist ja eigentlich schon alles gut.“ Mit diesen Worten kündigt er den Song an und die Crowd übernimmt den Text, der eine Generation vertritt und singt sich Frustration und Angst unter Gleichgesinnten aus dem Leib.

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Alles wird gut (?)

KUMMER hat den Mitt-Zwanzigern Halt gegeben, in einer Zeit, in der die Zukunft ungewiss und Vieles nicht garantiert ist. Mit seinen Texten hat er den deutschen Rap, laut eigener Aussage, „wieder weich und traurig gemacht“. Und das erzeugt einen Nachhall, der mit Sicherheit auch verweilt.

Dass während der Promotion für seine Tour immer wieder der Abschiedsaspekt betont wurde, lässt zweifeln, ob Felix jemals wieder unter dem Namen KUMMER Musik rausbringen wird. Mit seiner Band Kraftklub hat er ein Album in der Pipeline (KARGO kommt am 23. September 2022 raus) und er scheint auch sonst von dem übermäßigen Erfolg seiner Festival-Auftritte und Solo-Tour, die fast komplett ausverkauft ist, nicht ins Schwanken gekommen zu sein, was die Entscheidung angeht, das Projekt KUMMER zu beenden. Doch als seine Fans in der verschwitzten Menge mit erhobenen Händen und im perfekten Chor zum Schluss Max Raabes Hook in „Der Rest meines Lebens“ grölen, wird klar, dass die Herzen der KUMMER-Fans noch lange keinen Abschied von seiner Musik nehmen.