Dieses Interview ist im Rahmen der Bonner Waldgespräche entstanden. Die Stadt Bonn ist dieses Jahr European Forest City.
Die Sommer werden wärmer, wir sitzen draußen und grillen. Doch das kann erhebliche Folgen haben. Was der Mensch und der Klimawandel miteinander zu tun haben, erfahrt ihr im Interview mit Waldbrandmanager Alexander Held.
Wir haben tausende Euro gespendet, um die verheerenden Brände in Australien einzudämmen. Millionen von Wildtieren mussten ihr Leben lassen und auch einige Menschen wurden verletzt. In Kalifornien beschließt Trump, Waldbrände einfach zu bombardieren. Momentan brennen die weiten Wälder von Sibirien wieder lichterloh.
Früher hat man selten von Waldbränden gehört. Klar, hier und da gab es mal einen Einsatz mit Löschflugzeugen und Australien hat noch kein Jahr ohne Waldbrände verbracht. Aber seit letztem Jahr sind Waldbrände ein noch größeres Thema und wir fragen uns: Wie geht es weiter? Wird Australien nächstes Jahr wieder in Flammen aufgehen? Und wann kommen die verheerenden Brände auch zu uns nach Deutschland? Alexander Held ist Waldbrandmanager und arbeitet als Senior Manager beim European Forest Institute. Er berät Förster*innen und Politiker*innen, wie man den Wald brandsicherer gestalten kann.
Wer ist schuld?
“Es gibt drei Gründe für Feuer und das sind Männer, Frauen und Kinder”. Dieser überzeichnete Spruch ist unter Waldbrandexperten bekannt und verrät uns eins: Die meisten Waldbrände sind menschengemacht. Ob es nun das unvorsichtige Grillen, die Zigarettenkippe oder die liegengelassene Glasflasche ist. “Man kann darüber streiten, ob Zigaretten jetzt wirklich so gefährlich sind”, merkt der Experte an. Es gibt aber noch weitere Gefahrenquellen, an die wir vielleicht nicht sofort denken. Zum Beispiel ein geparktes Auto im hohen Gras. Der heiße Katalysator an der Unterseite kann schnell dazu führen, dass ein Feuer entsteht.
Alex wünscht sich mehr Achtsamkeit in der Bevölkerung. “Es muss ein bewussterer Umgang sein. Wenn wir Feuer machen, müssen wir wirklich dafür Sorge tragen, dass es wieder aus ist.” Lagerfeuer, die ausschließlich an gesicherten und extra dafür hergerichteten Feuerstellen gemacht werden dürfen, sollten mit Wasser, Erde oder Sand abgedeckt werden. Wenn Feuer kontrolliert wird, kann es den Menschen sogar nutzen: In vielen Gebieten der Welt hilft Feuer bei der Landwirtschaft. Selbst in Brasilien wurden viele der Feuer nicht im Regenwald, sondern in den umliegenden Gebieten gelegt. “Landnutzungsfeuer” nennt man sowas. Der Unterschied ist: Ein Feuer funktioniert in manchen Gebieten, in manchen aber gar nicht. “Das hat völlig andere Auswirkungen, als ein Feuer in der Savanne von Afrika. Das ist ein relativ stabiles System von Feuer und Nachwachsen”. Der Amazonas sollte normalerweise nicht brennen. Doch warum tut er es dennoch?
Die Klimaerwärmung
Das stetig wärmer werdende Klima sorgt dafür, dass eigentlich nicht brennbare Biomasse sich in Brennmaterial verwandelt. Nasses Holz brennt nicht so gut und schnell wie trockene Äste und trockenes Laub. Die Temperaturen sind höher, es regnet weniger und die Auswirkungen werden jedes Jahr stärker. Feuer in der Arktis zeigen ganz eindeutig, dass die Erde eine Veränderung durchmacht.
Klimawandelleugner versteht Alex nicht. “Es gibt niemanden der leugnen kann, dass Klimawandel stattfindet. Wir sehen eindeutig, dass die Temperaturen steigen. Wir sehen die Zunahme von Extremwetterereignissen. Das sind ja Fakten, die wir mittlerweile jeden Tag erleben können. Da gibt’s nichts zu leugnen und da gibt’s auch nichts zu diskutieren.” Als jemand, der sich intensiv mit dem Ökosystem Wald beschäftigt, mag das ganz eindeutig sein. Für viele Politiker*innen mit wirtschaftlichen Interessen leider nicht. Auch Deutschland spürt die Klimaerwärmung. “Bisher war das in weiten Teilen Deutschlands kein Thema. Es geht jetzt drum Aufklärungsarbeit zu leisten.” Die Förster*innen und Stadtbezirke sind nicht auf brennende Wälder vorbereitet und müssen mit der Hilfe von Experten wie Alex lernen, welche Präventivmaßnahmen angebracht sind. “Ein Feuer im Schwarzwald, das war sehr sehr ungewöhnlich. Weil das Klima das nicht hergegeben hat.”
Präventiver Brandschutz und Feuerlöschen
Die Zuständigkeiten sind, wie fast alles in Deutschland, bürokratisch festgelegt. Die Landeigentümer*innen haben die Verantwortung, dass ihre Wälder nicht brennbar sind. Das steht in jedem Landeswaldgesetz. Sollte doch ein Feuer ausbrechen, ist die Feuerwehr solange zuständig, bis es wieder gelöscht ist. Deswegen müssen wir beim Kampf gegen unkontrollierte Waldbrände zwischen “Präventivem Brandschutz” und “Zivilschutz” unterscheiden. Präventiv handeln heißt z.B. feuerwehrfreundliche Waldwege, an den Rändern des Weges noch 20-30 Meter Pufferzone, die wie ein Park ist. Aber das bedeutet auch hohe finanzielle Aufwände für Landbesitzer*innen.
“Es ist wichtig in diesem lauten Konzert der Feuerbekämpfer die Trommel für den Förster zu rühren, der da draußen eine entscheidende Rolle spielen sollte”. Oft denken die Menschen nur an die Feuerwehr, wenn sie an Brandschutz denken. “Das ist ein sehr kurzfristiger und ein sehr unfairer Ansatz. Die Feuerwehr muss ein gesellschaftliches Gesamtproblem lösen.” Wenn dann doch ein Feuer ausbricht, sind wir in Deutschland bis jetzt noch gut aufgestellt. Die Feuerwehr wird immer mehr dazu ausgebildet, auch in der Natur voranzukommen. Alex sieht eine positive Entwicklung in der Aufrüstung und Aufklärung.
Jede*r trägt Verantwortung
Wer kann etwas gegen die Waldbrände tun? Die Feuerwehr muss sich auf Waldbrände einstellen. Die Landbesitzer*innen müssen lernen, wie sie ihren Wald vor großen Bränden sicher machen. Doch am wichtigsten sind wir selbst. 90% aller Waldbrände sind menschengemacht, also seid achtsam, wenn ihr im Wald unterwegs seid. Schaut vorher die Nachrichten und in den Waldbrandgefahrenindex. Tut etwas gegen den Klimawandel. Nur so können wir dafür sorgen, dass unser Ökosystem nicht angegriffen wird.