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Quelle: bonnFM

Italienischer Rock im Sonnenuntergang

Lesezeit: 3 Minuten

Zwei Jahre nach ihrem Sieg beim Eurovision Song Contest hat die italienische Rockband Måneskin am Sonntag in Hannover ihre Rush World Tour gestartet, und damit direkt das einzige Konzert in Deutschland abgehakt. Aber lohnt es sich überhaupt noch auf ein Konzert zu gehen, oder ist der Hipe vom ESC so langsam verflogen?

„Italy is the winner of the Eurovision Song Contest 2021!“. Diesen Satz haben viele direkt im Kopf wenn das Wort Måneskin fällt. „Das sind doch die vom ESC oder?“ wird man auch jetzt, zwei Jahre nach ihrem Sieg immer noch gefragt, wenn ein Lied von der italienischen Rock Band läuft. Nach ihrem Sieg ist die vierköpfige Band weltweit bekannt geworden und hat dieses Jahr im März das erste Album nach dem ESC rausgebracht. „Rush“ heißt es, und beschreibt wohl ganz gut den Zustand der Band, die sich seit 2021 ständig von einem großen Konzert zum nächsten begibt. Dazu ist am Sonntag in Hannover die gleichnamige Welttournee gestartet. Aber steckt hinter der Band noch mehr als der ESC-Hipe?

Die Show war eine 10 von 10

Pünktlich um 20 Uhr stimmten Damiano, Victoria, Ethan und Thomas ihren ersten Song auf der Bühne bei der Expo Plaza an. Von Anfang an war klar, die vier brennen für das was sie tun. Und das nicht nur, weil sie den Song „Gasoline“ zwischen brennenden Säulen performt haben. Der Gesang war bis auf ein paar Ausrutscher on point, und die paar schiefen Töne hat Sänger Damiano locker hingenommen. Auch Victoria am Bass und Gitarrist Thomas haben beim ein oder anderen Solo für Applaus gesorgt. Zwischen dem Gesang gab es lange instrumentale Parts, bei denen die Band ihr Können unter Beweis gestellt hat. Und das ganze kombiniert mit einer Live Performance, so wie man es von Måneskin gewohnt ist. Die vier haben zusammen auf der Bühne eine Show abgeliefert und auch das Publikum mit einbezogen, sodass Victoria sogar einmal in der Crowd gesurft ist.

Gute Mischung aus neuen Songs und bekannten Bangern

Natürlich hat es sich die Band nicht nehmen lassen, auch bei dieser Welttour wieder alle ihre bekannten Banger wie „I wanna be your Slave“ oder das Cover „Beggin“ zu spielen. Aber auch viele Songs aus dem neuen Album „Rush“ waren dabei. Die haben die vier nicht einfach runtergespielt, sondern durch verschiedene Soli und instrumentale Parts ausgeschmückt. Und auch die ganz neue Instrumentalversion des Songs „Timezone“ kam beim Publikum gut an. Für das Lied ist die Band sogar von der Hauptbühne auf eine kleinere Bühne an der Seite gewechselt, und hat dort bewiesen, dass sie nicht nur powervolle Rocksongs draufhaben sondern auch emotionale Balladen spielen können. Überrascht wurde die Crowd dann von einem noch unreleasten Song, der definitiv Banger Potential hat, sowie einem neuen Coversong von der Band Blur. Als Abschlussritual hat Måneskin ihren Song „Kool Kids“ zusammen mit einigen Fans auf der Bühne gespielt und damit den Abend, neben ein paar Zugaben, perfekt abgerundet. Insgesamt haben sie nicht nur eine gute Mischung aus altbekannten Favoriten und neuen Songs geschafft, sondern vor allem auch einen bunten Mix aus Rock, Liedern mit punkigem Touch und Balladen.

Die Band top, die Crowd flop

So gut die Performance von Måneskin auch war, die Crowd war es an dem Abend in der Expo Plaza nicht. Schon bevor es losging gab es einige Pöbeleien und Unstimmigkeiten unter den Fans. Und auch wenn die Stimmung in den vorderen Reihen auf dem Höhepunkt war, ab der Mitte des Geländes stand die Crowd fast komplett still. Nur nach Aufforderungen der Band wurde mitgeklatscht oder gesprungen, vom mitsingen ganz zu schweigen. Ausgerechnet beim Coversong „Beggin“ waren dann aber alle textsicher, während bei den anderen Songs wenn überhaupt der Refrain mitgesungen wurde.

Insgesamt war das Publikum vom Alter sehr gemischt, ob jung oder alt, Måneskin hat sie alle auch zwei Jahre nach dem ESC noch in ihren Bann gezogen. Und das zurecht. Sie haben eine knapp zweistündige Show abgeliefert, bei der sowohl getanzt als auch geweint werden konnte. Da war die mittelmäßige Crowd dann auch nur noch zweitrangig.