Am Dienstag, den 17. November, spielte der Tenorsaxophonist Kamasi Washington mit seiner Band im Clubbahnhof Ehrenfeld. In einem gut zweistündigen Konzert stellte er eindrucksvoll unter Beweis, warum er zur Zeit wohl als der heißeste Jazz-Act der Szene gehandelt wird.
Das Kamasi Washington Konzert im Clubbahnhof Ehrenfeld war ausverkauft. Kein Wunder, gilt sein Debütalbum The Epic als die Jazzsensation des Jahres. Der aus LA kommende Tenorsaxophonist entstammt der LA-Clique um das Label Brainfeeder des Produzenten Flying Lotus, auf dem auch The Epic erschien. Auf jenem Label sind ebenfalls Künstler wie Thundercat beheimatet, der unter anderem in Washingtons Band E-Bass spielt. Auch mit Künstlern wie dem Rapper Kendrick Lamar ist Washington befreundet. So war er auf dessen diesjährigem Sensationsalbum To Pimp A Butterfly zu hören. Washingtons eigenes Werk als Leader ist schlicht und ergreifend überwältigend. Es dauert fast drei Stunden, vereint neben einer großartigen elfköpfigen Band noch einen Chor und ein aus 32 Musikern bestehendes Orchester. Das Wort “episch” ist also durchaus angemessen und trifft auch auf den Auftritt in Köln zu.
Zwei Stunden pure Energie
Drei Stunden dauerte das Konzert im Clubbahnhof Ehrenfeld nicht, aber immerhin gut zwei. Und natürlich war auch kein Chor und kein Orchester mit von der Partie. Die Bühne war mit insgesamt acht Musikern auch so schon gut gefüllt, was unter anderem an den zwei grandiosen Drummern Tony Austin und Ronald Bruner (Thundercats Bruder) lag. Kamasi Washington erklärte, er sei einmal gefragt worden: „Kamasi, warum so viel Percussion?“ Seine Antwort lautet: „Warum nicht?“ Um kurz nach Neun betrat die Gruppe die Bühne, eine Vorband gab es nicht. Und es wurde auch keine gebraucht. Das gut aufgelegte Publikum war von jetzt auf gleich warm, wie auch die Band selbst. Kamasi & Co legten gleich mit einem dynamischen, hoch energetischen Stück los und zogen den Club in ihren Bann. Im Verlaufe des Abends schuf die Band mit der Auswahl ihrer Stücke eine angenehme, abwechslungsreiche und gut durchdachte Spannungskurve. Mal ging es ein wenig ruhiger zu, dann folgte wieder eine schnellere Komposition.
Sandkastengeschichten für Zwischendurch
Zwischendurch gab Washington unterhaltsame und charmant erzählte Anekdoten über seine Band zum Besten. Unter anderem wie er und seine Mitmusiker zusammen gefunden haben, dass sich viele seiner Bandkollegen und er schon seit Kindheitstagen kennen und dass er früher behauptet habe, Drummer Tony Austin sei Teil seiner Band, bevor dies überhaupt der Fall war. Augenzwinkernd und wohl nicht ganz wahrheitsgemäß, beschrieb er einen seiner Kindergeburtstage, zu dem auch Drummer Ronald Bruner eingeladen war. Nachdem sich dieser mit angeblichen eineinhalb Jahren an sein Drumset gesetzt und zu spielen begonnen hätte, habe Washington selbst sich für das Tenorsaxophon entschieden. Zu gut war der kleine Bruner damals schon.
Imposante Ausstrahlung keinerlei Allüren
Insgesamt spielte die Band ungefähr sechs bis sieben Stücke. Diese dauerten allerdings weit mehr als fünf Minuten und kratzen meist eher an der viertel Stunde. Langweilig wurde es dabei nie, da alle Musiker es verstanden, ihre teilweise ausufernden Soli immer interessant zu gestalten und sich nicht zu wiederholen. Dabei stach natürlich besonders das Mastermind Kasami himself heraus. Doch auch Kontrabassist Miles Mosley stellte mit seiner äußerst originellen Spielweise sein Können unter Beweis, genauso wie die beiden Drummer Austin und Bruner, die ein spannendes Solo im Dialog darboten.
Das Konzert endete wie es begann, mit großem Applaus, einem gut gelaunten Publikum und ohne Zugabe. An diesem Abend war alles gesagt worden. Danach ging es noch in den Vorraum des Clubbahnhofs zum Meet&Great mit den Künstlern, wo fleißig Fotos geschossen und Autogramme verteilt wurden. Genau wie die Platte, eine epische Show.