Heinz Erhardt trat Dienstag in der Stadthalle Bad Godesberg auf. Moment mal – Heinz Erhardt ist der nicht schon lange verstorben? Ja, deshalb stand auch Hans-Joachim Heist auf der Bühne und schlüpfte in seine Rolle. Wir waren für euch vor Ort, um einen Abend in den 50ern zu erleben.
Hans Erhardt ist einer der ganz Großen. Er ist Kult und gehört immer noch – fast 50 Jahre nach seinem Tod – zu den beliebtesten Komikern der Nation. In den 50er und 60er Jahren prägte er die deutsche Kultur wie keine Zweiter. Hans-Joachim Heist, auch als Gernot Hassknecht aus der Heute Show bekannt, mimte Erhardt am Dienstagabend. Erhardt ist vor allem berühmt für seine Wortspielereien und -verdrehungen, pointierte Gedichte und sein verschmitztes Lächeln. Keiner konnte so gut den Schelm spielen wie er.
Großer Saal, große Fußstapfen
Große Fußstapfen sind es, in die Heist zu treten gedenkt. Passend dazu war der große Saal der Stadthalle Bad Godesberg nur halb bestuhlt. Auf der Bühne stand nichts, als ein Lektorenpult nebst einem Beistelltisch für ein Wasserglas.
Man hätte es nicht besser planen können: die Stadthalle Bad Godesberg – erbaut 1955, mit ihrer schlichten Sitzgarnitur und einem Stand im Foyer, an dem heiße Bockwürstchen und Bitburger verkauft wurden – wirkte, als hätte sich in den letzten 60 Jahren nicht viel verändert. Die Kulisse für einen Abend in der Kulturlandschaft der deutschen Nachkriegszeit war also geschaffen. Die großen, runden Leuchter wurden gedimmt und 50er Jahre-Filmmusik begleitete Hans-Joachim Heist auf die Bühne. Nun stand er da, der kleine Mann im Anzug, grüßte mit einem kecken: „Ich bin froh, dass ich hier bin!“ und rezitierte Erhardts Vita. Etwas verloren sah er aus auf dieser großen Bühne, als er das Publikum, welches überwiegend, aber nicht nur, aus Rentnern bestand, willkommen hieß.
Die Brille auf, das Lachen raus
Allzu lange musste sein Publikum nicht warten: Er drehte sich um, zog die dicke erhardt’sche Hornbrille auf und kam mit breitem Lachen zurück. Die Show begann. Die Imitation war perfekt! Heist hat die Rolle des Heinz Erhardt so sehr verinnerlicht, dass er sich nicht auf’s darbieten seiner Gedichte, Lieder und Anekdötchen beschränkte. Nein, er plauderte mit seinem Publikum, fasste sich hier an die Brille, entschuldigte sich da drei bis achtzehnmal und leitete mit Witz durch den Abend. Die gesamte Bandbreite des Repertoires Erhardts bildete er ab: Er sang, tanzte und klatschte. Heist lachte über seine eigenen Witze, verkündete dem Publikum, wann es klatschen dürfe, und kürte den – oder eher die – lustigsten Ortsnamen der Region: Muffendorf-Schweinheim-Pesch am Berg.
Heist suchte sich große Fußstapfen aber füllte sie komplett aus und mehr noch: Durch seinen Bezug zur Gegenwart, sei es die Kritik am fehlenden Zusammenhalt der EU oder am von Germany’s next Topmodel transportierten Schönheitsideal, setzte er noch einen drauf. Heist brachte Heinz Erhardt wirklich zurück in die Gegenwart oder sein Publikum zurück in die 50er. Die große Bühne füllte er und zeigte, dass er – ebenso wie Heinz Erhardt selbst – auf die Wetter hört, die die Brelt verdeuten. Ach Nein, die Bretter gehört, die die Welt bedeuten, meine ich natürlich.