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Lyrik mit Charme und Witz: Drangsal zu Gast mit DOCH in Köln

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Ein kalter Sonntagabend mit Regenschauern und Böen – und dennoch hat sich vor dem Artheater Köln eine lange Schlange gebildet. Mit Schirmen bewaffnet warten rund hundert Leute auf die Ankunft von Drangsal. Vor ausverkauftem Publikum tritt er an diesem Abend in Köln auf – allerdings nicht wie gewohnt mit seiner Band und einer Setlist im Gepäck, sondern mit seinem Debütroman DOCH und einer Akustikgitarre.

Bereits im März diesen Jahres hat Drangsal, der mit bürgerlichem Namen Max Gruber heißt, sein erstes Buch veröffentlicht. Was sich hinter dem Titel DOCH versteckt, ist gar nicht so leicht zu beschreiben: Neben Skizzen und Gedichten finden sich auch biografische Passagen darin. Dementsprechend weiß wohl keine*r der im Artheater Anwesenden so richtig, was der Künstler für den Abend vorbereitet hat.

„Gedichte vorlesen ist richtig Deutsch LK und einfach übelst peinlich“

Fast schon ein wenig schüchtern tritt Drangsal mit einer halben Stunde Verspätung dann endlich mit seinem Buch und einer Flasche Weißwein auf die Bühne. Nach einer kurzen Begrüßung startet er chronologisch mit der ersten Kurzgeschichte und zeigt sich dabei bodenständig wie eh und je. Zwischendurch wird mal ein Kommentar eingeworfen, ein anderes Mal pantomimisch dargestellt, was er im Buch mit Worten versucht zu beschreiben. Nach jedem Kapitel, dem das Publikum gespannt lauscht, gibt es zudem ein thematisch passendes Lied. Auch hier zeigt der Künstler seine Vielfalt – denn nicht nur lyrisch, sondern auch musikalisch geht es heute einmal quer durch Drangsals Kopf und Diskografie. Schließlich überwindet er sich sogar dazu, ein Gedicht aus seinem Buch vorzulesen, obwohl er das „richtig Deutsch LK und einfach übelst peinlich“ findet.

„Es kommt wie’s kommen muss“

Den Höhepunkt der Lesung markiert wohl das Vorlesen seines Kapitels Knight Rider oder Himbeer-Toni ?. Das leitet Drangsal mit den Worten ein „es kommt wie’s kommen muss, es geht um meinen Papa“. Spätestens nach den ersten paar Sätzen ist auch der letzten Person klar, warum sein Vater ein eigenes Kapitel verdient hat: Es folgen Erzählungen über Waffenhandel, eine Leidenschaft für Autowracks, die Kindheit in Dorfkneipen und Weisheiten seines Vaters wie „loss dich ned figge!“. Zwischen Komik und Absurdität finden sich da auch immer wieder ernste Sätze und so schafft es Drangsal, das Publikum in schallendes Gelächter zu versetzen und im nächsten Moment wieder alle Ohren bei sich zu haben.

Ein Blick in Drangsals Kopf

Die vorgelesenen Passagen und die Lieder, die Drangsal an diesem Abend zum besten gibt, gehen dabei Hand in Hand. So scheint es auch für ihn privat zu sein, denn Schreiben und Musizieren gehen für den Künstler ineinander über. So wird aus einem im Jugendalter geschriebenen Gedicht später sein Lied „Magst du mich“ oder ein Liedtext wird doch nicht vertont und landet als Gedicht in seinem Buch. Letztlich geht es eben um einen Ausdruck von Gefühlen und das Spiel mit den Worten. Wer das lyrische Resultat dieser Vielseitigkeit einmal begutachten und einen Blick in den Kopf von Drangsal riskieren will: Auf der Verlagsseite gibt es mehr Infos zu DOCH: https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/doch-9783546100403.html