Der talentierte Loyle Carner war am Donnerstag im Club Bahnhof Ehrenfeld in Köln. bonnFM hat sich den Nichtmehrsogeheimtipp angeschaut.
Loyle Carner, bürgerlicher Name Benjamin Coyle-Larner (das im Künstlernamen verwendete Stilmittel nennt man übrigens Spoonerismus) ist im Januar mit seinem Debütalbum „Yesterday’s Gone“ in Deutschland auf der Chartplatzierung 86 gestartet und damit mindestens 80 Plätze zu niedrig. Momentan tourt der 22-Jährige durch Europa. Am Tag nach Aschermittwoch spielte der junge Londoner zum dritten Mal in Ehrenfeld, diesmal im Club Bahnhof.
Pures Talent auf der Bühne
Bemerkenswert ist das Line-Up des Konzerts. Denn wenn vor dem Voract der bekannte deutsche Beatproduzent Suff Daddy spielt, kann es nur ein guter Abend werden. Der talentierte Rapper Barney Artist, auf seinem Album deutlich ruhiger, bringt dann viel Energie in den ausverkauften Club Bahnhof und bereitet die Stimmung für Loyle Carner vor. Als Loyle Carner gegen halb zehn die Bühne betritt, ist die Stimmung auf dem Höhepunkt.
„We are European“
Der Künstler aus London, für den seine erweiterte Familie, also Familie und Freunde, das wichtigste sind, organisiert in seiner Freizeit eine Kochschule für Jugendliche mit ADHS.
Es passt nur ins Bild, dass Loyle Carner zwischendurch die Musik stoppen lässt um uns Festlandeuropäern mitzuteilen, dass er und seine Freunde den Brexit unfassbar dumm finden. Es kristalliert sich heraus: Wer Loyle Carner hasst, ist kein guter Mensch. Aber an dem frenetischen Applaus gemessen, scheinen nur gute Menschen im CBE anwesend zu sein. Auf die andauernden Jubelorgien reagiert er mit authentischer, nahezu kindlicher Freude.
Loyle Carner bewegt sich permanent hektisch über die Bühne, sich mit dem Cantona-Trikot seines verstorbenen Stiefvaters , welches er immer auf der Bühne dabei hat, immer wieder den Schweiß abtrocknend.
Carners Musik sortiert sich zwischen irgendwo zwischen Oldschool und Grime ein, doch auch das Tribe called Quest-Cover, dass er performt, fügt sich dankbar in das Liveset ein.
Aber Loyle Carner kann auch ohne Beat, seine Stimme reicht ihm und dem Publikum aus.
Loyle Carner nimmt man seine Liebe zur Familie und Freunden ab, seinem bestem Kumpel, dem DJ und Backup Rebel Kleff räumt er viel Stage Time ein.
Er baut eine intime Nähe zum Publikum auf, weil er über seine Familie und seine Gefühle erzählt. Atypisch für das Genre, aber genau diese Einstellung macht ihn einzigartig. So endet das Konzert mit seiner auf die Leinwand projizierten Mutter, die über die Mutter-Kind-Beziehung spricht.
Als die Fans sich nicht von der Bühne lösen wollen, kommt Loyle Carner noch einmal oberkörperfrei auf die Bühne und entlässt die Gäste mit einem Gedicht.