Max Prosa ist wieder am Start. Seit dem 26. Juli ist sein neues Album „Mit anderen Augen“ auf dem Markt. Das verspricht puren Blues und sinnliche Stimmungen. BonnFM-Reporter Marlon Jungjohann hat sich kurz vor der Veröffentichung den Hörer geschnappt und mit dem deutschen Liedermacher über sein neues Werk gesprochen.
– Rezension –
„Manchmal fühle ich mich wie so eine Kugel im
Flipperautomaten“, erzählt Max. Er hat sich für unser Telefongespräch ein
ruhiges Plätzchen im Grünen ausgesucht. Hier, in einem Park irgendwo in Berlin,
kann er sich Zeit nehmen: „Jetzt bin ich in meiner eigenen Welt.“
In diesen Tagen kommt er kaum zur Ruhe. Max Prosa steht kurz
vor dem Release seines Albums „Mit anderen Augen“. Kurz vor unserem Interview
hat er noch 300 CDs signiert und zur Post gebracht. Sie sind für seine Anhänger
in ganz Deutschland, die ihm die Produktion dieses fünften Albums überhaupt
ermöglicht haben. Um eine Platte auf genau die Weise zu schaffen, wie er sie
möchte, hat Max nämlich seinen Plattenlabels abgesagt und über Crowdfunding
23000 Euro gesammelt. Der 29-jährige Berliner will sich nicht vorschreiben
lassen, wie seine Lieder sein sollen. Nicht von Radiosendern und nicht von
Plattenfirmen. „Ich richte mich nicht an die Masse, sondern meine Musik ist für
bestimmte Leute. Die erreiche ich auch und sie finden zu mir, entweder auf
Konzerten oder via Crowdfunding.“
Poesie, die Funken versprüht
Ein Liedermacher ist Max, ein Lyriker, ein Schreiber. An
manchen Tagen dichtet er drauf los und lässt sich erst einmal offen, ob aus den
Stücken Songs, Gedichte oder Kurzgeschichten entstehen sollen. Mit sanften
Melodien, Klavier-Preludes und Solos auf seiner Mundharmonika lenkt er die Texte
über Reisen, Erinnerungen oder die Liebe auf andere Ebenen. Das tut er mit
einer solchen Klarheit in Stimme und Ausdruck, dass ihn 2012 nach der
Veröffentlichtlichung seines Debütalbums „Die Phantasie wird siegen“ gar manche
als deutschen Bob Dylan handelten.
„Ich erzähle Geschichten oder Perspektiven auf die Welt, und die Leute, die es hören, lieben sie genau so, wie sie sind“, sagt Max. Und er möchte mit seiner Musik vor allem eins: Menschen bewegen. „Es passiert die ganze Zeit, dass irgendwelche Leute an irgendwelchen Oberflächen erreicht werden. Und da muss ich nicht unbedingt mitmachen.“ Er wolle im Speziellen wirken. Funken sprühen. Und diese „treffen nicht bei jedem Menschen auf brennbaren Untergrund. Aber bei manchen eben schon und dann ist es auch wichtig, dass die Funken so stark sind wie sie sein können.“
Max’ Musik geschieht eher abseits des Mainstreams. Sie lässt innehalten, durchatmen und befreit. Mit den Melodien reicht er quasi die Hand und fordert auf, ihn bei einem Spaziergang zu begleiten. Auf „Mit anderen Augen“ führt dieser Spaziergang auch durch dunklere Gefilde. Im Lied „Mit einer Hand“ stürzt sich Max ins Nachtleben, wird melancholisch, sehnt sich nach einer verflossenen Liebe, bevor er beinahe in Euphorie ausbricht – „Mit einer Hand greiftst du nach den Sternen und mit der anderen nach mir!“ Nacht, Sehnsucht und Melancholie – diese Motive und Stimmungslagen prägen das Album. Im Opener „Babylon“ ist diese tiefe Bläue geradezu greifbar in dunklen, sirenenartigen Synthesizer-Tönen. „Die Welt verändert sich, es gibt so ein Gefühl durch den Klimawandel und den Rechtsruck, eine Unsicherheit und dadurch vielleicht auch eine gewisse Melancholie oder Düsternis“, erklärt er. Für ihn ist das aber nur eine Sichtweise. Es sei viel geschehen seit der Veröffentlichung seines vorigen Albums „Heimkehr“ im Frühjahr 2018. So viele Veränderungen seiner Gefühlslagen, dass er kein festes Motiv ausmachen könne, dem das Album entspringt.
„Mit anderen Augen“ – ein Prozess und eine Sammlung
„Mit anderen Augen“ ist wahrlich eine Sammlung aus der musikalischen Entwicklung des Max Prosa. So mancher Song liegt schon seit Jahren in der Schublade des Künstlers. Aus dem Jahr 2013 stammt zum Beispiel die Ballade „Du fehlst“. Das traurig verliebte Duett „Fieber“ hingegen schrieb er eigens für einen gemeinsamen Auftritt mit Alin Coen im März in der Bonner Harmonie. Dass er nach all den Jahren nicht mehr derselbe ist, das ist Max jetzt umso klarer geworden: „Die Welt um mich herum verändert sich, auch die Sounds. Es ist eine ständige Veränderung und deswegen trägt das Album diesen Titel. Die anderen Augen sind mit jedem Album da.“
Über ein Jahr hinweg hat Max am Tonträger herumproduziert, Lieder aussortiert und überdacht. Nebenbei war er noch auf Tour durch Deutschland. Nun liegt uns mehr als ein Album vor – tiefe, perfekt zur deepen Stimmungslage arrangierte Sounds und einfühlsame Lyrics schaffen eine Oase, geben uns eine Pause, die wir genießen sollen. Der Park mitten in einer Millionenstadt, in dem Max es sich während unseres Gesprächs gemütlich macht, ist ein Sinnbild für die 14 Songs: Sie bieten in aller Verwirrung um uns einen Ort der Erdung und Besinnlichkeit – einen Ausflug in Max’ eigene Welt.Der Park mitten in einer Millionenstadt, in dem Max es sich während unseres Gesprächs gemütlich
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