You are currently viewing „Memoir of a Snail“ – Eine Lebensgeschichte aus Knete
Bild: Arenamedia

„Memoir of a Snail“ – Eine Lebensgeschichte aus Knete

Lesezeit: 2 Minuten

Bei der diesjährigen Oscar-Verleihung war „Memoir of a Snail“ als bester Animationsfilm nominiert. Nun schafft es die Geschichte vom Roten Teppich in die deutschen Kinos. Ist sie nur schön anzusehen oder kann sie auch emotional berühren?

Auch wenn „Memoir of a Snail“ den Oscar als besten Animationsfilm nicht gewonnen hat – den Preis hat der lettische Film „Flow“ mit nach Hause genommen – so ist eine Nominierung bereits Grund genug, hohe Erwartungen zu haben. Seine Deutschland-Premiere hatte der Film bei den diesjährigen Fantasy Filmfest Nights. Dort wurde er als hochgradig emotional und herzzerreißend angekündigt. Aber erstmal – worum geht es überhaupt?

Ein schwieriger Start ins Leben

Die Außenseiterin Grace Pudel (Sarah Snook) hat eine besondere Vorliebe für Schnecken. Eine ihrer treuen Wegbegleiterinnen ist die Schnecke Sylvia, der sie nun ihre Lebensgeschichte erzählt. Aufgewachsen ist Grace mit ihrem Zwillingsbruder Gilbert (Kodi Smit-McPhee) bei ihrem alkoholkrankem und querschnittsgelähmtem Vater (Dominique Pinon), nachdem ihre Mutter gestorben ist. Als nun auch ihr Vater stirbt, werden die Zwillinge voneinander getrennt und von unterschiedlichen Pflegefamilien adoptiert. Doch damit nicht genug, denn das Leben der beiden hält immer neue Schicksalsschläge für sie bereit.

Alles Handarbeit

Visuell ist der Film natürlich einzigartig. Jede Figur, jede Requisite und jede Kulisse wurde eigenständig modelliert. Genauso ist jede Aufnahme von Hand gefertigt ist und kommt komplett ohne CGI aus. Die Geschichte wird also wie in alten Zeiten durch Stop-Motion erzählt. Dadurch ist es umso beeindruckender, wie detailverliebt jedes Bild ist. Gestaltung und Inhalt gehen hier Hand in Hand, denn die gedeckten Farben und der Gothic-Flair, den man hier verspürt, untermalen perfekt die düstere und tragische Lebensgeschichte von Grace. Auch wenn man bei Animationsfilmen auf den ersten Blick häufig direkt an Kinderfilme denkt, beweist dieser Film das Gegenteil. Denn nicht nur optisch ist er sehr dunkel, er verarbeitet auch schwere Themen, die selbst für manche Erwachsenen nicht leicht zu verdauen sind.

Tragisch – aber auch traurig?

Es geht um Tod, Trauer, Einsamkeit, Mobbing, Homophobie – allesamt ernste und harte Themen. Damit man nicht komplett freudlos aus dem Kinosaal geht, wird Grace‘ Lebensgeschichte zwischendurch auch mit lustigen Gags aufgelockert, die meist genauso dunkel sind wie ihre Welt selbst. Aber es werden auch die schönen Momente gezeigt, die ihr Leben bestimmen. Sei es die Liebe zu ihrem Bruder oder die Freundschaft zu der exzentrischen älteren Dame Pinky (Jacki Weaver), die sie auf ihrem Weg schließt – eben alle Facetten, die das Leben zu bieten hat.

Leider hat mich der Film dennoch nicht so emotional berührt, wie erwartet, und das, obwohlich eine Person bin, die sehr schnell bei Filmen weint. Grace und ihr Bruder erleiden viele schwere Schicksalsschläge, die genauso auch in der Realität stattfinden. Aber vielleicht war es gerade das Bewusstsein, dass das hier nur Knetfiguren sind und keine echten Menschen, das den Funken nicht überspringen ließ. Als die Geschichte in den letzten zehn Minuten aber noch eine Wendung nahm, musste ich dann doch ein paar Tränen verdrücken.

Fazit

„Memoir of a Snail“ ist ein wirklich schöner Film, und das trotz – oder vielleicht auch gerade wegen der schweren behandelten Themen. Auch wenn er mich emotional nicht ganz so erreicht hat, wie ich es mir gewünscht hätte, lohnt es sich, 94 Minuten lang in diese besondereWelt einzutauchen. Vor allem die detailreiche Stop-Motion-Animation verdient Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Zu sehen gibt es die Lebensgeschichte von Grace ab dem 24. Juli in den deutschen Kinos.