Milky Chance – Das ist das Musikerduo gegründet von Clemens Rehbein und Phillipp Dausch. Die beiden Kassler haben mit ihrem Debütalbum „Sadnecessary“ und vorallem mit ihrer ersten Single „Stolen Dance“ quasi instant Welterfolg gehabt. Kleine Zwischenbillanz: 9 mal Gold und 17 mal Platin.
Allerdings sind die beiden mit all diesen Erfahrungen, die der Erfolg so mit sich bringt, nicht nur persönlich gewachsen; denn aus dem Duo ist mittlerweile ein Quartett geworden, zu dem sich Sebastian Schmidt und Antonio Greger, den die beiden noch aus der Schule kennen, dazu gesellt haben.
Aber weil Fans auf der ganzen Welt Milky Chance Live erleben wollen, heißt das für sie, dass sie auch durch die ganze Welt touren müssen. Also folgte nach ihrer ersten Tour 2014 in Deutschland schon 2015 eine Nordamerika Tour sowie eine Australien und Neuseeland Tour, bevor sie sich 2016 an die Arbeit machten, um das zweite Album aufzunehmen. Doch ganz auf dem Boden geblieben, schreiben Clemens Rehbein und Phillipp Dausch ihr zweites Studioalbum in ihrer Heimat Kassel. Nur für die Aufnahmen upgraden sie von den kleinen improvisierten Zimmer in Clemens Elternhaus auf ein professionelles Tonstudio in Rotenburg an der Fulda. Warum Rotenburg an der Fulda? Clemens Rehbein antwortet darauf nur: „Naja, weil Rotenburg nicht so weit von Zuhause ist.“
Back in Germany
Milky Chance waren also schon drei Jahre nicht mehr in Deutschland. Nachdem sie in Köln vor über drei Jahren das E-Werk gefüllt haben, machten sie sich letzte Woche im Zuge ihrer Welttour wieder auf in die Domstadt, in der hunderte Fans vor den Pforten des Palladiums warteten, um die besten Plätze zu ergattern, wenn die Kassler, die die Bühnen der Welt gesehen haben, endlich wieder zuhause spielen.
Begonnen hat der Abend allerdings mit dem Supportact Kim Churchill. Dessen langen blonden Haare und sein offenes Hemd ließen mich schon vermuten, dass er Australier sein könnte, bevor er uns erzählte, wie er Clemens und Phillipp auf einem Festival in Australien kennen gelernt hat.
Zunächst wirkte Kim Churchill mit seiner unkonventionellen Art, die Akustikgitarre zu spielen, den Mundharmonika-Soli und seinem sattem Sound erfrischend anders. Nach einigen Songs dann jedoch teilweise zu monoton. Allerdings soll es hier nicht um Kim Churchill gehen, sondern um Milky Chance.
Die Jungs spielten ihr gesamtes Live Set souverän und geradezu fehlerfrei mit einer guten Mischung aus alten und neuen Songs. Um so überraschender, dass das Publikum nicht so richtig aufblühen wollte. Das schien aber nicht nur mir aufzufallen. Auch Clemens meinte auf der Bühne: „Wow, ihr seid so leise. Das bringt mich ein bisschen aus dem Konzept.“
Ein Satz, den vielleicht nicht jeder professionelle Musiker so live sagen würde. Doch Milky Chance sind nicht wie andere Musiker. Sie schlugen mehrere Major-Label Deals aus, bevor sie sich dazu entschieden, ihr eigenes Label Lichtdicht Records mit finanzieller Unterstützung von Freunden zu gründen und somit sagen und machen zu können, was sie wollen. Und zumindest mir ist ein Künstler, der sagt, was er denkt, lieber, als einer, der jedem Publikum aufs Neue erzählt, dass es das Beste sei.
Doch es ist nicht zu verschweigen, dass der Frontmann von Milky Chance auch nach mittlerweile vier Jahren Erfahrung immer noch ein wenig unsicher auf der Bühne wirkt und irgendwo zwischen unangenehm und authentisch ins Mikrofon murmelt.
Clemens sagte übrigens einmal, dass er nicht so gerne Stolen Dance auf Konzerten spielt, da er den Song fast schon selber nicht mehr hören kann. Wer weiß, ob es an dem eher ruhigen Publikum lag, dass sie ihn bei der Zugabe dennoch gespielt haben, aber dieser Song brachte das erste Mal den kompletten Saal zum Mitsingen und das „ruhige“ Publikum ist doch noch ein bisschen aufgetaut.
Das wiederum brachte mich ein bisschen ins Grübeln und ich fragte mich, ob das verhaltene Publikum vielleicht daran liegt, dass in Deutschland nicht nur die-hard Fans zu den Konzerten gehen, da Milky Chance hier wirklich jedem ein Begriff ist.
Am Ende vielleicht aber auch gar nicht so wichtig. Milky Chance haben auf jeden Fall ein grandioses Konzert gespielt und wenn sie in drei Jahren nach weiterem Weltgetoure und einem womöglich dritten Album wieder nach Deutschland kommen sollten, werde ich wieder da sein. Vielleicht sogar diesmal mit lauterem Publikum und einem selbstbewussterem Clemens auf der Bühne.