Kein Bond, kein Bourne, kein Boom – Black Bag bringt Spionage mit Stil zurück auf die große Leinwand. In Black Bag, dem neuen Film von Ocean’s-Regisseur Steven Soderbergh, wird eine altbekannte Agentengeschichte neu und überraschend subtil erzählt.
„Ich beobachte sie und gehe davon aus, dass sie mich auch beobachtet.“ So beschreibt der MI6 Agent George Woodhouse (Michael Fassbender), die Beziehung zu seiner Frau Kathryn (Cate Blanchet) die ebenfalls als Geheimagentin ihr Geld verdient. Dass eine Ehe zwischen zwei Geheimagenten so einige Probleme mit sich bringt, wissen wir spätestens seit sich Brad Pitt und Angelina Jolie als Mr. and Mrs. Smith quer durch die gemeinsame Villa gejagt haben. 20 Jahre nach diesem Meisterwerk meiner Kindheit, serviert uns Steven Soderbergh mit Black Bag einen Kinofilm mit einer ähnlichen Prämisse. George wird beauftragt innerhalb einer Woche ein Sicherheitsleck innerhalb der eigenen Agency zu finden. Die Liste der Verdächtigen ist kurz und schockierend: Ganz oben auf der Liste steht seine eigene Ehefrau. Was folgt ist ein kurzweiliger, unterhaltsamer Spionage Film, der mit vielen Twists überrascht und dabei weitestgehend auf wilde Verfolgungsjagden und laute Explosionen verzichtet.
Blanchbender statt Brangelina

Michael Fassbender trägt diesen Film so geschmeidig wie seine Rollkragenpullover. Statt einem One-Liner Feuerwerk von Brad Pitt im halb geöffneten Hemd, bekommen wir von Fassbender einen Protagonisten der kühl, kontrolliert und trotzdem charismatisch agiert. Statt einer Küchenschießerei gibt es psychologische Machtspiele beim Abendessen und statt einem aufgesetzten Schlagabtausch gibt es zweideutige Dialoge und subtile Blicke. Cate Blanchet ist ihm ebenbürtig und wirkt souverän, selbstbewusst und gleichzeitig gefährlich und geheimnisvoll. Beide schaffen es eine gute Mischung aus Erotik, Gefahr und Intelligenz zu finden, ohne dabei in typische Klischees zu verfallen.
Anders sieht das beim restlichen Cast aus. Die Nebenfiguren haben zwar alle ihre kleinen Geheimnisse und Hintergrundgeschichten, doch gerade die männlichen Agenten wirken ein bisschen so, als hätte man ChatGPT gefragt typische Agenten-Charaktere zu beschreiben. Daraus entstanden ist der explosive Hothead Freddy und James – ja, der heißt wirklich so – der aussieht, als wäre er auf dem Weg zum Casting, um der nächste James Bond zu werden. Gespielt wird dieser auch noch von Bridgerton-Star Regé-Jean Page, der lange Zeit als potenzieller neuer James Bond gehandelt wurde.
Schöne Sets, schnelles Tempo, seltsames Licht

Obwohl Black Bag viele Elemente klassischer Spionagefilme aufgreift, ist er fest in der heutigen Zeit verankert. Themen wie Cyberbedrohungen, geopolitische Spannungen und Kameraüberwachung sind zwar Teil der Handlung, stehen aber nicht im Mittelpunkt. Stattdessen fokussiert sich die Handlung auf die Charaktere und auf die Frage, wer von ihnen ein falsches Spiel spielt. Auch wenn der Film teilweise Elemente eines Whodunits hat, ist es schwer während des Films mitzuraten, wer sich am Ende als der „Verräter“ herausstellen wird. Dafür ist vor allem das Tempo des Films verantwortlich. Der Film ist mit seiner Laufzeit von 94 Minuten erfrischend kurz, wirkt dadurch allerdings phasenweise etwas überhastet. Ein weiterer Störfaktor: Die Belichtung. Einige Szenen wirken auffällig überbelichtet und lenken damit von der eigentlichen Handlung ab.
Was am Ende bleibt, ist ein spaßiger Agentenfilm mit starken Schauspielleistungen, schönen Sets und gut geschriebenen Dialogen. Eine Empfehlung für alle, die Lust auf einen Spionagethriller mit überraschenden Wendungen haben und nicht alle 5 Minuten eine Explosion, Schießerei oder Verfolgungsjagd brauchen. Der Film startet am 15. Mai bei uns in Deutschland im Kino.