Am Mittwoch ist boygenius zusammen mit MUNA im Kölner Palladium aufgetreten. Für die Zuschauer*innen gab es dabei neben der Musik auch noch eine Menge Wasser und sogar Geburtstagskuchen.
Mit ihrer sehr schlicht betitelten “the tour”-Tournee kam die amerikanische Indie-Rock-Band boygenius am Mittwoch (16.08.) ins Kölner Palladium. Die Supergroup, bestehend aus den Indie-Künstlerinnen Phoebe Bridgers, Julien Baker und Lucy Dacus, ist aktuell mit ihrem ersten gemeinsamen Album “the record” auf ihrer ersten Europa-Tour und hat sich dabei für die zwei Stopps in Deutschland Unterstützung von der Indie-Pop-Band MUNA geholt, die als Vorband aufgetreten ist.
Ein starker Start
MUNA und boygenius sind aber nicht einfach nur zwei Bands die zufällig zusammen auf Tour gehen weil das Management sich gut versteht. Denn die zwei Bands scheinen sich nicht nur künstlerisch, sondern auch privat gut zu verstehen. Auch musikalisch haben sie schon zusammengearbeitet. Der MUNA-Song Silk Chiffon entstand zusammen mit Phoebe Bridgers. Als MUNA den Song schließlich als letzten Titel der Setlist spielt, merkte man direkt eine gewisse Anspannung im Publikum. Immer wieder gingen Blicke an die Bühnenränder, um zu schauen, ob nicht gleich Phoebe Bridgers auf die Bühne kommen würde. Zur zweiten – also Phoebe Bridgers – Strophe des Songs kam dann aber erstmal Julien Baker auf die Bühne. Ihr Auftritt wurde vom Publikum schon mit riesigem Beifall begrüßt. Als dann zum Finale des Songs noch die zwei weiteren boygenius-Mitglieder auf die Bühne kamen, gab es bei vielen kein Halten mehr.
Drei Rocker?
boygenius spielt als Band ganz bewusst mit dem Rockstar-Image. Als Intro für den eigenen Auftritt läuft Thin Lizzys Rock-Klassiker “The Boys Are Back In Town”. Auch das Bandlogo und einige Merchartikel erinnern mit ihren Designs eher an Wacken als an Indie-Rock. Außerdem setzt sich die Band auch mit dem, meistens männlich konnotierten, Heldenmythos auseinander, der Rockstars oft umgibt. Das beginnt schon beim Namen: Denn die Band heißt zwar boygenius, auf der Bühne stehen aber, einschließlich der Tour-Band, ausschließlich Frauen. Und auch wenn einige der Songs vom neuen Album durchaus rockig klingen, bleiben sie dabei doch immer einfühlsam und verletzlich.
Viel Wasser…
Auch im Umgang mit dem Konzertpublikum bricht die Gruppe mit toxisch maskulinen Denkweisen. Besonders im Vordergrund stand dabei an diesem Tag das Thema Wasser. Bei schwülen 27 Grad draußen und einer fast ausverkauften Konzerthalle drinnen, fragte die Band immer wieder, ob denn auch alle genug getrunken hätten. Im Gegensatz zu anderen Künstler*innen waren diese Nachfragen aber nicht nur Lippenbekenntnisse an die Fan-Gesundheit für das eigene Gewissen. Es wurden tatsächlich relativ viele Wasserflaschen von den Veranstalter*innen durchs Publikum gereicht. Zwischenzeitlich pausierte die Band kurz ihre Show, damit die Flaschen es auch in die hinteren Reihen des Publikums schafften. In dieser Pause erzählte Julien Baker davon, wie sie einmal bei einem Konzert der Metal-Band A Day to Remember ohnmächtig geworden ist. Mit einem Blick ins Publikum stellte sie dann fest: “this is much nicer, right?”
… und Kuchen
Und die Wasserflaschen sollten nicht die einzige Verpflegung bleiben, die Fans von der Band gestellt bekamen. Vor dem letzten Song des Abends kam MUNA noch einmal auf die Bühne um Phoebe Bridgers, die um Mitternacht 29 Jahre alt werden würde, mit einem Kuchen zu gratulieren. Nachdem die Kerzen ausgepustet waren, bekam zuerst Phoebe Bridgers den Kuchen ins Gesicht gedrückt. Und während des letzten Songs wurden dann die Reste des Kuchens ins Publikum geworfen. Ein passender Abschluss für einen Abend, an dem in Köln drei Rockstars auf der Bühne standen, die nicht einfach selbstgefällig ihre Show abgespielt haben, sondern auf eine sehr nahbare Art durch ihre Musik etwas von sich mit dem Publikum geteilt haben.