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Bild: Thomas Frerix/bonnFM

Traumjob Brettspiele!

Lesezeit: 4 Minuten

Ronja ist in ihrem Traumjob angekommen. Die ehemalige Bonner Studentin arbeitet jetzt seit einem Jahr für einen großen Deutschen Brettspieleverlag. Wie kommt man auf die Idee, sich mit Brettspielen zu beschäftigen und was muss man tun, wenn man in diesem Feld arbeiten will? bonnFM hat Ronja und ihren Chef und Marketing-Director von Pegasus Spiele, Michael Kränzle, im Rahmen der großen deutschen Spielemesse „Spiel’16“ in Essen zu diesem Thema interviewt.

bonnFM: Ronja, du hast an der Uni Bonn studiert und es jetzt geschafft, bei einem Brettspielverlag einen Job in der Marketingabteilung zu ergattern. Wie kamst du auf die Idee und wie war den Weg dahin?

Ronja: Naja, jeder Geisteswissenschaftler weiß, dass meine Studienfächer Skandinavistik und Keltologie jetzt nicht unbedingt die Fächer mit den größten Berufschancen sind. Kurz bevor mein Studium zu Ende war, dachte ich mir: „Ich mache mal irgendwas praktisches außerhalb der Uni, was dann auch vielleicht im Lebenslauf ganz gut aussieht.“ Als leidenschaftlicher Spieler von klein auf dachte ich mir, der Spielebereich ist etwas, was mir ganz viel Spaß macht und was ich mir gerne angucken würde.“ Dann hab ich mich für ein sechsmonatiges Praktikum bei Pegasus beworben, was dann auch geklappt hat. Das hat mir da sehr gut gefallen und die Leute waren auch zufrieden mit meiner Arbeit, weshalb ich dann im Anschluss das Angebot bekam, für zwei Jahre dort noch ein bezahltes Volontariat zu machen.

bonnFM: Du bist jetzt im Marketing tätig. Ist das auch der Bereich in den du wolltest, oder wie war da deine Zielsetzung nach dem Studium?

Ronja: Ach, so eine Zielsetzung war da eigentlich gar nicht hinter. Die Marketingabteilung war die einzige Abteilung, die ein Praktikum ausgeschrieben hatte. Marketing heißt, dass ich ganz viel über Spiele reden kann. Von daher passte das glaube ich ganz gut zu mir. Während des Praktikums habe ich auch ein wenig von dem mitbekommen, was der Vertrieb so macht und wie die Redaktion arbeitet. Da durfte ich dann ein bisschen bei der Gestaltung eines Spiels mithelfen. Aber Marketing ist das, wo ich mich jetzt heimisch fühle.

bonnFM: Was würdest du, und Sie Herr Kränzle, jedem mitgeben, der beruflich auch in der Brettspielwelt fußfassen möchte?

Ronja Lauterbach und Michael Kränzle von Pegasus Spiele Bild: Thomas Frerix/bonnFM
Ronja Lauterbach und Michael Kränzle von Pegasus Spiele
Bild: Thomas Frerix/bonnFM

Ronja: Also von dem was ich bisher mitbekommen habe, würde ich sagen: „Werde Supporter!“ (Personen, die bei offiziellen Anlässen wie Messen etc. den Besuchern die Spiele erklären, ohne bei den Verlagen angestellt zu sein. Anm. d. Red.) Das war für ganz viele der Einstieg, da das ein Bereich ist, der keine Berufsausbildung voraussetzt. Es macht glaube ich, den besten Eindruck vor Ort zu sein und zu zeigen, was man drauf hat, da ist es dann fast egal wo man herkommt. Wir haben bei uns auch studierte Biologen und Juristen. Solange du richtig gut bist, in dem was du tust, ist es im Brettspielbereich ziemlich egal was du studiert hast.

Michael Kränzle: Genau, man sollte ganz viel Leidenschaft für das Thema mitbringen. Das ist mir am wichtigsten. In Ronjas Fall war zum Beispiel das Studium da genau das richtige. Gerade weil es so ein seltenes Studium war habe ich mir damals bei der Einladung zum Praktikum gesagt: „Die Frau muss eine gewisse Leidenschaft für das haben, was sie da tut.“ Es war bei ihr ein Interessenstudium und Interesse ist uns hier im Verlag besonders wichtig. Ich habe es im Marketing da manchmal schwerer, wenn ich Leute aus einem klassischen Studiengang habe, den ganz viele belegen. Da ist man dann ein bisschen austauschbar. Wir suchen aber gerade das Individuelle, weil es eben fast keine klassischen Ausbildungsberufe oder Studiengänge gibt, die zu uns führen. Es kommt allerdings auch auf den Bereich an. In der Redaktion helfen zum Beispiel mathematische Kenntnisse damit man Dinge durchrechnen kann und im Vertrieb gibt es ja doch einschlägige Ausbildungsmöglichkeiten.

bonnFM: Supporter werden, Praktikum machen. Ist das der übliche Weg für den Einstieg in die Brettspielbranche?

Michael Kränzle: Bei uns gibt es keinen üblichen Weg. Viele Leute denken ja auch, wir hätten zum Beispiel feste Autoren, die in den Verlagen sitzen und Spiele entwickeln. Das sind aber die wenigsten. Die meisten sind Freiberufler oder Hobbyisten. Es gibt auf der Welt vielleicht gerade einmal 100 professionelle Spieleautoren. Bei uns im Marketing ist es allerdings, wie Ronja bereits erwähnte, in der Tat so, dass da bei vielen der Einstieg über die Supportertätigkeit kommt. Die Hälfte unserer Mitarbeiter war vorher in irgendeiner Form mal Supporter von einem unserer Spiele.

bonnFM: Ronja, jetzt bist du ja in der Spielebranche. Hat man da in seiner alltäglichen Arbeit auch viel mit den Brettspielen an sich zu tun, oder ist das nur ein Produkt wie jedes andere auch?

Ronja: Also zum einen machen wir die ganzen Veranstaltungen mit, bei denen ich jetzt gerade in der Anfangszeit viel als Spieleerklärer dabei war. Da hat man dann natürlich den Kontakt zum Spiel. Auf der Arbeit selbst habe ich nicht die ganze Zeit mit Brettspielen zu tun, da ist sicherlich die Redaktion tiefer mit eingebunden. Aber wenn du ein Spiel in der Öffentlichkeit bekannt machen willst, hilft es natürlich, wenn du genau weißt, was das Spiel kann und für wen es geeignet ist. Von daher versuche ich schon in allen Spielen die bei uns neu rauskommen firm zu sein.

bonnFM: Super! Vielen Dank für das Gespräch und noch viel Erfolg auf der Messe.

Die Brettspielmesse „Spiel“

Die internationalen Spieltage „Spiel“ ist die weltgrößte Messe für Brett- und Kartenspiele. Sie findet jedes Jahr im Oktober auf dem Essener Messegelände statt. Bei der diesjährigen 34. Auflage der Messe stellten 1.021 Austeller und Händler aus 50 Nationen ihre Spieleneuheiten, sowie alte Klassiker vor. Insgesamt ging der Veranstalter in diesem Jahr von rund 160.000 Besuchern aus, ein Wachstum von 58 Prozent in den letzten vier Jahren. Nicht nur Fans von Brett- und Gesellschaftsspielen kommen dabei in Essen auf ihre Kosten. Auch Freunde von Liverollenspielen (LARP), Fantasyliteratur, Comics oder Merchandise werden auf dem jährlichen Event bedient.