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Unbox your life – Was ist drin im Paket? Tobias Beck im bonnFM Interview

Lesezeit: 5 Minuten

Wie nehme ich mein eigenes Leben in die Hand und nutze mein volles Potential? Das sind die Fragen, mit denen sich Motivationscoach Tobias Beck in seiner Show „Unbox your life“ beschäftigt. Wir waren dort und durften mit ihm sprechen.

Tobias Beck ist in Deutschland als Speaker berühmt geworden. Er selbst bezeichnet sich als moderner Geschichtenerzähler, die meisten würden ihn aber einfach einen Motivationscoach nennen. Seine Arbeit besteht darin, Menschen zu helfen, ihr wahres Potential zu finden und einzusetzen. Wodurch wird unser Selbst- und unser Weltbild beeinflusst? Wie gehe ich mit Rückschlägen um? Solche Fragen stellt sich jeder von uns von Zeit zu Zeit und Tobias liefert die Antworten. Nachdem er 10 Mal von der Schule flog, arbeitete er bei einer Airline und reiste viel durch die Welt. Das frühere „Problemkind“ mit Behindertenausweis füllt nun ganze Hallen und ist regelmäßig zu Gast bei anderen Formaten, die sich mit Psychologie, Charisma und Selbstentwicklung beschäftigen. Nur mit einem Bildschirm bewaffnet, auf den er kleine Schaubilder aufzeichnen kann, füllt er alleine die große Bühne, auf der im Hintergrund sein Name prangt. Mehrere Stunden erzählt er von seiner Vergangenheit, Geschichten aus der Schule, aus Amerika und aus seiner Ehe, scheinbar ohne einmal Luft holen zu müssen. Er strahlt eine enorme Energie aus und scheint auch sein Lächeln niemals abzusetzen.

Von Gurus und Euros

Das Wort „Motivationscoach“ ist mit vielen Assoziationen behaftet. Es ist ein Begriff, der in den letzten Jahren immer mehr Popularität erlangt hat, da der moderne Mensch sich in der Leistungsgesellschaft behaupten möchte und sich selbst optimieren möchte. Diese Tendenz begrüße ich persönlich sehr, da es zu größerer Selbstreflexion führt und vielen Menschen helfen kann, glücklicher im Leben zu sein. Natürlich ist es in keiner Weise ein Ersatz für eine Therapie. Leider entwickelte sich aus der großen Nachfrage nach Lebenstipps auch eine Sparte an „Selbsthilfe-Scharlatanen“, die ihre Zielgruppe durch Videotitel wie „So wirst du zum Alphatier“ locken und 10 Minuten darüber sprechen, dass es nötig ist sich durch eine energetische Ausstrahlung gegenüber den „Rivalen“ durchzusetzen. „DU BIST EIN GEWINNER, NIMM DEIN LEBEN SELBST IN DIE HAND“ ist zwar sicherlich eine positive Stimulation, um dem ein oder anderen Menschen die durch täglich 18 Stunden RTL-Folter verquollenen Augen zu öffnen, jedoch braucht man auch kein Diplom, um sowas zu sagen. Vor der Show wurde ich von Kolleg*innen mit vielen Vorurteilen konfrontiert, die von solchen Praktiken nichts halten. Ich war sehr offen für neue Erfahrungen, konnte mir eine gewisse Skepsis aber nicht verkneifen.

Was passiert auf der Beck-Stage?

Die Show, die Tobias in der Rhein-Sieg-Halle gespielt hat, bestand aus zwei Teilen: Der erste Teil ist das Programm „Unbox your life“, das auf seinem gleichnamigen Buch basiert. Der zweite Teil heißt „Unbox your relationship“, wie seine zweite Buchveröffentlichung, und beschäftigt sich mit Beziehungsschwierigkeiten. In diesem Artikel wird es nur um den namensgebenden Teil „Unbox your life“ gehen.

„Wie möchtest du begrüßt werden“ war die erste Frage, die mir am Eingang gestellt wurde. Mehrere breit lächelnde Damen wurden dort platziert, um jede*r Besucher*in eine Individuelle Begrüßung zu bieten. Leider war ich in dem Moment so verdutzt, dass ich zuerst meinen Stempel vorgezeigt habe und sie somit ungewollt zu einer unangenehmen Ghetto-Faust eingeladen habe. Diese Art, die Besucher*innen in Empfang zu nehmen ist auf jeden Fall kreativ, führt aber vermutlich in manchen Fällen eher zu einer unangenehmen Entscheidung als zu einer heimeligen Atmosphäre. Ähnlich wie die Empfangsdamen waren die Helferinnen und Helfer gekleidet, die mir erzählten, dass sie alle dort ehrenamtlich arbeiten. Neben der Arbeitskleidung hatten sie etwas gemeinsam: Ein breites Lächeln. Dort war niemand anzutreffen, dessen Mundwinkel nicht mindestens die Form einer nach oben geöffneten Parabelfunktion hatten.

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Die Show beginnt, Tobi wird von riesigem Applaus begrüßt. Wie man nach einiger Zeit merkt, sind die Besucher*innen schon seit dem Buch treue Fans von Tobias. Woher ich das weiß? Fragen wie „Wie heißt meine Frau“ konnten die Zuschauer*innen einstimmig beantworten und auch die wichtigsten Begriffe seiner „Bewohner-Theorie“ kannten schon alle. Der Großteil seiner Geschichten wird auch schon im Buch beschrieben und ist dem Publikum somit bekannt. Auch bei meiner Recherche bin ich bereits über einige Anekdoten gestolpert, die Beck auf der Bühne zum Besten gibt. Diese beziehen sich zum Beispiel auf seine schwierige Schulzeit, in der nur eine Lehrerin an ihn glaubte und sich somit in seine Kategorie der „Superstars“ befördert hat. „Superstars“ sind die Menschen, die das Potential in anderen Menschen erkennen und sie hervorbringen. Ein anderer „Superstar“ in Becks Leben war ein amerikanischer Busfahrer, der seinen Job besonders liebte und somit den Alltag der Schulkinder jeden Tag ein Stückchen besser machte. Aber was tut man, wenn man keinen Superstar in seinem Leben hat? Seine Geschichten sind durchaus rührend und haben eine Message: Tu das, was du liebst und lass dir von niemandem einreden, dass du es nicht kannst. Er ist allerdings auch nicht der erste, der das herausgefunden hat.

Seine Show ist durchzogen von Gags, die er immer wieder einstreut, um die Stories aufzulockern. Zwischendurch sorgt das aber leider dafür, dass ein Erzählstrang extrem lange dauert und die Pointe nach der Hälfte schon recht offensichtlich wird. Die Menge schien sich totzulachen, während mich die meisten Witze eher an meine Facebook-Timeline erinnerten. An manchen Stellen musste ich durchaus schmunzeln, aber zu einem herzhaften Lachen konnte mich Tobias leider nicht hinreißen. Darum hoffte ich, wenigstens etwas über mich selbst und die Menschen meines Umfelds zu lernen, doch auch dieser Aspekt konnte mich nicht richtig überzeugen. Ein paar psychologische Begriffe wie die Spiegelneuronen oder den Spotlight-Effekt werden genannt, jedoch relativ nebensächlich erklärt. Tobias sagt selbst, dass er mehr durch das Lebens, als durch sein Psychologiestudium gelernt hat. Dementsprechend berichtet er auch mehr von persönlichen Erfahrungen, als von Theorien. Doch es gibt eine Möglichkeit, auch handfeste Praktiken von ihm zu erlernen – und zwar seine eigene Masterclass. Am Ende der ersten Stunde zeigt Tobi auf der Bühne nochmal einen Trailer, der seine „Masterclass for Youngstars“, also ein mehrtägiges Seminar für junge Menschen, anpreist. Ein Jugendlicher in der ersten Reihe steht auf und klatscht, er selbst hat diese Masterclass schon mitgemacht. Für Kinder ist sie kostenlos, Erwachsene müssen aber mehrere hundert Euro bezahlen, um mitmachen zu können.

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 Für wen ist „Unbox Your Life“?

Insgesamt plaudert Beck ziemlich viel aus dem Nähkästchen, handfeste Tipps gibt’s aber eher wenige. Er selbst hat den Anspruch mit seiner Show „tiefgründige Comedy“ zu machen, aber teilweise bewegt sich die Show irgendwo auf dem Grad zwischen Comedy und Coaching. Das Programm ist definitiv mehr auf Unterhaltung ausgelegt, für die wahren Tipps braucht man dann schon die Masterclass. Beck erzählt seine Geschichten zwar mit einer wahnsinnigen Energie und Ausstrahlung, aber um mich vom Hocker zu hauen, hat es trotzdem nicht gereicht.

Die Show ist geeignet für große Fans, die Tobias Beck sehr gerne mal live erleben möchten oder für diejenigen, die noch nie etwas von ihm gehört haben. Man sollte aber nicht erwarten, als ein neuer Mensch aus der Halle zu kommen. Wenn ihr erfahren wollt, was Tobias Beck selbst zu seiner Show sagt, hört in unser Interview mit ihm rein.