You are currently viewing Warum TikTok eine Schrott-App ist und Bo Burnham ihn zum Weinen bringt – Torsten Sträter im Interview
Bild: Guido Schröder

Warum TikTok eine Schrott-App ist und Bo Burnham ihn zum Weinen bringt – Torsten Sträter im Interview

Lesezeit: 3 Minuten

Impfgegner:innen im Internet gehen ihm auf die Nerven, die AfD hat nichts drauf und junge deutsche Comedians gehen die harte Schule. Torsten Sträter hat uns im Kulturgarten Bonn besucht und nach seinem Auftritt ein Interview gegeben.

Comedy-Shows im Freien zu spielen, ist eine Umstellung für viele Künstler:innen. Erst letzens hat Helge Schneider eine seiner Shows abgebrochen, weil das Personal, das die Zuschauer:innen mit Essen und Getränken versorgt hat, ihn zu sehr störte. Torsten Sträter hat dafür teilweise Verständnis. „Die Bühne in Augsburg ist absurd hoch”, erzählt er „man erkennt von oben kaum noch eine Mimik. Das ist nicht jedermanns Sache. Du kommst dir vor wie Xerxes.” Auch er hat dort mal gespielt und war mit seinem Bit nicht unbedingt zufrieden. Das Setup mit Getränkeservice läd dazu ein, die Show für kurze Zeit aus den Augen zu verlieren und für die Person auf der Bühne ist es schwieriger, den Fokus zu halten. Dass die Leute den Service in Anspruch nehmen, kann Torsten absolut nachvollziehen. „Ich würd mir sofort ein Cheeseburger bestellen “, sagt er und spielt damit auch auf seinen Auftritt an. Denn natürlich ergeben sich durch den Tumult in der Menge auch Chancen, sodass er sehr schnell einen armen Mann der ersten Reihe, der nicht bedient wurde, zum Protagonisten des Abends machte. Als dann nach langer Wartezeit endlich der langersehnte Burger kam, applaudierte das ganze Publikum. Nach einem Auftritt, ist Torstens mentaler Akku wieder auf 100%. „Bonn hält das jetzt auch für ein paar Tage oben”. Doch die Freude des Auftritts wird auch getrübt. Die Leinwandübertragung beim Auftritt hat leider nicht funktioniert, sodass die beiden großen Bildschirme neben der Bühne schwarz blieben. „Das ist schlecht, denn es nimmt den Leuten die Mimik weg. Für viele Leute muss das gewesen sein, als ob vorne ein sprechender Camenbert steht.” Doch auch mit technischen Schwierigkeiten, scheint das Publikum sich über die Audioübertragung köstlich amüsiert zu haben

Lachen und Weinen

Die Comedyszene in Deutschland wächst und Torsten Sträter steht mittendrin. Als Gewinner der Show „LOL – Last One Laughing” ist er wieder in aller Munde, auch wenn er den Sieg nicht ganz als verdient ansieht: „Ich habe es geschafft, in einer sehr sehr lustigen Show nur einmal kurz zu Lächeln. Es ist kein Anlass für ein Kompliment. Wo man mir ein bisschen auf die Schulter klopfen kann ist, dass das Geld A gespendet wird und dass ich mir das B mit Teddy teilen konnte.” Die jungen deutschen Comedians gehen laut ihm den richtigen Weg, sie rackern sich nämlich in den Comedyclubs ab und spielen dort Set für Set. Als gute Beispiele nennt er Maxi Gstettenbauer, Jan van Weyde, Salim Samatou oder Shahak Shapira. Dass Comedy nicht immer nur Lachen bedeutet, sieht man an dem Netflix Special Inside von Bo Burnham. Dort geht es viel um Isolation, Depression und die Abhängigkeit vom Publikum – alles aus den eigenen vier Wänden inszeniert.  „Das ist Oskar-Material“, meint Torsten. „Das ganze Ding war erhellend künstlerisch wertvoll. Als diese Sache mit der Sockenpuppe kam, musste ich weinen.”

Sendepause für Impfgegner

Auch die Themen am Puls der Zeit werden behandelt, so gab es z.B. auch beim Auftritt viel Applaus für Torstens Haltung gegen die AfD: „Als ob sie die junge, frische, spritzige innovative Partei wäre und immer von den Altparteien reden. Und selber mit dem ältesten Programm rumlaufen, was der Deutsche kennt. Guckt dir einfach an, wie deren Leute agieren, sieh dir an was die für ein Weltbild haben und du wendest dich mit Schaudern ab.” Torsten ist fast schon dafür, dass sie im politischen Fokus stehen, „damit du siehst, was die alles nicht können. Die können nämlich nix.” Auch Impfgegner:innen sind Grund für Wutgebärden, aber nur, wenn sie im Internet aktiv sind. Die Angeberei aufgrund von unsolidarischem, passiven Verhalten nervt Torsten besonders. „Wenn du dich doch damit exponierst im Internet, wenn du sagst ich bin absolut passiv, wenn du so weit bist, dass du Nichts beizutragen hast…halt’s Maul”. Das Ganze wird das vermarktet auf TikTok. „TikTok ist eine Schrottapp hoch 1000, andererseits habt ihr tolle Inhalte”. Irgendwo zwischen chinesischer Fake-Werbung und schlechten Sketches versteckt sich auch guter Content von talentierten Menschen. „Das versöhnt mich dann sofort wieder”. Bei Verschwörungsschwurblern auf TikTok würde Torsten gerne mal in die Kommentare springen – wären die nicht schon vorsorglich deaktiviert.

Ob im Fernsehen, auf der Bühne oder im Backstage: Torsten Sträter gehen niemals die Wörter aus. Um zu erfahren, welche seine Lieblingsbühne ist, was der Vorteil beim Schwarz tragen ist und woher Torsten seine Sprache nimmt, könnt ihr euch das gesamte Interview anhören.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Sajora

    Mich hätte noch interessiert, ob es Torsten gestört hat, dass keine Kameras da waren und die beiden Leinwände deswegen schwarz bleiben mussten, hat er leider nichts zu gesagt … (^_~) …

Kommentare sind geschlossen.