Die Aufführung von Tschaikowskys „Nussknacker“ zur Weihnachtszeit hat eine lange Tradition. Mit seiner festlichen Stimmung gehört das Ballett für viele einfach dazu. Das zeigen auch die ausverkauften Vorstellungen im Bonner Opernhaus.
Das bulgarische Staatsballett und Staatsorchester Stara Zagora führte in der Bonner Oper vom 22. bis zum 23.12.23 das Ballett „Der Nussknacker“ vom russischen Komponisten Pjotr Iljitsch Tschaikowsky auf. Das Stück in zwei Akten gehört zu den berühmtesten Balletten überhaupt und wird besonders zur Weihnachtszeit immer wieder gespielt.
Marie erlebt mit dem Nussknacker aufregende Abenteuer
Kein Wunder, schließlich ist die Geschichte des Nussknackers unmittelbar mit dem Zauber der Weihnacht verbunden. Die Erzählung „Der Nussknacker und der Mäusekönig“ von E.T.A. Hoffmann diente Alexandre Dumas dem Älteren als Grundlage für seine Bearbeitung. Auf dieser Grundlage wiederum entstand das Libretto von Iwan Wsewoloschky und Marius Petipa.
Die Protagonistin Marie (Carmen Demirtash) bekommt zu Weihnachten von ihrem Patenonkel Drosselmeyer einen Nussknacker (Filippo Sartorelli) geschenkt. Als das Mädchen mitten in der Nacht erwacht, sieht sie mit Erstaunen, dass sich eine märchenhafte Welt aufgetan hat. Ihr Nussknacker ist auch zum Leben erwacht und führt eine Legion von Spielzeugsoldaten gegen den grausamen Mäusekönig und seine Armee an. Marie wird immer mehr in diese kuriose Welt hineingezogen, wo die Grenzen zwischen Fantasie und Realität verschwimmen.
Tänzer:innen aus aller Welt kommen im Palast zusammen
Natürlich bleibt der Nussknacker keine hölzerne Puppe, sondern verwandelt sich in einen stattlichen Prinzen, der Marie in einen verschneiten Tannenwald mit tanzenden Schneeflocken entführt. Das Paar zieht weiter in das Reich der Zuckerfee. Bei einem fantastischen Fest kommen Tänzer:innen aus den unterschiedlichsten Ländern zusammen. Russische Tänzer:innen führen den Trepak auf, chinesische Akrobat:innen erscheinen und arabische Tänzer:innen präsentieren ihre Kunst im Palast. Den krönenden Abschluss bildet der Pas de deux der Zuckerfee und ihres Kavaliers. Nach einem romantischen Tanz mit ihrem Prinzen muss sich Marie jedoch aus diesem schönen Traum verabschieden und erwacht wieder im vertrauten Elternhaus.
Traditionelle Aufführung weckt nostalgische Gefühle
Das Staatsballett und das Staatsorchester Stara Zagora sorgten für eine besonders magische Aufführung des beliebten Klassikers. Tschaikowskys Melodien sind an sich schon bezaubernd, aber nichts übertrifft die Live-Darbietung eines professionellen Orchesters. Die Bühne mit aufwendigen Kulissen und liebevoll gestalteten Requisiten beflügelte die Fantasie der Zuschauer:innen. Sie entführte zunächst in ein festlich geschmücktes Familienhaus aus dem 19. Jahrhundert und dann in ein Universum voller tanzender Blumen, Spielzeug und kämpferischer Mäuse. Zwischendurch durften sogar Schneeflocken auf die Bühne rieseln.
Die farbenfrohen Kostüme von Salvatore Russo sind ebenso traditionell wie die dargestellten Geschlechterrollen. Die Mädchen tragen bei der Weihnachtsfeier Kleider und spielen mit Puppen, während die Jungen in Anzügen Schwertkämpfe nachahmen. Optisch wird wohl vor allem Ivaylo Yanev als Onkel Drosselmeyer mit weißer Perücke, wehendem Umhang und theatralischen Zaubergesten in Erinnerung bleiben.
Perfekte Präzision, aber auch die nötige Prise Humor
Klassisch sind auch die Choreografien von Konstantin Uralsky. Sie sind nämlich angelehnt an die Erstaufführung aus dem Jahre 1892. Man merkte sofort, wie sorgfältig durchdacht die Choreografien der Gruppen-Ensembles waren. Es war beeindruckend zu sehen, wie abgestimmt die zahlreichen Tänzer:innen agierten und wie präzise sie ihre Schritte durchführten. Teilweise gab es so viele aufregende Dinge auf der Bühne zu sehen, dass man gar nicht wusste, wo man hingucken sollte.
Die internationalen Tänzer:innen hauchten den Charakteren nicht nur mit ihren herausragenden Tanzleistungen Leben ein, sondern auch mit ihren schauspielerischen Fähigkeiten. Ohne ein gesagtes Wort konnte man die Gefühle der Figuren genau erkennen und mit ihnen mitfiebern. Auch der Humor kam nicht zu kurz. Die Mädchen und Jungen neckten und rauften sich am Weihnachtsabend und eine kleine, niedliche Maus jagte einem riesigen Stück Käse hinterher. Hier zeigt sich, dass „Der Nussknacker“ wirklich ein Stück für Groß und Klein ist.
Die Zuckerfee entzückt das Bonner Publikum
Besonders beeindruckend war die Darbietung der Zuckerfee Aneliya Dimitrova. Mit ihren anmutigen Bewegungen und ihrer strahlenden Präsenz erntete sie den größten Beifall des Bonner Publikums. Letztendlich erhoben sich jedoch alle Zuschauer:innen, um dem bulgarischen Staatsballett und Staatsorchester Standing Ovations zu spenden. Völlig verzaubert und höchst zufrieden verließen die Besucher:innen nach ca. 110 Minuten die Bonner Oper. In Vorfreude darauf, im nächsten Jahr wieder in das Reich der Zuckerfee einzutauchen.