Die japanische Band Babymetal mischt in ihrer Musik Elemente aus J-Pop und Metal. Was auf den ersten Blick nur schwer vereinbar klingt, funktioniert nun schon seit über zehn Jahren und vier Alben so gut, dass die Band mittlerweile ein internationaler Erfolg ist. Aktuell ist die Band mit ihrem neuen Album The Other One auf Tour und hat dabei am Dienstag auch einen Stopp im Kölner Palladium eingelegt.
Kawaii-Metal – auf Deutsch: “niedliches Metal” – so heißt das Genre in dem Babymetal Musik machen und weist dabei mit seinem Namen schon auf den entscheidenden Twist hin, der die japanische Band besonders macht. Als Babymetal 2010 ihren ersten Song veröffentlichten, standen bei der Band nämlich statt kräftiger Männer drei zierliche Mädchen, im Alter zwischen elf und zwölf Jahren, auf der Bühne. Damit aber noch nicht genug: Die Drei hatten zudem eigentlich gar keinen Bezug zu Metal, sondern waren J-Pop-Idols, deren Talentagentur sie ausgewählt hatte, Teil des neuen J-Pop/Metal-Fusionsprojekts Babymetal zu werden. Das “Kawaii” im Namen des Genres beziehtsich aber auch nicht auf die Künstlerinnen, sondern auf die Verniedlichung von Metal durch den Einfluss von J-Pop Elementen. Diese unorthodoxe Mischung hatte zwar einige Skeptiker*innen, brachte es aber trotzdem – auch dank einiger viraler Musikvideos – zu internationalem Erfolg und Anerkennung innerhalb der Metal-Szene.
Eine (Kawaii-)Metal-Band
Seit dem ersten Song vor über dreizehn Jahren sind nicht nur die drei Künstlerinnen erwachsen geworden. Auch die Musik der Band ist deutlich weniger von den “niedlichen” J-Pop-Elementen geprägt und wandelt sich zunehmend hin zu (sehr guter) konventioneller Metal-Musik. Insbesondere das neueste Album The Other One muss sich auch vor Größen des Genres nicht verstecken und demonstriert durch den Verzicht auf Feature-Parts sowie eine starke Reduktion des “Kawaii-Gimmicks” die Selbstsicherheit der Band. Trotzdem gibt es noch einige Dinge, die Babymetal von anderen Metal-Bands unterscheiden. Zum einen spielt das Trio keine Instrumente, sondern wird von einer Band begleitet. Dafür wird auf der Bühne nicht nur gesungen, sondern es gibt, wie im J-Pop üblich, eine aufwändige Choreographie und passend gestaltete Kostüme. Und auch die Vermarktungsstrategien sind auf dem hohen Niveau des J-Pop. So gibt es rund um die Band eine konstruierte Mythologie, welche die vermeintlichen mystischen Ursprünge der Band erklärt und in welche die Alben der Band eingewoben werden. Diese Mythologie wird auch beim Konzert der Band aufgegriffen, bei dem am Anfang und am Ende kurze Videos zu sehen sind, welche die Lore hinter der aktuellen Tour noch einmal für alle im Publikum zusammenfassen.
Babymetal: Konzertprofis
Die Videos bilden eine passende Klammer um den Auftritt, denn genau wie er sind sie kompakt, qualitativ sehr gut aber auch durchproduziert. Bei der etwa einstündigen Show ist die Setlist genau optimiert. Nur die bekanntesten Hits werden gespielt. Dadurch ist das Konzert zwar zugänglicher, aber diese Entscheidung ist auch etwas schade, weil das neue Album eigentlich noch mehr zu bieten hätte. Besonders viel Fan-Interaktion zwischen den Songs gibt es nicht, was sich allerdings wahrscheinlich in Teilen mit der Sprachbarriere erklären lässt. Ehrlich gesagt ist diese Vorgehensweise aber auch den offensichtlich vorher einstudierten “spontanen” Anekdoten anderer Bands vorzuziehen. Gesanglich und tänzerisch liefert die Band hingegen voll ab. Zusammen mit der Begleitband bringt das Trio das Publikum im ausverkauften Palladium zum headbangen, moshen und mitsingen. Die durchgängigen Tanz-Performances dürften dabei auch eine Erklärung für die relativ kurze Dauer des Konzerts liefern.