Bonn Lighthouse e.V. setzt sich für die Belange schwerkranker Menschen sowie deren Angehörige ein. Der ambulante Hospizverein besteht bereits seit 1992 und feiert dieses Jahr als ältester Hospizverein Bonns 25jähriges Jubiläum. Bonn Lighthouse sucht immer wieder motivierte und engagierte ehrenamtliche MitarbeiterInnen. bonnFM hat Bonn Lighthouse besucht und erfahren, was ihre Tätigkeit ausmacht und wie auch ihr Teil von Bonn Lighthouse werden könnt.
Wir sind oftmals viel zu viel mit uns selbst beschäftigt, wollen immer mehr, immer besser sein, immer allem einen Schritt voraus sein, fokussieren uns auf Dinge, die wir als wichtig erachten und die uns am Ende doch nur unglücklich machen und Kopfzerbrechen bereiten.
Aber auch diese Kopfzerbrechens-Momente gehören zum Leben dazu. Überhaupt neigen wir oft dazu, Konflikten aus dem Weg zu gehen, unangenehme Themen unausgesprochen zu lassen, unbekannte Situationen zu meiden und auch bei der kleinsten Überforderung wird uns plötzlich alles zu viel. Jedoch gibt es Momente im Leben, in denen man machtlos ist. Man kann nicht weglaufen oder sich ihnen entziehen, sondern muss sie annehmen und lernen mit ihnen umzugehen, da sie plötzlich Teil des eigenen Lebens geworden sind. Die Verkündigung einer niederschmetternden Diagnose kann so ein Moment sein. Die Nachricht, dass man womöglich nur noch wenige Jahre, Monate, Wochen zu leben hat.
Das Lighthouse-Prinzip
Es kann jeden treffen. In der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis oder auch nebenan im eigenen Viertel gibt es Menschen, die von jetzt auf gleich mit dem Tod konfrontiert werden. Auch wenn der Tod Teil des Lebens ist – und uns das auch allen bewusst ist – wird dieser oftmals in unserer Gesellschaft tabuisiert, ausgeklammert und verdrängt. Umso wichtiger ist es, dass es Menschen gibt, die nicht wegschauen, sondern auch in dunklen Zeiten da sind, Licht und Orientierung geben – wie ein Leuchtturm.
Das Team vom Hospizverein Bonn Lighthouse besteht aus solchen Menschen. Sechs haupt- sowie 35 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, die wertvolle Arbeit leisten, um Anderen in schweren Zeiten beizustehen, sie zu begleiten und die lebensbedrohlichen Erkrankungen, mit denen viele zu kämpfen haben, nicht vollständig Herrscher über ihren Alltag werden zu lassen. Viel wichtiger ist es doch, die Zeit, die ihnen noch bleibt, umso lebenswerter zu gestalten und auch schwere Phasen mit Glücksmomenten zu füllen, auf ihre Bedürfnisse und Interessen einzugehen, individuelle Möglichkeiten und Kräfte entdecken und so viel wie möglich davon auszuschöpfen und zu entfalten.
Ambulant vor stationär!
Damit die Lebensqualität der Schwererkrankten verbessert wird beziehungsweise so lange wie möglich erhalten bleibt und stationäre Aufenthalte verkürzt oder gar vermieden werden können, spricht sich nicht nur Bonn Lighthouse für das Konzept eines ambulanten Hospizdienstes aus, sondern lebt dieses. Es richtet sich an sterbende Menschen und deren An- und Zugehörige im eigenen Zuhause oder aber auch in Einrichtungen der Behindertenhilfe, die an einer Erkrankung leiden, bei der eine Heilung nach jetzigem medizinischem Stand nicht mehr gewährleistet werden kann. Bonn Lighthouse will hierbei entlastend tätig sein sowie Verständnis und Orientierung für die Betroffenen aufbringen und bei aufkommenden Kommunikationsschwierigkeiten vermitteln und unterstützen.
Ein weiteres Projekt, welches Bonn Lighthouse ins Leben gerufen hat, ist ein ambulantes Wohnprojekt, in Form von betreutem Wohnen, welches seit 1995 Bestand hat. Insgesamt 16 Betroffene finden in eigenen Apartments ihren eigenen Rückzugs- und Ruheort, an dem sie, so lange es ihnen möglich ist, eigenständig leben können. Zusätzlich werden sie fortlaufend durch sozialpädagogische Fachkräfte sowie geschulte ehrenamtliche MitarbeiterInnen begleitet. Ambulante Pflegedienste sowie Ärzte, die allerdings nicht fest angestellt sind sondern nach Bedarf zu Bonn Lighthouse gerufen werden, garantieren die medizinische Versorgung. Die BewohnerInnen dieser Apartments sind nicht nur, aber vorrangig jüngere Menschen, die mit HIV infiziert sind, an AIDS, Krebs, Multipler Sklerose oder anderen unheilbaren Krankheiten leiden. Aktuell beträgt das Durchschnittsalter 55 Jahre, jedoch liegt es in der Regel eher noch darunter. Mindestens eine Gemeinsamkeit haben sie in jedem Fall – sie sind alle Bonner. Das Sozialamt Bonn trägt die Kosten für die Betreuungsleistungen – sofern diese nicht selbst gedeckt werden können – für all diejenigen, die in Bonn gemeldet sind beziehungsweise ihren Lebensmittelpunkt in Bonn haben.
Eine Zusammenarbeit zwischen Bonn Lighthouse und dem Universitätsklinikum Bonn / Venusberg besteht in dem Sinne, als dass ein Besuchsdienst der Palliativstation Saunders eingerichtet wurde. Hierbei steht auch wieder die begleitende Unterstützung in schwierigen Situationen während des Klinikaufenthaltes im Vordergrund. Gespräche, Anteilnahme, einfaches Dasein, aber auch Spaziergänge können dabei schon viel helfen. Zusätzlich gibt es auf der Station Paul Ehrlich das sogenannte Lighthouse-Café, welches Patienten und Angehörigen die Möglichkeit bietet, Kontakt mit anderen Mitpatienten, aber eben auch mit Lighthouse-MitarbeiterInnen aufzunehmen und sich auszutauschen.
Jeder kann helfen – Bonner für Bonner
Da aber all diese bemerkenswerte Arbeit nichts ohne die Menschen, die ihr Herzblut in diesen Verein stecken, ist, ist Bonn Lighthouse immer auf der Suche nach Freiwilligen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten. Unterstützung ist in nahezu allen Bereichen möglich und nötig: Angefangen beim Vorbereiten und Kochen des Mittagstisch für die BewohnerInnen im Wohnprojekt, der Mitgestaltung von Gruppenangeboten, über die betreuten Besuchsdienste am Universitätsklinikum Bonn / Venusberg, bis hin zur Einzelbetreuung von Betroffenen und Angehörigen und vielem mehr sind immer helfende Hände und Herzen willkommen.
Dass diese Arbeit nicht leichtfertig anzunehmen und zu bewältigen ist, sollte jedem bewusst sein, der sich für ein ehrenamtliches Engagement bei Bonn Lighthouse interessiert. Voraussetzende Eigenschaften für eine ehrenamtliche Mitarbeit sind daher: Offenheit, Toleranz und Lebensweltakzeptanz, sowie Teamfähigkeit, die Bereitschaft zur Selbstreflexion und zu guter Letzt Belastbarkeit. Niemand wird ins kalte Wasser geschmissen! Ein sogenannter Befähigungskurs bereitet die Ehrenamtler binnen sieben Monate auf ihre Arbeit bei Bonn Lighthouse vor. Diese vermitteln einerseits für das Arbeitsfeld nützliche Methoden (Gesprächsführung, Kommunikation, Biografiearbeit etc.), andererseits aber auch eine patientenorientierte Haltung, die die jeweils individuellen Vorstellungen von Lebensqualität der schwer kranken und sterbenden Menschen wahrnimmt und berücksichtigt. Weitere Themen sind u.a. Sterbe- und Trauerbegleitung, Ethik, Palliative Care, Spiritualität, eigenes Rollenverständnis und Krankheitsbilder. Eine Hospitationsphase während des Kurses ermöglicht den Einblick in die diversen, teils sehr unterschiedlichen, Begleitungsfelder. Doch auch nach diesen sieben Monaten stehen den ehrenamtlichen MitarbeiterInnen fortlaufend Angebote zur Verfügung, die ihre eigene Mitarbeit begleiten und erleichtern sollen: Praxisbegleitung, Gruppensupervision, Fortbildungen und gemeinschaftliche Abende sollen dazu beitragen, eine gute Zusammenarbeit zu gewährleisten, Erfahrungen auszutauschen, Wissen zu vertiefen und aufzufrischen. Aber auch die eigene Person, nicht zu vernachlässigen, sich seiner eigenen Grenzen bewusst zu werden und sein Handeln im Rahmen von Bonn Lighthouse zu reflektieren.
Am 17. März beginnt der bereits 20. Befähigungskurs von Bonn Lighthouse. Ein (unverbindlicher, aber trotzdem nicht weniger wichtiger) Informationsabend findet am Montag, den 20. Februar 2017 in der Geschäftsstelle von Bonn Lighthouse (Bornheimer Straße 90) um 18:30 Uhr statt. Anmeldungen bitte telefonisch unter 0228 – 631304 oder per Mail an goldmann@bonn-lighthouse.de, Ansprechpartner ist Herr Goldmann.