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Einen Sack Zement kann man nicht mit dem Lastenfahrrad transportieren – Bonner Unternehmen kritisieren die Verkehrswende

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Bonner Unternehmen werfen der Stadt eine schlecht durchdachte Verkehrspolitik vor. Der Klimaschutz dürfe die lokale Wirtschaft nicht zerstören. Oberbürgermeisterin Katja Dörner und Unternehmer Christian Faßbender geben Einblicke in die aktuelle Lage.

Nach Viktoriabrücke und Oxfordstraße folgt die Adenauerallee. Hier soll bald jeweils einer von zwei Fahrstreifen an Fahrräder umgewidmet werden. Die Stadt Bonn möchte bis 2035 klimaneutral werden. Die Adenauerallee ist ein weiterer Baustein dieses Klimaplans. „So wie bisher kann es nicht weitergehen“, sagt Oberbürgermeisterin Katja Dörner. Der Verkehr produziere in Bonn über 25% der CO2-Emissionen – die Stadt habe hier einen großen Hebel in der Hand, das Klima zu schützen. In den vergangenen Jahrzehnten wäre die Verkehrspolitik Bonns fast zu 100% am Auto ausgerichtet gewesen, erklärt Oberbürgermeisterin Katja Dörner. Jetzt investiere die Stadt primär in den Ausbau von Fahrradwegen und den ÖPNV.

Eine Spur mehr für Fahrrad und Bus auf der Adenauerallee bedeutet auch eine Spur weniger für PKW und LKW. Die verfügbare Fläche in Bonn ist begrenzt. Mit verschiedenen Projekten versucht die Stadt den Platz gerecht aufzuteilen. Dazu gehört auch ein Pilotprojekt für Wirtschaftsparkplätze oder ein Handwerkerausweis. Dieser ermöglicht Handwerksbetrieben, ihr Auto kostenlos auf sonst eingeschränkten Parkflächen abzustellen.

Die Kritik kommt aus der Wirtschaft

Aber es kommt Kritik von Seiten der Bonner Wirtschaft. Für sie ist die Straße ein Arbeitsplatz, was die Stadt anscheinend vergesse. Staus, Baustellen sowie fehlende Parkplätze und Ladezonen würden die tägliche Arbeit erheblich erschweren. In Form der Kampagne „Vorfahrt Vernunft“ plädieren Teile des Bonner Gewerbes daher für eine durchdachtere Verkehrswende. „Wo wir früher fünf Auslieferungen hatten, haben wir heute noch drei“, berichtet Christian Faßbender – Geschäftsführer vom Baustoffhandel Faßbender Tenten. Im Endeffekt würden die Lieferproblem zu erhöhten Preisen für die Kundschaft führen und Unternehmen in wirtschaftliche Notlagen bringen. Dass das Klima geschützt werden muss, streiten er und seine Prokuristin Alexandra Kupzig nicht ab. Aber einen Sack Zement könne man einfach nicht auf einem Lastenfahrrad transportieren.

Stadt und Wirtschaft möchten die Bonner Verkehrswende nun gemeinsam durchdenken. Dazu reisten verschiedene Beteiligte am 22. September gemeinsam nach Utrecht. Die Stadt in den Niederlanden gilt als Paradebeispiel einer gelungenen Verkehrswende. Gemeinsam haben Stadt und Wirtschaft hier neue Erkenntnisse gewonnen, damit auch die Bonner Verkehrswende gelingt – ohne, dass Unternehmen dabei auf der Strecke bleiben.

Das ganze Interview mit Oberbürgermeisterin Katja Dörner könnt ihr hier nachhören!