Nachrichten auf der Bühne präsentieren geht nicht? – geht doch! Der Postillon war letzten Sonntag, den 30.6 LIVE in Bonn. Mit allen Mitteln der Kunst hat er ,vor allem die Politik und ihre Protagonisten, ordentlich durch den Kakao gezogen.
Nicht ganz gefüllt war der Saal des Bonner Opernhauses, was allerdings kein Qualitätskriterium für das Programm darstellte. Im Rahmen der „Quatsch keine Oper!“-Reihe des Theater Bonn führten die „Nachrichtensprecher“ des Postillon Anne Rothäuser und Thiess Neubert durch den satirischen Abend. Ganz im Stil der Tagesschau und fast genauso seriös eröffneten die Beiden dem Publikum, dass es ohnehin nicht darum ginge, dass sie dem Publikum gefallen sollen. Viel mehr ging es darum, dass das Publikum ihnen gefallen müsse.
Programmprotagonisten waren unteranderem Trump und die AfD
Themen, wie der Brexit, Donald Trump, die AfD, oder auch der immer noch nicht eröffnete Berliner Flughafen (BER) wurden von Anne Rothäuser und Thiess Neubauer nicht verschont. Die Nachrichten wurden allerdings nicht nur im Retro-stil vorgelesen, sondern auch mit Hilfe von Videos übermittelt. Ganz im „Julia Leischik sucht: Bitte melde dich“, oder im „Punkt 12“ Stil wurden diese Formate mit samt ihrem Inhalt in ironischer Extraklasse auseinandergenommen.
Nach der Pause ließ das Programm allerdings an Qualität nach. Mit dem Handmikrofon bewaffnet, wurde Thieß Neubert kurzerhand zum Außenreporter und ließ die Zuschauer noch einmal schwitzen. Er stellte sich zu ihnen in den Saal und horchte nach wie die Stimmung vor Ort ausschaute. Das Ergebnis war, nicht überraschend, die Zuschauer wurden immer kleiner und schauten plötzlich auch umso beschäftigter aus.
Ging an die Nieren
„Ging an die Nieren. Frau beendet Affäre mit Organhändler“ hieß eine der Kurzmeldungen, die im Verlauf des Abends immer wieder als “Highlights” vorgelesen wurde. Um einer Nachrichtensendung gerecht zu werden, wurde der Abend dann auch mit dem Sportillon, Meldungen aus der Schachbundesliga und dem Wetter beendet. Die Moderatoren haben an diesem Abend nicht nur die Nachrichten, Nachrichtenformate, oder den Journalismus, sondern auch sich selbst auf sympathische Weise auf die Schippe genommen.
Satire überspitzt die Probleme der Welt
Satire überspitzt die Probleme der Welt und man sieht zu und lacht. Das ist bekannt und es nimmt vielleicht auch die Verantwortung von einem selbst, da man sich im Schutz der Satire amüsiert. Ob man als Zuschauer jedoch über einen Jungen lachen will, der gemobbt wird, weil er Kleidung für eine „billig“ Marke näht, während seine Freunde in der Nachbarfabrik für „große“ Marken nähen, muss wohl auch jeder für sich wissen. Trotzdessen gab es an diesem Abend zahlreiche Themen denen die Ernsthaftigkeit auf schöne Weise genommen wurde.