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Die Liste gegen Freizeitstress

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Viele junge Bonner*innen kennen das Gefühl von Stress und Überlastung in der Freizeit. Seinen Alltag neu zu strukturieren, wirkt kaum machbar. Warum das gar nicht so schwer sein muss und wie eine Liste dabei helfen kann, erklärt Psychologin Dr. Lena Stahlhofen im Interview mit bonnFM.

Unter Stress reagieren viele Studierende gereizt. Andere vergessen auf einmal Termine und Absprachen. All dies sind Symptome, die auf eine Überlastung hindeuten. BonnFM hat euch gefragt: Viele junge Bonner*innen kennen diesen Zustand oder leiden momentan unter ihm. Einige berichten von dem Wunsch, ihren Alltag grundlegend umzugestalten – eine enorme Herausforderung. Psychologin Dr. Lena Stahlhofen erklärt, dass es trotzdem gelingen kann – kleine Schritte seien der Schlüssel. Sie arbeitet am Psychologischen Institut der Universität Bonn und bietet u.a. Seminare für einen gesünderen Umgang mit Stress an. Im Interview mit bonnFM gibt sie ihr Wissen weiter.

Muss aller Anfang wirklich schwer sein?

Ein Gedanke begründet das Fundament für weniger Stress in der Freizeit: Man hat es selbst in der Hand. Dazu gehöre, seine Prioritäten im Leben zu kennen. „Es ist superwichtig, immer wieder die eigene Zeitverteilung zu überprüfen“, sagt Stahlhofen. 

Eine Liste könne dabei helfen. Diese könnte zum Beispiel folgende Spalten umfassen: Studium, Arbeit, Familie/Partnerschaft, andere Kontakte, Zeit für mich, Sport, Social Media, Körperpflege, Wegzeiten, Essenszeiten, sonstige Verpflichtungen. Anschließend wird die Tabelle eine Woche oder länger ausgefüllt.  Jetzt erkennt man, wie viel Zeit beispielsweise Treffen mit Freund*innen und Familie im Alltag einnehmen. Geht es über das Maß hinaus, was man an sozialen Kontakten wirklich braucht, könnte man sich künftig einen Tag mehr freihalten. Diese frei gewordene Zeit, kann stattdessen in Bereiche fließen, die das eigene Wohlbefinden steigern. Was besser nicht verringert werden sollte, ist die Schlafenszeit, sagt Stahlhofen. Denn auch sie sei wichtig, um Energiereserven wieder aufzuladen. 

„Nein“-Sagen ist in Ordnung

Wer diese überarbeitete Zeitverteilung umsetzen möchte, muss an der ein oder anderen Stelle kürzertreten. Stahlhofen weiß aber, „Nein“- Sagen stellt für viele eine große Herausforderung dar. „Es ist kein Problem ‚Nein‘ zu sagen – vor allem, wenn das ‚Nein‘ freundlich, aber bestimmt und gut begründet vorgebracht wird“, erklärt Stahlhofen. Wem „Nein“-Sagen schwerfällt, empfiehlt sie, es Schritt für Schritt zu üben.  Die WG-Party eines Bekannten abzusagen, ist beispielsweise weniger schwierig, als den Geburtstag der besten Freundin ausfallen zu lassen. Mit jeder positiven Erfahrung fühle es sich ein bisschen einfacher an. Wichtig sei aber, ein gutes Mittelmaß zu finden. Es gehe nicht darum, alle Verantwortlichkeiten von sich zu weisen, sagt Stahlhofen.

Stressabbau durch Sport und Bewegung

Neben Entspannung sind auch Sport und Bewegung nahezu perfekt dafür, Stress abzubauen. Studien belegen, dass beim Sport mehr Sauerstoff in die Zellen gelangt, der Cortisolspiegel gesenkt und Stresshormone schneller abgebaut werden. Und auch hier zahlen sich kleine Veränderungen im Alltag aus. Tägliches Joggen sei nicht zwingend nötig, um Effekte zu bemerken, sagt Stahlhofen. Wer beispielsweise mit dem Bus von der Uni nach Hause fährt, kann sich regelmäßiger dazu entscheiden, stattdessen zu Fuß zu gehen. So ein eingeschobener Spaziergang entschleunige den Alltag. Gleichzeitig bekomme der Körper Bewegung und frische Luft. Stahlhofen selbst hat sich angewöhnt, jeden Tag eine kurze Runde um den Block zu spazieren. Dem Freizeitstress zu begegnen, muss also gar nicht so schwierig sein, wenn man mit kleinen Schritten anfängt und nachsichtig mit sich selbst ist.