Was passiert, wenn zwei bekannte Fernsehgesichter und eine Journalistin, die ein Buch geschrieben hat, zusammentreffen? Ein entspannter, unterhaltsamer und ehrlicher Abend – mit vielen Fragen, wenigen Antworten, aber dafür jeder Menge guter Gedanken. Am 3. April stellte Mareice Kaiser im Schauspiel Köln ihr neues Buch „Ich weiß es doch auch nicht“ vor. Unterstützt wurde sie dabei von Ralph Caspers und Katty Salié – und gemeinsam widmeten sich die drei den großen und kleinen Fragen des Lebens.
„Ich hab’ dir ein Bild in den Himmel gemalt…“
Mit diesem Zitat aus dem Song „Es ist Frühling“ der Band klebe begann der Abend. Die drei kommen gemeinsam auf die Bühne – und wie angekündigt, malen sie im Laufe des Abends Bilder in die Köpfe des Publikums: aus ihrem Leben, aus ihren Gedanken, aus ihren Büchern.
Die Bühne im Schauspiel Köln – eigentlich für Theater gedacht – bietet den idealen Rahmen. Das kreative Bühnenbild macht sofort Lust, sich zurückzulehnen und in Gedanken abzutauchen. Das Schachbrettmuster auf dem Boden und die Palmen, die das Bühnenbild darstellen machen sofort Lust, sich zurückzulehnen und in Gedanken abzutauchen.
Wird alles gut?
Eine der ersten Fragen, die den Abend durchziehen: „Wird alles gut?“
Kaiser antwortet: „Ich sag’s ehrlich – nein. Und das ist okay. Wir bekommen zur Geburt keinen Gutschein für ein Leben, in dem alles gut ist. Aber wenn du dieses Buch in den Händen hältst oder heute Abend hier sitzt, bist du vermutlich schon ziemlich nah dran an gut. Denn das ist nicht selbstverständlich.“
Es ist dieser ehrliche, empathische Blick auf das Leben, der Mareice Kaisers Lesung besonders macht. Ihr Buch, so betont sie, sei kein Ratgeber – eher ein Anti-Ratgeber. Eine Einladung, mit ein bisschen mehr Leichtigkeit durchs Leben zu gehen. Auch, wenn man nicht auf alles eine Antwort hat.
Eine 102. Frage?
Mir stellt sich dann aber doch die Frage: Warum sind es genau diese, die in den Büchern behandelt werden. Das Buch von Mareice Kaiser enthält 101 Fragen. Ralph Caspers hat ebenfalls Bücher in dieser Kategorie geschrieben, z.B. 99 harmlosen Fragen, bringt eine eigene Perspektive mit. Im letzten Drittel können wir als Publikum – was ich auch tue – Fragen stellen: Gibt es eine Frage, die es nicht ins Buch geschafft hat? Quasi eine 102.?
Kaiser erklärt: „Ich arbeite sehr effizient. Wenn ich ein Buch mit 101 Fragen schreibe, dann sind es genau 101 – und keine mehr.“
Caspers ergänzt: „Ich arbeite nach der Neuner-Regel: Für eine gute Frage brauche ich neun schlechte. Die sieht aber niemand, weil ich sie vorher aussortiere.“
Was folgt, ist ein sympathisches Gespräch über Denkprozesse, Kreativität – und den ganz normalen Zweifel beim Schreiben.
Fazit?
Am Ende des Abends stimmt Ralph Caspers seine Akustikgitarre. Gemeinsam mit dem Publikum verabschieden sich die drei mit Musik – und vielen offenen Fragen im Raum.
Was bleibt, ist das gute Gefühl, dass es okay ist, nicht alles zu wissen. Das bleibt auch zum Buch zu sagen. Beide Bücher sind für alle, die sich gerne Fragen stellen und lieber Antworten suchen als Antworten auf alle Fragen zu bekommen. Die Bücher von Ralph Caspers laden zum philosophieren über die Welt ein, der Text Mareice Kaisers hilft dabei Gedanken über den Alltag anzustellen. Ohne direkt eine klare Antwort zu bekommen.
Oder wie es Mareice Kaiser vermutlich formulieren würde:
„Ich weiß es immer noch nicht – aber das ist nicht schlimm.“
Gelesene Bücher (u.a.):
- Mareice Kaiser: Ich weiß es doch auch nicht, ISBN 978-3-328-60373-3
- Ralph Caspers: 99 harmlose Fragen für überraschende Unterhaltungen zwischen Eltern und Kindern, ISBN 978-3-411-74272-1
