Vielen sind mehrere Stunden Bildschirmzeit nicht unbekannt. Oft ärgert man sich über die Zeit, die man verschwendet hat, mit Dingen, die eigentlich gar nicht so wichtig sind. Doch wie wirkt sich diese Zeit auf unser Leben aus? Und wie unterbricht man den Teufelskreis?
Fast jede*r von uns hat regelmäßig Berührungspunkte mit Plattformen wie Instagram, Tiktok oder X, vorher bekannt als Twitter. Es ist auch kein Geheimnis, dass mit der fortschreitenden Digitalisierung nun immer mehr Apps aus dem Boden sprießen, wie zuletzt in 2020 die neue App BeReal. Bei dem großen Angebot von sozialen Medien ist es kein Wunder, dass sich immer mehr Menschen über ihre langen Bildschirmzeiten Gedanken machen.
Verschwenden wir mit Social Media unser Leben?
Die Zahlen sind erschreckend. Laut einer Umfrage des VPN-Anbieters NordVPN von 2021, verbringen Deutsche bei einer Lebenserwartung von 80,89 Jahren im Durschnitt 24 Jahre, 8 Monate und 14 Tage online. Dazu zählt die Nutzung des gesamten Internets. Das Forbes Magazine untersuchte die Zahlen explizit zu Social Media genauer. Weltweit gesehen verbringt der Mensch durchschnittlich 2 Stunden und 7 Minuten täglich auf Social Media-Plattformen. Bei einer Lebenserwartung von 73 Jahren kommt man auf eine Nutzungsdauer im gesamten Leben von 5,7 Jahren.
Da ergibt sich die Frage, wie wir mit unserer Lebenszeit umgehen und ob wir sie verschenken. Auf YouTube berichten schon seit einigen Jahren viele Content Creator*innen über das Bedürfnis, ihr Smartphone wegzulegen und ihre Zeit sinnvoller zu nutzen. Doch wie können wir uns besser von unserem Smartphone trennen? Viele erkennen als Schuldigen die sozialen Medien an, die einen durch Algorithmen und sogenannte FOMO („fear of missing out“), also die Angst, etwas zu verpassen, an die Apps fesseln. Die angestrebte Lösung: ein Social Media Detox.
Social Media-Detox als Lösung?
Immer mehr Menschen möchten dem gefühlten Kontrollverlust durch soziale Plattformen entkommen und ihre Zeit vor dem Bildschirm reduzieren – mit einem Detox. Dabei wird versucht, die Apps komplett zu löschen oder zumindest die Nutzungszeit drastisch zu senken. Die Ansätze sind dabei ganz individuell und verschieden. Manche Leute löschen ihren Account oder die App, um den Zugang zu vermeiden oder zu erschweren. Andere bauen ein Zeitlimit für die App ein. Verbreitet sind auch sogenannte „Dumb Phones“. Damit sind Handys gemeint, auf denen man lediglich telefonieren und SMS versenden kann. Besonders beliebt sind dafür Klapphandys. Über YouTube berichten viele von ihren Erfahrungen, um Menschen zu inspirieren, die diesen Schritt noch wagen wollen.
Das Selbstexperiment
Auch ich bin schon oft auf diese Videos gestoßen. Sie haben mich bei meinem eigenen Verhalten ertappt und dazu gebracht, meinen eigenen Konsum und meine Bildschirmzeit zu hinterfragen. Bei den Recherchen zu diesem Artikel haben mich die Zahlen doch sehr erschreckt. Deshalb habe ich beschlossen, das Ganze einmal selber auszuprobieren.
Auch ich habe normalerweise eine Bildschirmzeit von zwei bis drei Stunden täglich. Das wollte ich ändern. Eine ganze Woche lang verzichtete ich auf die einzige Plattform, die ich aktiv nutze, und zwar Instagram. Meinen Account löschte ich nicht, ich hab die App jedoch in die Mediathek meines iPhones verschoben und mir somit den Zugriff erschwert.
Bereits in den ersten paar Stunden ist mir aufgefallen, dass mir das Ganze doch leichter fällt als gedacht. Zwar erwischte ich mich dabei, öfter mal an die Stelle zu scrollen, wo die App früher ihren Platz hatte. Doch sobald ich gemerkt hab, dass diese ja gar nicht mehr dort ist, erinnerte ich mich an das Experiment und legte mein Handy wieder weg. Auch im Verlauf der Woche hab ich gemerkt, dass ich auf einmal mehr Zeit habe. Während vorher Stress und das Jonglieren von Uni, Arbeit und meinem Sozialleben auf der Tagesordnung stand, fiel es mir nun leichter, den Fokus auf meine täglichen Aufgaben zu setzen und mich dabei nicht überwältigt zu fühlen. Während des Versuchs hat meine Bildschirmzeit 30-60 Minuten betragen. Auch jetzt, nachdem das Experiment eigentlich schon vorbei ist, entscheide ich mich immer noch dafür, die App geschlossen zu halten – und die Vorteile zu nutzen.
Fazit
Müssen wir jetzt alle für immer auf das Internet verzichten? Nein, denn das wäre heutzutage auch gar nicht realistisch! Im Unialltag und beim Job ist es unumgänglich auf das Internet zuzugreifen – und es hat ja auch seine Vorteile! Dennoch sollte man sich doch einmal mit seinem eigenen Konsum auseinandersetzen und schauen ob dieser einem selber einen Gefallen tut. Denn viel zu oft erwischt man sich selber dann doch beim viel zu langen und sinnlosen Scrollen. Und das zu überdenken, ist oft sinnvoll!
Quellen:
NordVPN-Studie: https://nordvpn.com/de/blog/studie-online-lebenszeit/
Forbes Magazine Studie: https://www.forbes.com/advisor/business/social-media-statistics/