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Bild: Jenny Meinert / bonnFM

„Bonn ist immer ein heißes Pflaster für uns!“ – Itchy im Interview

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„All We Know“ heißt das mittlerweile siebte Album der deutschen Punkrock-Band Itchy, welches im Juli erschienen ist. Am vergangenen Wochenende stellte Itchy einige neue Songs beim Green Juice Festival in Bonn vor. Nachdem der erste Festivaltag aufgrund von starkem Regen nicht stattfinden konnte, verlief der zweite Tag nach Plan. Wir haben vor ihrem Auftritt mit den beiden Sängern von Itchy, Sebastian Hafner und Daniel Fridl, gesprochen.

bonnFM: Ihr habt vor zwei Jahren schon einmal hier beim Green Juice Festival gespielt. Was sind eure Erinnerungen daran?

Sebastian: Es gibt eine große gute Erinnerung und zwar, dass es ein schönes Festival war mit vielen Leuten, die total Spaß hatten. Dann gibt es aber auch ein paar kleine schlechte Erinnerungen. Zum einen wurde uns der Strom kurz vor Schluss von der Polizei oder dem Ordnungsamt abgedreht. Außerdem wurde mir vom Roten Kreuz eine extra Kelle Sauce verwehrt. Es hat sich so hochgeschaukelt, dass der berühmte Gulasch-Gate daraus entstand. Heute habe ich mir aber schon Backstage Essen geholt. Zum Glück ist es diesmal ein Buffet, ich habe mir dann einfach eine doppelte Kelle drauf getan und bin seitdem mehr als happy.

bonnFM: Was verbindet ihr denn allgemein noch mit Bonn? Ihr habt ja zum Beispiel auch bei der letzten Ausgabe von R(h)einkultur gespielt!

Daniel: Also R(h)einkultur ist wirklich eine super Erinnerung, weil es ein richtig krasser Auftritt war mit unglaublich vielen Leuten. Aber wie gesagt, Green Juice war beim letzten Mal auch richtig krass. Irgendwie passiert immer was in Bonn, fällt mir gerade auf. Bei R(h)einkultur bin ich irgendwann nach unserem Konzert zur Nebenbühne und habe mir Haftbefehl angeschaut. Da gab es eine Schlägerei und auch eine kurze Massenpanik mit behelmter Polizei auf der Bühne und ich dachte mir nur: Was ist denn hier los? Also Bonn ist auf jeden Fall immer spannend und auf ein heißes Pflaster. Wir sind schon gespannt, was heute passiert.

Der Gulasch-Gate ist jetzt Geschichte

bonnFM: Gibt es ein Festival bei dem ihr unbedingt noch spielen wollt?

Sebastian: Bei Rock am Ring haben wir noch nie auf der großen Bühne gespielt, dass wäre natürlich ein Traum. Wahrscheinlich gibt es aber weltweit 20.000 Festivals, auf denen wir gerne mal spielen würden. Wir hatten aber auch das Glück, schon total viele schöne Festivals zu spielen. Gerade letzte Woche waren wir bei Rocco del Schlacko, Olgas Rock, Open Flair und Taubertal an vier Tagen hintereinander. Das sind alles richtig geile Festivals. Sehr gerne spielen wir außerdem beim Deichbrand oder dem Greenfield in der Schweiz.

bonnFM: Was findet ihr denn cooler, Festivals zu spielen oder eigene Konzerte?

Sebastian: Das kann man eigentlich nicht wirklich miteinander vergleichen, weil es hat beides seine Vorteile. Wenn natürlich schönes Wetter ist, dann ist es perfekt, auf einem Festival zu spielen. Auch wenn es regnet, haben die Leute aber trotzdem meistens richtig Lust. Bei einer Clubtour, wenn alle Leute nur wegen uns da sind und alle kennen jeden Text und gehen von vorne bis hinten ab wie Schnitzel, dann ist es auch unbeschreiblich. Also wir freuen uns eigentlich immer auf beides.

bonnFM: Ihr wart in diesem Jahr bereits mit Bad Religion auf Tour, wie war das?

Daniel: Es war richtig super mit denen rumzufahren. Bad Religion sind Jugendhelden von uns, vor allem von mir. Ich habe alle Platten zu Hause und es war krass, die dann auch kennenzulernen. Das sind wirklich so Punk-Opas und lebende Legenden, aber alle total nett. Vor dem Publikum hatten wir ein bisschen Angst, weil das schon älteres Punk-Publikum ist. Die waren aber auch total tolerant und es hat viel Spaß gemacht.

bonnFM: Gibt es eine Band mit der ihr total gerne mal auf Tour gehen würdet?

Sebastian: Mit den Beatles, ganz klar. Wir schreiben jedes Jahr, aber es kommt keine Antwort zurück.

bonnFM: Ihr habt dieses Jahr ein neues Album mit dem Titel „All We Know“ rausgebracht. Beschreibt das doch mal in drei Worten.

Sebastian: Su-per-geil.

Daniel: Das kann man als drei Worte durchgehen lassen, würde ich sagen.

bonnFM: Was ist denn neu an dem Album?

Daniel: Generell versuchen wir immer, eine Platte rauszubringen, die uns selber überrascht. Die wir gut finden und wo wir uns nicht wiederholen. Das haben wir diesmal gut hinbekommen. Es ist eine Mischung aus Songs, die total auf die Brezel gehen, aber auch ruhigere Sachen und Ausflüge in andere Genres. Es ist einfach total abwechslungsreich und ich glaube, dass jeder, der mit verzerrten Gitarren was anfangen kann, an der Platte was findet. Wir freuen uns gerade total, dass nach anderthalb Jahren Arbeit das Feedback so unglaublich gut ist und die Leute schon die Texte mitsingen können bei den Festivals. Es ist wirklich ein gutes Gefühl grade.

Auf dem neuen Album bezieht Itchy zu vielen Themen eine klare Haltung

bonnFM: Viele Bands packen besonders heutzutage politische Statements in ihre Songs. Wie wichtig ist das für Euch?

Sebastian: Wie im Leben ist es uns auch in der Band wichtig, zu Sachen seinen Schnabel aufzumachen. Leider gibt es im Moment viele Sachen, zu denen man was sagen oder sich zumindest Gedanken machen sollte. Wenn wir das Bedürfnis haben, Leuten irgendwas zu sagen, dann machen wir das. Es gibt auch Liebeslieder, Hasslieder und Nonsense-Lieder auf dem neuen Album. Aber natürlich auch Sachen mit Inhalt und Tiefe, was wir übrigens schon immer gemacht haben. Wir schreiben über das Leben und dazu gehört es auch, sich zu bestimmten Themen zu äußern.

bonnFM: Ihr singt immer auf Englisch. Habt ihr mal überlegt, was auf Deutsch zu machen?

Daniel: Wir wollen auf jeden Fall verhindern, noch erfolgreicher zu werden und deswegen singen wir weiter auf Englisch (lacht). Aber ernsthaft, es gibt kaum noch deutsche Rockbands, die Englisch singen. Momentan fallen mir da nur die Beatsteaks und wir ein. Die meisten singen Deutsch und wir haben da irgendwie nicht so Lust drauf. Wir fühlen uns mit Englisch wohl und haben sowieso vor, mehr im Ausland zu spielen und das ist dann mit englischen Texten einfacher.

bonnFM: Also es gibt überhaupt gar keine Überlegungen, mal deutsche Songs zu schreiben?

Sebastian: Einmal habe ich mich hingesetzt und versucht einen deutschen Song zu schreiben. Bevor ich aber das erste Wort rausbekommen habe, habe ich es wieder gelassen. Ich habe gemerkt, dass bin nicht ich und das fühlt sich nicht natürlich an. Wir fühlen uns bei dem wohl, was wir schon immer machen, deswegen kommt es für uns nicht in Frage.

Daniel: Außerdem vergessen wir auf der Bühne öfters unsere Texte und das fällt weniger auf, wenn man Englisch singt als wenn man Deutsch singt.

bonnFM: Wer von Euch schreibt denn die Texte für die Alben?

Daniel: Sebastian und ich schreiben die Songs. Inspiration nehmen wir dadurch, was im jeweiligen Leben passiert. Dazu gehören das Umfeld und auch die politische Situation. Meistens hat man eh ganz viele Dinge im Kopf, die einen beschäftigen. Das einfach rauszulassen, ist einfach am Natürlichsten und Ehrlichsten.

bonnFM: Ihr seid auch viel in den sozialen Netzwerken aktiv. Wie wichtig ist euch das?

Sebastian: Eigentlich finden wir das ganze Ding scheiße, aber man kommt leider nicht drum herum. Und wenn wir es machen, machen wir es auch geil. Ich persönlich brauche kein Instagram und Facebook, so ticken wir in der Band eigentlich alle. Aber da jeder es macht, sind wir auch dabei und pflegen unsere Kanäle. Dabei versuchen wir, besondere Inhalte zu machen, wie zum Beispiel lustige Fotos oder coole Videos. Wir wollen, dass die Leute, die das nutzen, dort auch eine coole Zeit haben.

bonnFM: Ihr geht im November und Dezember auf Tour, was können die Fans bei euren Konzerten erwarten?

Sebastian: Musik, Tanz, Gesang, Wein, Weib, Männer auch und eine supergute Zeit. Man wird auf jeden Fall mit einem nassgeschwitzten T-Shirt aus der Halle gehen. Auch wenn es Dezember und draußen kalt ist. Vielleicht sollte man sich ein Pulli zum Anziehen ins Auto legen oder bei uns am Merchandise-Stand einen kaufen.

Bewegungskonzert im Matsch

Bei ihrem Auftritt beim Green Juice ging diesmal alles gut aus und der Band wurde nicht vorzeitig der Strom abgedreht. Die Zuschauer tanzten im Schlamm und hatten sichtlich Spaß. Als Headliner beendete Madsen mit einer fulminanten Show das Festival mitten im Wohngebiet in Bonn-Beuel.