Kunst!Rasen à la virtuoso

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Es war das große Finale der diesjährigen Kunst!Rasen-Saison und bei der „Classic Rocknacht“ sind nicht nur Rock- und Metalfreunde auf ihre Kosten gekommen. Die amerikanische Progressive-Metalband Dream Theater hat auf ihrer 30th Anniversary Tour mal eben in Bonn Halt gemacht und sorgte für ein gut besuchtes Konzert.

Zunächst waren es jedoch härtere Töne, welche die „Classic Rocknacht“ bestimmten. Den Auftakt machten nämlich die beiden Metalbands Haken und Devin Townsend Project. Beide brachten das Publikum schon mal ordentlich in Stimmung und weckten Vorfreude auf das Kommende. Als sich dann der Vorhang der Dämmerung langsam über die Rheinauen legte, machte sich das lange Warten bezahlt. Vom ersten Song an überzeugte Dream Theater beim Publikum, trotz Krankheit des Sängers James LaBrie, der versprach 150% zu geben. Die Erwartungen waren hoch, gab die Band zu Beginn des Konzertes immerhin an anlässlich ihres Jubiläums aus jedem ihrer zahlreichen Alben mindestens einen Song zu spielen. Bei Dream Theaters mittlerweile 13 Studioalben und einer durchschnittlichen Songlänge von 5-10 Minuten durchaus eine Ansage.

Virtuos, aber manchmal kühl

Diese nicht chronologische, aber allemal aufregende Zeitreise durch ihre Diskografie fand musikalisch auf gewohnt hohem Niveau statt. Wer eine große Show erwartet hatte, wurde jedoch enttäuscht. Außer Keyboarder Jordan Rudess und Sänger James LaBrie verharrten die Bandmitglieder relativ statisch auf ihren Plätzen und waren in ihre technischen Spielereien vertieft. Wer virtuose Musiker suchte und auch mit ausgedehnten Instrumentalpassagen wie sie für Dream Theater typisch sind gut leben konnte, der hatte auf jeden Fall seinen Spaß. Insgesamt wirkte die Band jedoch manchmal zu sehr damit beschäftigt ihr Können zu zeigen und ließ die Musik an sich zu sehr aus den Augen. Auch dass Jordan Rudess bei der Zugabe nochmal im ironisch wirkenden, übergroßen violetten Zauberhut auf die Bühne trat, änderte nichts an der zuweilen kühlen Grundstimmung der Songs.

Andrang aus der ganzen Region

Dennoch schafften es die fünf Musiker beim Publikum zu punkten. Mit ihren teils atmosphärisch, balladesken Songs, die sich auch mal mit härteren Nummern abwechselten, mal mehr zur Rockmusik tendierend, mal mehr zum Metal, schaffte Dream Theater den Spagat zwischen technisch versierter Vorführkunst und ansprechender Musik. Und wenn dann einer der Instrumentalisten ein Solo hinlegte, bei dem sich die Finger schneller bewegten als das Auge hinterherkam, sorgte das für einige offene Münder.

Bild: Sebastian Derix / bonnFM
Bild: Sebastian Derix / bonnFM

Eindruck machte die Band dabei nicht nur beim Bonner Publikum. Die Chance Dream Theater live zu erleben fand massig Andrang aus der Region und sogar den benachbarten Bundesländern. Und das Fazit? Den meisten Zuschauern war das Konzert mit seinen nicht einmal 90 Minuten etwas zu kurz, auch die Zugabe fiel mit nur einem Song eher bescheiden aus. Trotzdem sei es immer wieder ein Erlebnis die Musiker live auf der Bühne zu sehen, zumal wenn Virtuosen wie Keyboarder Jordan Rudess und Gitarrist John Petrucci die Finger über ihr Instrument rasen lassen. Schade, dass nicht auch Drummer Mike Mangini sein Können mit seinem übermäßig großem Drumset unter Beweis stellte. Ein eindrucksvoller Abschluss beim diesjährigen Kunst!Rasen waren Dream Theater aber allemal.