Montagmorgen gegen 10 Uhr war Skandinavien auf einmal ganz nah: Studierende der Skandinavistik zogen singend und in weiße Gewänder gehüllt durch das Hauptgebäude der Bonner Universität. Anlass dafür war das Luciafest, das jährlich am 13. Dezember – insbesondere in Schweden – gefeiert wird.
Das schwedische Luciafest
Das Fest zu Ehren der heiligen Lucia beginnt in Schweden bereits am frühen Morgen in der Familie. Während des Tages gibt es viele Prozessionen, bei denen ein Mädchen als heilige Lucia vorangeht. Diese trägt ein weißes Gewand, ein rotes Band um die Hüfte sowie einen Kranz mit brennenden Kerzen auf dem Kopf. Nach ihr folgen weitere traditionell gekleidete Mädchen und Diener, die leuchtende Kerzen in ihren Händen tragen. Während des Umzugs werden Lucia-Lieder gesungen und die dunkle Nacht erleuchtet.
Jedes Jahr wird eine offizielle Lucia Schwedens gewählt. In jeder Stadt und in jedem Dorf finden ebenfalls Wahlen für die jährliche Lucia statt, der die Ehre zukommt, die Prozession in ihrer Stadt bzw. ihrem Dorf anzuführen.
Die Heilige Lucia von Syrakus
Lucia war eine Märtyrerin aus der sizilianischen Stadt Syrakus des frühen vierten Jahrhunderts. Sie kam aus reichem Elternhaus und pilgerte, nachdem ihr Vater gestorben und ihre Mutter sehr krank geworden war, hilfesuchend zum Grab der heiligen Agatha. Als Lucias Mutter sich anschließend erholte, erlaubte sie ihrer Tochter, die ihr Leben voll und ganz Jesus widmen wollte, die bevorstehende Heirat mit einem Heiden abzusagen. Lucia schenkte daraufhin ihre Aussteuer und ihr Geld den Armen, denen sie fortan zur Seite stand. Ihr einstiger Verlobter verriet Lucia jedoch nach ihrer Hochzeitsverweigerung zur Zeit der damaligen Christenverfolgung an den Präfekten, der sie aufgrund ihres christlichen Glaubens umbringen ließ. Es wird berichtet, dass Lucia verfolgten Christen Nahrung in ihre Verstecke gebracht und dabei einen Lichterkranz auf ihrem Kopf getragen hat, um ihre Hände für die Lebensmittel frei zu haben. Aus diesem Grund wird die heilige Lucia häufig mit einem Lichterkranz dargestellt.
Man geht davon aus, dass Lucia von Papst Gregor I. bereits im späten fünften Jahrhundert heiliggesprochen wurde. Während des Mittelalters war Lucia eine der bekanntesten Heiligen des Abendlandes. Zu dieser Zeit war es üblich, dass Kinder am Luciatag beschenkt wurden. Erst ab dem 16. Jahrhundert verstärkte sich der Brauch, die Kinder am 24. Dezember zu bescheren.