Heute ist die letzte Show von eurer Konzertreihe „Ludwigs Erben“. Was erwartest du dir konkret von diesem Abend?
Julian Reininger: Heute spielen wieder zwei wunderbare Bands aus der Umgebung: Wallfacer und Prospect Villa, ersteres ist Live-Drum´n´Bass, zweiteres geht in Richtung Metal. Wir und die Zuschauer sind sehr gespannt, wenn das Bla zum ersten mal mit Drum´n´Bass versorgt wird.
Ihr habt in den letzten Monaten fünf weitere Konzerte veranstaltet, diese Saison geht hiermit zu Ende. Wie würdest du die Veranstaltungsreihe abschließend bewerten?
Julian Reininger: Letztes Jahr haben wir das schonmal gemacht, allerdings in einem Jugendzentrum, was insgesamt zwar in Ordnung war, aber aufgrund der Lage nicht so toll, da es kein Laufpublikum gab. Die sechs Shows dieses Jahr im Bla waren deutlich besser besucht. Da wir viele Leute mit unserer Werbung erreicht haben, Green Juice etc., gab es sehr viel Stammpublikum. Dazu haben die Bands auch mehr Gäste mitgebracht. Es war voll und das obwohl wir Shows bei Schnee, Frost, Unwetter oder auch glühender Hitze draußen hatten. Es war sehr cool und definitiv ein Erfolg.
Gerade für unbekannte Bands ist es schwer, an Auftritte zu kommen, ohne dabei draufzuzahlen oder bei Contests zu spielen. Woran liegt das deiner Meinung nach?
Julian Reininger: Es ist so ein kleiner Teufelskreis für die Bands: man braucht ein gewisses Budget, um damit ordentliche Aufnahmen zu machen und sich damit bei Veranstaltern zu bewerben. Wenn man diese Aufnahmen nicht hat, bekommt man keine großen Konzerte oder Gagen ausbezahlt. Deshalb ist es wichtig, dass Veranstalter wie wir auf die Bands zugehen und eine Veranstaltungsreihe mit Location, Verpflegung, freiem Eintritt und Aufwandsentschädigung mitten in Bonn bieten können. Dafür waren uns bisher alle Bands sehr dankbar, weil sie vor größerem Publikum spielen konnten, ohne dafür draufzulegen.
Sonst ist es für Bands oft sehr schwierig mit ein bisschen Gewinn den Abend zu beschließen…
Julian Reininger: Da ist bei uns der große Vorteil, dass wir von der Stadt Bonn und der deutschen Post gefördert werden. Ohne sie könnten wir den Bands nicht anbieten, solche Konzerte bei freiem Eintritt zu spielen. Normalerweise ist es nämlich so, dass die Bands ohne Förderer oder Sponsoren Eintritt nehmen und im Zweifel auch noch drauflegen muss.
Findest du, dass Bonn sich gut für solche Veranstaltungen eignet, bzw. dass es eine gute Stadt für Live-Musik ist, wo die Leute gerne hingehen?
Julian Reininger: Definitiv. Als 2011 die Rheinkultur und danach die Museumsmeile weggefallen ist, gab es ein paar Jahre Stillstand in Bonn. Mittlerweile gibt es aber so viele neue Modelle, Programme und Festivals, dass man als Band die große Chance hat. Aber vor allem die Besucher nehmen das super an und nutzen diese Angebote. Die Bonner selber gehen gerne zu Konzerten in ihrer Stadt, vor allem natürlich wenn sie kostenlos sind. Bonn hat in dieser Hinsicht viel zu bieten.
Wie kam es, dass ihr „Ludwigs Erben“ im Bla veranstaltet?
Julian Reininger: Nach der letzten Saison hatten wir ausgewertet und gemerkt, dass die alte Location zwar gut aber leider nicht das Richtige für „Ludwigs Erben“ ist, da sie zu abgelegen war. Das Bla kennen wir über diverse andere Veranstaltungen und haben eine gute Beziehung mit den Betreibern. Wir haben sie dann angeschrieben und gefragt, ob sie Bock darauf hätten einmal im Monat „Ludwigs Erben“ bei sich zu haben. Die Antwort war, dass sie da Lust drauf hätten. Es hat sich dann auch ausgezahlt. Für Veranstalter, Gaststätte und Bands war es eine gute Sache.
Ich kann mir vorstellen, dass ihr sehr viele Anfragen von Bands hattet, die bei dieser Reihe mitspielen wollten.
Julian Reininger: Für „Ludwigs Erben“ noch gar nicht mal so viele, weil die Reihe noch nicht so bekannt ist. Man merkt aber von Konzert zu Konzert, dass es immer voller wird und viele Bands davon Wind bekommen. Die meisten Anfragen kriegen wir aber über Green Juice und Rhein in Flammen, wo es knapp 1.000 Bewerbungen pro Jahr sind. Das war auch der Grund, warum wir noch eine Veranstaltungsreihe machen wollten, um genau die Bands unterzubringen, die wir beim Green Juice nicht unterbringen können. Wir sind Fans davon, lokale Bands zu fördern.
Hattest du bei den letzten sechs Shows konkrete Highlights?
Julian Reininger: Ja. Es waren viele tolle Bands da, z.B. Elia die auch beim Green Juice spielen werden. Mit Spiegelbild hatten wir zum ersten mal ein bisschen Rap hier im Haus. Sonst hatten wir aber auch die Singer/Songwriter Simon & Ingo hier, die den Laden voll gemacht haben mit Wahnsinnsstimmung. Es ist immer für sich etwas besonderes.
Meiner Erfahrung nach gehen Bands auch motivierter auf die Bühne, wenn sie gut behandelt werden…
Julian Reininger: Das stimmt. Und wenn sie wissen, dass der Booker vom Green Juice im Publikum ist haha.
Ein Fortsetzung ist geplant, oder?
Julian Reininger: Genau. Wir planen derzeit, dass wir das wieder machen, wieder hier im Bla. Das hängt noch ein bisschen davon ab, ob die Stadt Bonn das abnickt und die deutsche Post uns weiter fördert. Wenn sie das tun, würden wir uns wünschen, dass wir das nicht nur sechs Monate, sondern das ganze Jahr über einmal im Monat machen könnten. Das würde nicht nur uns sehr freuen, sondern auch die Besucher und die Bands.