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bild: bonnFM

One Night mit Griff

Lesezeit: 3 Minuten

Im selbstgemachten Outfit, mit Taschentüchern und Tee bepackt, steht sie da und bringt am Montag das Carlswerk Viktoria in Köln zum Beben. Griff (bitte Englisch aussprechen – nicht wie den deutschen Türgriff) ist eine Nachwuchs-Künstlerin aus England. Im November hat sie ihr langersehntes Debüt-Album “Vertigo” herausgebracht und ist damit gerade auf Welttour unterwegs. Das hat sich auch bonnFM nicht entgehen lassen!

“Damn Griff I love this one”

Vor etwa einem Jahr supportete Taylor Swift mit diesen Worten den Song “Vertigo” der Sängerin Griff in einem Instagram-Post. In der Welt der Pop-Girlies gleicht das praktisch einem Ritterschlag. Seitdem hat sich im Leben der jungen Sängerin aus Kings Langley bei London vieles verändert. Sie hat ihr erstes Album geschrieben, ist auf ihre erste Europatournee gegangen und hat die Größten des aktuellen Musikgeschäfts als Opening Act supportet. Im Sommer durfte sie schließlich auch bei Taylor Swifts Eras Tour in London als Voract auftreten. Obwohl sie in Deutschland bisher noch relativ unbekannt bleibt, können sich Stars von Chris Martin bis Ed Sheeran auf ihr Talent einigen. Mit reichlich Erfahrungen, prominenter Unterstützung und neuen Songs im Gepäck hat sie sie nun auch endlich auf ihre eigene Welttournee gestartet und dafür einen Stopp bei uns in Köln gemacht.

Ein Kommentar auf Insta und schon steht man auf der Bühne

Es ist ein recht kalter Abend im Carlswerk, selbst im Menschengedränge entscheiden sich einige dafür ihre Jacken anzubehalten. Spätestens als um 19 Uhr der Voract Fred Roberts auf der Bühne steht, ist aber bei den meisten das ungemütliche Wetter vergessen. Seinen Platz auf der Bühne hat er nur dadurch bekommen, dass er auf Instagram einen Kommentar unter einem von Griffs Beiträgen hinterlassen hat. Die Sängerin war so auf seine Musik gestoßen und lud ihn für die Tournee als Support ein. Fred überzeugt mit poppigen Songs, die Griffs Musikgenre nicht unähnlich sind und damit natürlich super beim Publikum ankommen.

Earl Grey Tea mag Krebs heilen, aber keine Erkältung

Die omnipräsente Winter-Erkältung scheint leider auch nicht vor Griff halt gemacht zu haben. Im Anschluss an Fred werden Gitarre und Kabel gegen Taschentücher und Tee eingetauscht. Nach der anfänglichen Hoffnung, es handele sich um Stage Props für ihren Song “Earl Grey Tea”, wird schnell klar, dass Griffs Naseputzen eher nicht zur Performance gehört. Auch für die restlichen eineinhalb Stunden des Konzertes muss die Künstlerin häufig husten und sich den Tee auffüllen lassen. Trotzdem sitzt jeder Ton, egal wie hoch oder lang er ist, und vom Publikum wird sie lauthals unterstützt. Ein starker Auftritt, dem auch ihr schwächelndes Immunsystem nichts anhaben kann.

Die Traurigkeit wegtanzen

“Today, I think I’ll disappear into the walls, only for a day or two at most, to see if anybody might call, to see just what it’s like to hold it all, and maybe I’ll feel a little bit strong for once”.

Das Konzert steht ganz im Zeichen ihres Debütalbums, dessen Songs sich auf unterschiedlichste Weise mit Herzschmerz befassen. Griff versteht es wie keine Zweite, die unterschiedlichen Facetten dieser Traurigkeit in Worte zu fassen. Trotzdem ist ihr Konzert kein Trauerspiel, ganz im Gegenteil: Viele ihrer Fans sind heute Abend genau für diese Songs hier, singen die Zeilen inbrünstig mit und springen mit der Künstlerin zu den Beats um die Wette. Sie schätzen Griff vor allem für ihre Fähigkeit den negativen Gedanken, die uns alle manchmal plagen, ein positives Outlet zu verschaffen. Ihre Texte mögen von Traurigkeit erzählen, aber ihre Melodien wirken aufbauend und strotzen von einer Sehnsucht nach Freude und Euphorie. Sie erlauben das Ausleben der Wut und Traurigkeit, aber sind gleichzeitig ein erster Schritt des Loslassens und Neuanfangs. Genau diese Ambivalenz ist das, was Griffs erstes Album und auch ihr Konzert an diesem Abend so besonders macht.

Selbst ist die Frau!

Besonders sind aber nicht nur ihre Songs. Denn Griff ist eine Selfmade-Künstlerin schlechthin. Nicht nur schreibt, produziert und singt sie ihre Songs selbst, sie näht sogar ihre eigenen Bühnenoutfits. Auch ihre Performance ist ein kreatives Gesamtkonzept. Sie loopt teilweise ihre eigene Stimme und baut dadurch nach und nach den Hintergrundgesang ihrer Lieder auf. Wenn sie nicht damit beschäftigt ist, rennt sie von links nach rechts, dreht sich im Kreis und groovt im Takt ihrer Songs. Dabei wirkt keine Bewegung einstudiert, sondern eher wie ein Ausdruck ihrer Emotionen, die sich dadurch auch auf das Publikum übertragen. Griff erweitert ihre Songs um eine weitere Ebene des kreativen Ausdrucks und macht ihr Konzert zu einem immersiven und einmaligen Erlebnis.

You don’t have to go so fast

Nach anderthalb Stunden Griff pur geht dann am Ende doch leider alles viel zu schnell vorbei. Mit “Tears for Fun” dreht die Sängerin noch einmal die Stimmung voll auf und verabschiedet sich von Köln. Für Griff geht es weiter nach Amsterdam und für uns nach Hause. Im Einklang mit vielen anderen glücklichen Gesichtern verlassen wir die Konzerthalle und machen uns im nassen Novemberwetter auf den Heimweg. Eins ist klar, unsere “One Night” mit Griff werden wir so schnell nicht vergessen.

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