Elektronische Musik hat so viel mehr zu bieten, als man von altbekannten DJ Sets erwarten könnte: Das zeigt zum Beispiel der Künstler Channel Tres, der am Sonntag in Köln ein Konzert gegeben hat. bonnFM war dabei!
Was es heißt, ein sogenannter „genre agnostic“ zu sein – also zwischen und außerhalb der Genrelabels aktiv zu sein – ließ und lässt sich häufig beobachten: Wenn man sich von den althergebrachten Einordnungsversuchen löst, landet man schnell auf dem Scheiterhaufen der kalten und starren Maschinerie namens Musikindustrie. Auch der US-amerikanische Künstler Channel Tres musste das erleben, wie er auf dem Titeltrack seines aktuellen Albums schreibt: „They only thought I could do house / I bet they didn’t know that at one point / The only house that I knew was a trap“
„Never put a artist in a box“
Channel Tres beschreibt dieses Grenzgängertum nicht nur – er zelebriert es geradezu. Das zeigt sich zum Beispiel, wenn er sich kopfnickend in Interviews als Producer, Performer, Artist, Dude und DJ vorstellen lässt. Die vielen musikalischen Leben von Sheldon Young, wie Channel Tres bürgerlich heißt, zeigen sich auch bei den Leuten, mit denen er zusammenarbeitet: RnB-Größen wie Kaytranada oder Ravyn Lenae sind genauso dabei wie HipHop-Stars wie Tyler, The Creator oder DJs wie Mura Masa, Disclosure oder SG Lewis. Und das wohlgemerkt in einer Karriere, die erst im Jahr 2018 begann, damals mit einer selbstbenannten EP. Vorläufiger Höhepunkt in diesem Jahr: Das Debütalbum „Head Rush“.
Seit 2021 ohne Drogen und Alkohol
Dieser „Head Rush“, also ein euphorischer Zustand, ist aber nicht über Drogen oder Partys induziert, sondern wird – wie er im Interview mit dem Rolling Stone verrät – vor allem durch Musik, Tanz und seine beiden Hunde ausgelöst. Dabei wird die Clubkultur, die für House-Musik elementar ist und fälschlicherweise häufig mit Alkohol- und Drogenkonsum vermischt wird, nicht außen vor gelassen, sondern mit dem klaren und nüchternen Blick kombiniert. Ein Beispiel dafür ist der Track „Berghain“, der eine Hommage an den gleichnamigen Techno-Club in Berlin darstellt, in dem Channel Tres schon aufgetreten ist. Für ihn sind solche Auftritte die Lorbeeren und Bestätigung seiner harten Arbeit, die er sich eben nicht von irgendwelchen Substanzen vernebeln lassen möchte.
Köln zeigt sich tanzwütig
Klarheit zeigte sich auch am Sonntag auf der Bühne: Das Bühnenbild besteht nur aus Channel Tres sowie hin und wieder zwei Tänzern. Bei einem – für einen Sonntagabend besonders – tanzfreudigem Publikum und viel Publikumsinteraktion (inklusive dem mittlerweile fast schon obligatorischem Gang ins Publikum) war man aber fast schon froh über die nüchterne Bühnengestaltung, damit man den Rest der Szenerie gut verarbeiten kann. Bei diesem Konzert hat Channel Tres bewiesen: Wer Grenzen sprengt und „outside the box“ denkt, ist für vieles gewachsen.