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Bild: Cristina Psenner

Poesie-Wettbewerb

Lesezeit: 4 Minuten

von bonnFM

Am 21.03.2021 haben wir uns entschieden. Hier könnt ihr die drei Gewinner-Gedichte lesen. Viel Spaß!

Zeit – Monika Jongerius-Joras

Meine Zeit steht still
weil deine Hände sie
für mich umfassen.

Es ist, als ob du mich
nicht gehen lassen kannst.

Dass ich bleibe,
ist auch was ich so gerne will.

Du begreifst es tief,
hältst das Pendel fest
umklammert in der Hand.

Meine Ruhe bist du
im Getöse der Zeit
meine Stille zu zweit.

Was mich Montaigne lehrtSiegfried Kirsch

Hommage an Robert Gernhardt, + 30.6.2006


Wenn mich einst der Tod will holen, 
Will ich nicht dagegen sein,
Will ihn höchstens darum bitten, 
Mir drei Tage noch zu leihn.

Einmal um mit andren Augen 
Mir die Menschen anzusehn,
Auf dem Wochenmarkt die Blumen,
Brote, Eier, Knoblauchzehn.

Auf dem Schulhof würd’ ich stehn
Und mit andren Ohren hören;
Das Geschrei der kleinen Kinder 
Würde mich nicht länger stören.

 Schließlich würde ich im Kreuzgang
Letztmalig Montaigne lesen
Und von ihm das Sterben lernen
Und von Todesangst Genesen.

Wenn mich dann der Tod kommt holen,
Sag’ ich frei ihm ins Gesicht:
„Lieber Tod, tu deine Pflicht
Doch woanders, ich will leben, Sterben will ich nicht!“ 

GAME OVER BEETHOVEN – Frank Findeiß

Vereinnahmt und ausgeschlachtet
Fast schon zwangsprostituiert
Den Touristen zum Fraß vorgeworfen
Jährlich auf Festivals hofiert

Sein Denkmal schäbig verwittert
Die Halle seit Jahren verlassen
Ein Bauplatz für die Ewigkeit
Hinterlässt nur leere Kassen

Überschätzt und glorifiziert
Prangt überall sein „Heiligenbild“
Auf T-Shirts, Tellern, Tassen
Als Werbeikone und Aushängeschild

Seine „Ode an die Freude“
Mutierte zum Klagegesang
Disharmonie spaltet Europa
Unter der 9. Sinfonie Klang

Bonn hat scheinbar taube Ohren
Für andere Töchter und Söhne der Stadt
Doch was schert ihn der ganze Rummel
Er hatte sich früh schon nach Wien aufgemacht

Der Wettbewerb

Anlass, Teilnahme & weitere Informationen

Sprache ist Kultur

Am 21.03.2021 feiern wir den „Welttag der Poesie“. Dieser außergewöhnliche Feiertag wurde 1999 von der UNESCO ins Leben gerufen und findet seitdem jährlich statt.

Aber warum sollte Poesie überhaupt gefeiert werden? Ganz einfach: Sprache ist Kultur und Kultur ist Identität. Über Sprache, können wir unsere Identität, unsere Kultur(en), unsere Gefühle, Sorgen wie Freuden, erst wirklich expressiv nutzen, das heißt nach außen tragen und mit der Welt teilen.

Und hier kommt die Poesie ins Spiel. Die UN formuliert es so:

„Poetry reaffirms our common humanity by revealing to us that individuals, everywhere in the world, share the same questions and feelings. Poetry is the mainstay of oral tradition and, over centuries, can communicate the innermost values of diverse cultures.“

Bild: Cristina Psenner

Die Vielfalt des Kulturguts Sprache zu nutzen, um uns zum Ausdruck zu bringen und die Kunst der Sprache mit anderen zu teilen – das macht den Stellenwert der Poesie und die Bedeutsamkeit dieses Feiertags aus.

Besonders in einer Zeit, in der digitale Treffen, Whatsapp-Calls und schlechte Zoom-Verbindungen unseren Alltag bestimmen, möchten wir diese alte Tradition wieder aufleben lassen und mit der Poesie eine Brücke über unsere schlechte Verbindung schlagen.

Länge ist wahrlich nicht alles

Uns geht es um die Inneren Werte! Egal ob lustig, nachdenklich, sozialkritisch oder romantisch – wir wollen lesen, was DU zu schreiben hast und geben dir dafür einen Rahmen von 150 Wörtern. Wir sind gespannt, was du daraus machst und setzen daher kein Themen Limit.

Einzige Bedingung: Das Gedicht sollte in deutscher Sprache sein, um das einstige Kulturgut der Sprache der „Dichter und Denker“ aufblühen zu lassen, aber auch, weil es eure Gedichte für die spätere Auswahl vergleichbarer macht.

Teilnahmebedingungen

Die Poesie ist wie eine Geschichte, die durch offene Türen hinausgetragen wird und jeden erreichen soll, der sie mit offenen Armen empfängt. So frei und für jeden erreichbar soll auch dieser Wettbewerb sein: Jeder der/die möchte, egal welchen Alters und ob StudentIn oder nicht, kann sein/ihr Gedicht einreichen. Ihr habt Zeit bis zum 15.03.2021.

Wir brauchen lediglich einen Namen oder ein Pseudonym von dir für die Veröffentlichung.

Die drei besten Gedichte werden auf unserer Website veröffentlicht und in unserem Instagram-Profil geteilt.

Einsendeschluss ist der 15.03.2021

Eurer Gedicht könnt ihr an online@bonn.fm oder an unseren bonnFM- Instagram-Acccount schicken.

Das Gedicht

  • Sollte max. 150 Wörter verfassen
  • Freie Themenwahl
  • Bitte mit Titel
  • Ein Reim ist fein, es muss aber kein typisches Reimschema erkennbar sein
  • Wenn du magst, kannst du gerne deine Mail Adresse hinterlassen, damit wir dich benachrichtigen können, falls dein Gedicht veröffentlicht wird

Beispielgedicht

Meer

Ich blinze in das helle Licht
lautes Rauschen in meinen Ohren
Und ein milchiger Himmel wölbt sich um mich
wie in einer gläsernen Kuppel geborgen

Das dumpfe Rauschen der Wellen
gibt den klangvollen Rhythmus vor
zu dem sich helle Nuancen gesellen
aus einem singenden Möwenchor

Es ist eine winzige Welt
nur das Rauschen und das helle Licht
dessen tänzelnde Reflexion auf das Wasser fällt
und dann verschwindet, unter einer Decke weißer Gischt

Die Wärme strahlt bis zu mir her
findet rast in meinem Gesicht
Es riecht nach Sommer, es schmeckt nach Meer
und meine Augen schließen sich

Als ich sie öffne, schwirrt mir der Kopf
Ein Bildschirm, wie er vor sich hin summt
Ich presse auf den Powerknopf
Und das Rauschen verstummt

Gedicht unserer Autorin Cristina Psenner

Bild: Cristina Psenner

Und jetzt heißt es: Auf die Sätze, fertig, los!