You are currently viewing Wann wird der Rest der Uni exzellent? – Das Rektorat zu Gast im SP
Bild: bonnFM / Patrick Wira

Wann wird der Rest der Uni exzellent? – Das Rektorat zu Gast im SP

Lesezeit: 5 Minuten

Am Mittwoch hat sich das Rektorat den Fragen der Studierenden gestellt. bonnFM war dabei und hat die wichtigsten Antworten für euch.

Bei der letzten Versammlung des Studierendenparlaments am Mittwoch, 28.11.2018 hatten Studierende die Möglichkeit, Fragen an das Rektorat zu stellen. Anwesend waren Rektor Prof. Hoch, Kanzler Gottschalk und Prof. Holm-Müller, Prorektorin für Studium und Lehre. bonnFM war für euch mit dabei und hat die Antworten auf die wichtigsten Fragen für euch! Mit einleitenden Worten durch den ersten Vorsitzenden des Studierendenparlaments machte Prof. Hoch darauf aufmerksam, dass nicht alle Themen, die im Studierendenparlament besprochen werden, für die Öffentlichkeit gedacht seien – unserer Meinung nach sehr bedauernswert, aber vielleicht üblich – und wunderte sich sichtlich über die Anwesenheit von Externen.

Nachdem klargestellt wurde, dass diese Sitzung für alle öffentlich sei, wurden anschließend der Generalanzeiger und „RadioFM“ (Anm. d. Red. gemeint war „bonnFM“) durch Prof. Hoch begrüßt. Die etwa zwei Stunden dauernde Sitzung haben wir für euch auf Twitter mitverfolgt und wollen euch jetzt die wichtigsten Fragen und Antworten präsentieren.

Von den Exzellenzclustern soll die gesamte Uni profitieren

Eingeleitet wurde die Sitzung mit kritischen Fragen rund um die sechs Exzellenzcluster, die die Uni Bonn erhalten hatte. Zur Erinnerung: Die sechs Cluster sind in den Bereichen Mathematik, Immunologie, Abhängigkeitsforschung, Robotik, Wirtschaftswissenschaften und Quantenphysik gewonnen worden. Somit hat die Uni Bonn ab Anfang 2019 mehr Exzellenzcluster als jede andere Hochschule in ganz Deutschland. Fragen hierzu werden mit sichtlichem Stolz beantwortet.

Immerhin befindet die Uni Bonn sich jetzt auf einem guten Weg in Richtung Exzellenzuniversität. Von der Förderung soll die komplette Universität profitieren, d. h. Gesamtheit aller Studiengänge und Fachbereiche. Auch die Verwaltung soll durch die Einführung von SAP, eine Software zur Abwicklung sämtlicher Geschäftsprozesse, verbessert werden, so Gottschalk. Zudem gäbe es auch Pläne für die weitere Entwicklung des Hochschulsports. Angaben zu konkreten Plänen wurden aber nicht gemacht. Prof Hoch: „Wir haben das im Blick“ – Vorbild seien sogenannte „Athletic Campus“ wie z. B. in Cambridge oder Oxford. Die Suche nach Lösungen, auch bezüglich der Infrastruktur, sei omnipräsent. „Wir versuchen die Versäumnisse [hinsichtlich des Hochschulsports] der letzten 20 Jahre jetzt wieder wettzumachen.“, so Gottschalk. Wichtig sei eine Campusstrategie, die Sport, Kultur und Wissenschaft vereint.

Priorisiert wird auch die Sanierung der Gebäude und damit einhergehend hoffentlich auch eine deutliche Verbesserung beim Thema Barrierefreiheit. Auf die Frage, wie man denn mit z.B. einem Rollstuhl in HS 17 (Hauptgebäude) gelangen solle, antwortete Prof. Holm-Müller, Prorektorin für Studium und Lehre „Ich kenne Hörsaal 17 nicht“. (Anm. d. Red.: HS 17 ist einer der wenigen Hörsäle, in dem Podiumsdiskussionen stattfinden können) Aber falls Barrierefreiheit nicht gewährleistet sei, müsse man Veranstaltungen verlegen. Ebenfalls vom Etat der Exzellenzcluster profitieren sollen Programme wie „STEP“ oder „BRIDGE“ – mit denen man „in die Zukunft aufbrechen wolle, Zitat Prof. Hoch. „STEP“ ist ein Programm für die Förderung von Frauen in der Wissenschaft. Die Zahl der Professorinnen habe sich an der Uni Bonn zwar fast verdoppelt, jedoch läge sie immer noch unter dem NRW-weiten Durchschnitt. „Wir wissen, dass uns momentan noch viele Talente verloren gehen.“, so Prof. Hoch. Das Diversitätsprogramm „BRIDGE“, soll unter anderem „first generation students“ aus Migrantenfamilien unterstützen.

Die Nadel im Heuhaufen, oder auch: Wohnraum in Bonn

Mit ernster Miene widmete man sich dem Thema bezahlbarer Wohnraum in Bonn. Was für immer mehr (potenzielle) Studierende zum Problem wird, ist letzten Endes auch ein Problem für die Uni selbst. Prof. Hoch: „Wir betrachten das [Thema] mit großer Sorge“. Wichtig sei eine effiziente Zusammenarbeit von Stadt und Universität, da das Problem eigenständig nicht zu lösen sei. Besonders für internationale Studierende sei die Wohnungssuche ein großes Problem, so Gottschalk. Mit Initiativen wie „Zimmer frei“ versucht man dagegen anzugehen, eine langfristige Lösung würde sich aber erst in den nächsten Jahren auftun, da Bauprojekte auch einfach Zeit (und Geld) kosten würden. Um sich unter anderem eine Wohnung/ein WG-Zimmer etc. zu leisten, müssen die meisten Studenten einem Nebenjob nachgehen.

Auch Fragen zum neuen Hochschulgesetz und ein eventuelles Einhergehen mit einer Anwesenheitspflicht wurden gestellt. Prof. Holm-Müller machte deutlich, dass Anwesenheitspflicht bei manchen Veranstaltungen, z.B. bei solchen, die besonders wichtig für den Studienverlauf sind, durchaus sinnvoll sei. Es gäbe „viele gute Gründe für eine Anwesenheitspflicht“, schließlich sei die Uni Bonn auch eine Präsenzuni und dies sollte man zum Vorteil Aller nutzen. Für Studierende mit Kind oder chronischen Erkrankungen werde es aber auch in Zukunft Sonderregelungen geben, betonte Prof. Holm-Müller.

„Die Perspektive ist grün. Wir werden es machen.“

Eine der erfreulichsten Nachrichten des Abends betraf eine Frage der grünen Hochschulgruppe: „Wird es ein Green Office in Bonn geben, um Nachhaltigkeitsbestrebungen zu bündeln?“ Prof. Hoch antworte darauf kurz und knapp: „Die Perspektive ist grün. Wir werden es machen!“ Ein Green Office gab erst erstmalig an der Universität Konstanz und wird auf deren Homepage wie folgt beschrieben: „Wir haben uns die nachhaltige Gestaltung sämtlicher Bereiche der Universität zum Ziel gesetzt – in der Lehre, in der Forschung und im Betrieb Universität an sich. In Nachhaltigkeitsfragen verstehen wir uns als Schnittstelle von sämtlichen Organisationseinheiten der Universität, der Studierenden und der Beschäftigten.“ Ebenso erfreulich war die Nachricht, dass die Bestrebungen nach einer Uni-Card nicht aus den Augen verloren wurde. „Wir wollen eine solche Uni-Card! Oder eine App oder beides“, so das Rektorat. Gottschalk machte klar, dass sie nicht das Problem seien, sondern die Kapazitäten. Man bemühe sich aber, mithilfe eines neuen Campusmanagements das Projekt bis 2020 umsetzen zu können.

Ebenfalls wichtig für die Zukunft der Uni sei ein aktives Vorgehen gegen die „neuen Rechten“. Durch Initiative von Verfassungsschutz und des Innenministeriums beteilige man sich an Workshops und Veranstaltungen zu Prävention von und Umgang mit rechtem Gedankengut. „Alle nationalsozialistischen Tendenzen lehnen wir als Rektorat ab“, betonte Prof. Hoch.

Der „kluge Mann Sigmar Gabriel“ – eine Novelle

Das kritischste, aber wohl auch mit das wichtigste Thema des Abends war wohl Sigmar Gabriel und die Frage danach, ob jener als Lehrperson noch tragbar sei. Seit seinem Antritt als Lehrperson wird Gabriel von manchen euphorisch, von anderen kritisch beäugt. Seit den Eklats rund um seine Antrittsvorlesung hörte man jedoch lange nicht mehr von dem ehemaligen Vizekanzler. Anfang der Woche jedoch äußerten sich viele Parteien, unter anderem der AStA, kritisch zum Besuch von Péter Szijjártó, des ungarischen Außenministers und Mitglied der Fidesz-Partei Viktor Orbáns. Prof. Hoch äußert sich dazu: Er habe Sigmar Gabriel als „klugen Mann“ kennengelernt und finde ihn definitiv als Lehrperson tragbar. Zu den Vorwürfen, man habe in Gabriels Seminar den Besuch des ungarischen Außenministers nicht kritisch genug eingebettet und mit Szijjártó, und nicht über ihn und seine Regierung, diskutiert, äußerte sich Prof. Hoch, der inzwischen in einer Abwehrhaltung mit verschränkten Armen dasitzt, nicht: „Ich kann dazu nichts sagen. Ich war bei einer […] anderen Veranstaltung.“

Explizit zu erwähnen, dass er bei einer Veranstaltung gegen Antisemitismus gewesen sei, während ein Vertreter einer Regierung in „seiner“ Universität saß, der von vielen Seiten (unter anderem) eine antisemitische Haltung vorgeworfen wird, ist ein bisschen so, als würde man Feuer mit Feuer bekämpfen- und ändert nichts an der gewissen Unzufriedenheit, durch die fehlende Distanzierung und vage Antwort ausgelöst.

Kurz darauf wurde die Sitzung beendet. Die Anspannung und kritische Atmosphäre, die die ganze Zeit geherrscht hatte, verzog sich beim Anblick der belegten Brötchen, die „foodsharing-Bonn“ zu Verfügung gestellt hatte. Was ein Glück! Wir haben auf dem Abend viel über die Entwicklung der Uni gelernt und sind gespannt, was das neue Jahr für uns alle bereit hält.