Iron & Wine waren am Dienstag im Gloria Theater zu Gast und begeisterten ihr Publikum mit einem intimen Konzert, das ohne große Anstrengung einfach sehr schön war.
Es gibt wahrscheinlich nur wenige Konzerte, auf denen das Publikum sich auf dem Weg zur Bar entschuldigend zuflüstert. Das Konzert des amerikanischen Singer/Songwriters Sam Beam alias Iron & Wine hat am Dienstag genau das vollbracht und im vollen Gloria Theater die Stimmung eines Wohnzimmerkonzertes geschaffen.
Schlicht und schön
Bereits die Vorband Half Waif aus New York brachte das Publikum mit ruhigem Synth Pop in die richtige Stimmung, wobei Sängerin Nandi Rose Plunkett mit ihrer beeindruckend ausdrucksstarken Stimme auch einen eigenen Konzertsaal hätte füllen können. Stattdessen blieb das Trio bodenständig, statt einer großen Aufbaumannschaft kam das 1-Mann-Technik-Team der Band auf die Bühne und half beim Abbau. Es wurde nicht viel verändert, nur einige Instrumente ausgetauscht und in neue Position gebracht, heute stand kein großer Bühnenschnickschnack, sondern nur die Musik im Mittelpunkt. Auch das Bühnenbild war bereits von Anfang an zu sehen: Viele bunt beleuchtete Wolken schwebten über den Instrumenten und waren der einzige Bühnenschmuck.
Stehlöffel
Iron & Wine ließ sich Zeit und kam erst eine gute halbe Stunde, nachdem die Vorband die Bühne verlassen hatte, unter großem Applaus auf die Bühne. Dafür aber begleitet von vier weiteren Musikern, die unter anderem ein Kontrabass, ein Windspiel und eine Vogelflöte mitbrachten. Besonders auffällig ist die Bandkonstellation: Während sonst oft Sängerinnen von Männern begleitet werden, steht bei Iron & Wine Sam Beam im Mittelpunkt, unterstützt von einem weißbärtigen Kontrabassisten, einem Cellisten und im Hintergrund zwei Frauen am Keyboard und Schlagzeug.
Sam Beam schuf durch seinen Bezug zum Publikum eine gemeinschaftliche und intime Atmosphäre, die ihn dem Zuschauer viel näher brachte, als man es von anderen Konzerten gewohnt ist. Bei einem Glas Rotwein, das er während seines Konzertes trank, wirkte es fast, als seien nur 20 Zuschauer im Raum. Das sahen auch die vielen Pärchen so, aus denen das Publikum hauptsächlich bestand. Die Standarthaltung des Abends war das Stehlöffelchen (Anm. d. Red.: Partner A umarmt Partner B von hinten, die Köpfe liegen nebeneinander, beide wiegen leicht im Wind).
Unkonventionell und intim
Das Programm von Iron & Wine war sehr vielseitig. Obwohl sich alle Songs unter dem Begriff Akkustikmusik zusammenfassen lassen, hatte man nie das Gefühl, es würde langweilig werden. Die Stimmung war schlicht und ergreifend schön, schön in seiner reinsten Form. Besonders in Erinnerung bleibt das Lied „Last Night“ aus dem Album „The Beast Epic“, das im August erschienen ist. Es war eines der Lieder, bei denen die Band ihre Instrumente sehr unkonventionell benutzten: Quietschende und kratzende Cellosaiten, ein gezupfter Kontrabass, ein Regenrohr, Flöten und ein klimperndes Windspiel erzeugten einen Sound, der gut einen Arthaus-Zeichentrickfilm untermalen könnte. Dennoch spielte Iron & Wine natürlich auch die Lieder, die man von ihm erwartet, und rundete das Konzert mit seinen bekannteren Songs ab.
Wir hätten gern noch länger zugehört, mit Sam Beam ein Glas Rotwein getrunken und ihn persönlich kennengelernt. Ob wohl wir dank der Wohnzimmeratmosphäre des Konzertes eigentlich bereits das Gefühl hatten, man hätte sich schonmal bei einer Zigarette unterhalten
(Anm. d. Red.: Die Autorinnen des Artikels sind für jede Einladung von Sam Beam ans Lagerfeuer in Texas offen und bringen auch einen Rotwein mit.).