Es ist der vorletzte Termin der Anarchie und Alltag-Tour der Antilopen Gang. Das vor einem Jahr erschienende, gleichnamige Album brachte die Band nicht nur erstmals auf Platz eins der Charts, sondern auch in die großen Hallen wie das E-Werk in Köln. bonnFM war für euch bei einem großartigen Konzert.
Freestyle zum Warmmachen
Der Abend wurde durch Juse Ju eröffnet. Der Berliner Rapper hatte seine komplette Bühnenshow dabei: Eine MPC, von der er seine Beats abspielte, sowie ein leuchtendes Schild mit seinem Namen auf Bauchhöhe direkt dahinter. Mehr brauchte er auch nicht, denn sein Auftritt war nicht nur sympathisch, sondern auch sehr kurzweilig und unterhaltend. Er spielte ältere Tracks, aber auch welche von seinem Album, das bald erscheint. Die Highlights waren aber die Freestyles, die er regelmäßig zwischen die Songs schob. Man merkt, dass Juse Ju seit Ewigkeiten in der Battle- und Freestyle-Szene unterwegs ist. Ein hervorragender Warmmacher für das, was danach kam.
Die Kyngs sind da
Nach einer erstaunlich kurzen Umbaupause kam die Antilopen Gang auf die Bühne und begann das Konzert mit einer Pianoversion von “Gestern war nicht besser”, dem wohl besten Lied des aktuellen Albums. Nach diesem wirklich unerwarteten Start begann die richtige Show. “Die Kyngs sind back”, “Outlaws”, “Fiasko”, mit solchen Songs ging es gut los. Von Anfang an merkt man, wie viel Bock die Band auf dieses Konzert hat. Es herrscht eine Menge Energie vor und auf der Bühne. Es war ein Einstieg nach Maß.
Super Sound und Setlist
Richtig gut wurde das Konzert dann, als Koljah, Danger Dan und Panik Panzer die zwei großen Aufsteller auf der Bühne umdrehten und so die Live-Band enthüllten. Die Punkrock-Versionen, die auch schon auf dem Bonusalbum Atombombe auf Deutschland zu hören waren, sind live nochmal eine ganze Ecke besser und verwandeln das E-Werk in einen großen Moshpit. An dieser Stelle sei anzumerken, wie gut der Sound abgemischt war. Egal ob Songs, bei denen der Beat vom DJ gespielt wurde, oder Lieder, die von der vollen Punkbesetzung gebracht wurden: die Tonleute haben gute Arbeit geleistet.
Im Laufe des Hauptsets wurden fast alle wichtigen Songs der letzten beiden Alben gespielt. Manche in der normalen Version (z.B. “Patientenkollektiv” oder “ALF”), manche in der Punkrock-Version (z.B. “Stück Dreck” oder “Der goldene Presslufthammer”). Dazwischen oft politische Ansagen, die sehr authentisch sind, da sie nicht aus der Luft gegriffen sind. Die Antilopen Gang ist häufig Morddrohungen von Neonazis und Rechten ausgesetzt, was die Band nicht davon abhält, weiter Ansagen und Lieder dagegen zu machen. Sehr gut! Das Set endet vor der Zugabe dann noch mit dem Radiohit “Pizza” und dem Slime-Mashup “110”.
Atombombe auf Köln
Der einzige etwas langweiligere Teil des Konzerts kommt dann zu Beginn der Zugabe. Zunächst spielen sie ältere Lieder an, bis dann nochmal Juse Ju auf die Bühne kommt, um zur kommenden Single ein Musikvideo zu drehen. Als danach noch der Rapper Gold Roger kommt, der bei vorherigen Konzerten Voract war, und einen ziemlich langen Song spielt, wartet man schon etwas ungeduldig, dass die Antilopen Gang endlich weiter macht.
Dieses Intermezzo ist aber vergeben und vergessen, als die zwei letzten Lieder der ersten Zugabe kommen. “Baggersee” ist zum ausrasten prädestiniert und live ein absolutes Brett. Der große Höhepunkt ist aber erreicht, als “Anti-Alles-Aktion” gespielt wird. Es klingt nochmal besser als in der Punk-Version. Ob das daran liegt, dass der Ideengeber dieses Lieds und die Punkrocklegende Claus Luer mit auf der Bühne ist? Dieser Song ist der Wahnsinn! Nicht nur auf Platte, sondern auch live das beste Lied dieser Band.
Starker Abschluss
Danach kommt die Gang nochmal für “Das trojanische Pferd”, “Verliebt” und “Fick die Uni” zurück. Ein runder Abschluss eines tollen Konzerts. Es wurden nicht nur alle Hits gespielt, sondern auch Lieder, die man nicht unbedingt vermutet hätte. Der Sound war fett und die Band hatte eine unglaubliche Ausstrahlung und Energie auf der Bühne. Genau das unterscheidet die Antilopen Gang von “ähnlichen” Bands wie K.I.Z., sie schaffen es, auf der Bühne so präsent zu sein, dass man auch in der hintersten Reihe richtig Bock bekommt. Eine großartige Live-Band mit einem tollen Konzert in Köln.