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Der Seemann Kuttel Dadddeldu und Kinderreime – Ein Fest für die Theatergemeinde!

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Anlässlich der Bonner Theaternacht öffnen jedes Jahr große Häuser wie die Oper oder die Kammerspiele zahlreichen Theaterfreunden die Türen. Die Theaternacht bietet aber auch die Möglichkeit, kleinere Ensembles zu entdecken, die sich oft zu Unrecht auf kleinen Kneipen-Bühnen verstecken. So auch die Theatergruppe der Volxbühne, die es auch mit begrenzten Mitteln schafft, das Publikum in ihren Bann zu ziehen, zum Beispiel mit ihrer Inszenierung ausgewählter Gedichte von Joachim Ringelnatz.

Eine Kleine Bühne für einen großen Dichter

Die Kneipe “Südbahnhof” in der Ermekeilstraße in der Bonner Südstadt füllt sich zusehends. Das Ensemble der Volxbühne Bonn lädt ein, sich eine Inszenierung ausgewählter – und insgesamt sehr schlüpfriger (siehe Bild) –  Gedichte des großartigen und viel zu früh verstorbenen Joachim Ringelnatz (1883-1934) anzusehen.
Ringelnatz überzeugt mit einem Humor, der auch noch heute – fast hundert Jahren nach seinem Wirken – die Leute noch zum Lachen bringt. Dem Regime der Nazis gefiel der Witz des Schriftstellers allerdings überhaupt nicht und so wurden neben denen vieler anderer namhaften Autoren auch Ringelnatz Bücher verbrannt und sogar Auftritte verboten. Schließlich starb er früh und verarmt an Tuberkulose.
Dass sein Werk und sein Esprit aber nicht vergessen sind und immer noch das Publikum begeistern, zeigte am Mittwochabend die Inszenierung mit Yael Anspach und Jürgen Hahn unter der Regie von Christoph Pfeiffer.

Hafenkneipe, Schulhof oder doch nur Theater?

Nach einer kleinen Einführung über Leben und Werk des Künstlers beginnt es auch schon: Abwechselnd und mit verteilten Rollen werden die Gedichte vorgetragen. Aber ich schreibe hier nicht von trockener Rezitation, wie man es befürchten könnte. Nein, die Schauspieler durchbrechen die sogennante “vierte Wand” und es werden Zuschauer direkt angesprochen, durch die Kneipe getanzt und gesungen. Kurz: Die Gedichte erwachen durch die Schauspieler zum Leben, egal ob freche Kinderreime oder derbe Seemanns-Gedichte. Durch Stimmvariation und dem Einsatz von Dialekt entstehen immer neue Bilder und Situationen, die auch das Publikum nicht kalt lassen können – es wird herzlich gelacht.

Doch was wir in der Theaternacht im Südbahnhof geboten bekommen, ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem kompletten Stück “Ringelnatzens schlüpfriges Leid”, das aber sofort Lust auf mehr macht.
Das gesamte Spektakel könnt ihr euch am 10. und am 31. Mai jeweils um 19:30 Uhr im Südbahnhof in der Südstadt ansehen.

Zum Schluss noch ein kleiner Vorgeschmack:

“Ein männlicher Briefmark erlebte
Was Schönes, bevor er klebte.
Er war von einer Prinzessin beleckt.
Da war die Liebe in ihm erweckt.

Er wollte sie wiederküssen,
Da hat er verreisen müssen.
So liebte er sie vergebens.
Das ist die Tragik des Lebens!”