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Bild: bonnFM

Remember It Now – Sleeping With Sirens und Don Broco in Köln

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Sleeping With Sirens und Don Broco waren am Donnerstag (09.03.) in der ausverkauften Essigfabrik in Köln zu Gast. Die beiden Bands sind aktuell auf gemeinsamer Europatour und wir waren für euch vor Ort, wo wir einen mal lauten, mal leisen aber immer energiegeladenen Abend voller Emotionen erlebt haben.

Für einen Moment schien es beim Betreten des Geländes der Essigfabrik so, als wäre man mit einer Zeitmaschine gute 10 Jahre in die Vergangenheit gereist: Die schwarze Kleidung, die rot, grün oder blau gefärbten Haare und die Frisuren mit tiefem Pony quer übers Gesicht vieler Konzertbesucher*innen erweckten den Eindruck, als wäre man zurück in den frühen Zehner-Jahren und die Hochzeit der Emo-Szene hätte nie ein Ende gefunden. Nur die gelegentliche Elfbar-Konsument*in zwischen den Raucher*innen erinnerte einen dann wieder daran, dass wir doch schon das Jahr 2023 schreiben. Trotzdem ist zumindest bei diesen Fans eindeutig klar, für welche Band und mit welchem Ziel sie den Weg nach Köln auf sich genommen haben. Denn der Auftritt von Sleeping With Sirens schien vor allem unter einem Motto zu stehen: „It was never a phase“.

Better Off Old?

Das spiegelte sich auch in der Setlist der amerikanischen Gruppe wider. Diese war vor allem geprägt von alten Klassikern. Neben ein paar Tracks vom vorletzten Album How It Feels To Be Lost von 2019, war das neueste Album der Band Complete Collapse, welches im letzten Oktober erschienen ist, nur mit zwei Songs vertreten. Diese Entscheidung überrascht ein wenig, denn das neue Album muss sich keinesfalls hinter den früheren Releases der Band verstecken. Auch haben Sleeping With Sirens, anders als andere Post-Hardcore-Bands der Zehner-Jahre, beispielsweise Bring Me The Horizon, keinen musikalischen Wandel, weg von ihrem rockigen Sound und hin zu mehr Pop-Elementen, durchlaufen. Fans der alten Alben sollten also auch mit dem Sound der aktuellen Songs etwas anfangen können. Das zeigt sich auch daran, dass die zwei Songs vom neuen Album beim Publikum durchaus gut ankamen. Warum die Band dem neuen Album nicht mehr Präsenz zutraut, ist also nicht ganz klar. Vermutlich wollten sie aber einfach möglichst viel Zeit haben, um innerhalb des etwa einstündigen Auftritts die bewährten Klassiker der ersten Alben zu spielen.

How It Feels To Be Found

Diese Strategie ging auf. Denn auch wenn die neueren Songs beim Publikum gut ankamen, hatte die Energie im Publikum bei If You Can’t Hang oder If I’m James Dean You’re Audrey Hepburn nochmal eine andere Qualität. Vor dem Song Better Off Dead erzählte Sänger Kellin Quinn davon, dass er kurz vor dem Auftritt im Backstage eine Panikattacke hatte, aber er sich nun durch die Performance und die positive Reaktion des Publikums sicher fühle, was das Publikum mit Applaus und Herz-Gesten erwiderte.
Allgemeine war die Stimmung zwischen der Crowd und der Band sehr gut. Das durchschnittliche Alter der Besucher*innen lässt vermuten, dass bei den meisten die akute Sleeping With Sirens-Fan-Phase in der Vergangenheit liegt und der Konzertbesuch auch mit einer gewissen Portion Nostalgie verbunden war. Dass die Band sich nicht zu schade war, diesen Wunsch nach Nostalgie zu bedienen belohnte das Publikum dann wiederum mit einer sehr guten Atmosphäre. Don Broco übermittelten dann bei ihrem Auftritt noch die Nachricht von Quinn, dass das Publikum an dem Abend seine „favourite crowd“ der Tour gewesen sei. Auch wenn eine solche Aussage natürlich mit Vorsicht zu genießen ist, zeugt sie doch davon, dass der Auftritt nicht nur seitens des Publikums gut bewertet wurde.

Come out to Cologne

Anschließend traten Don Broco, die gemeinsam mit Sleeping With Sirens als Co-Headliner die aktuelle Europatour bestreiten, auf die Bühne. Sänger Rob Damiani ergriff sofort die Kontrolle über das Publikum und dirigierte beim ersten Song Bruce Willis den Gesang der Fans. Allgemein war die Performance von Don Broco und insbesondere die von Damiani voller Energie, wovon sich das Publikum merklich mitreißen ließ. Zwar hatte es bei Sleeping With Sirens auch schon Moshpits gegeben, nun nahmen diese aber teilweise, zumindest gefühlt, die halbe Halle ein und es ging in ihnen auch nochmal ein gutes Stück grober zu. Das lässt sich sicherlich auch darauf zurückführen, dass nun vor allem das, deutlich mehr männlich dominierte, Lager der Don Broco-Fans vorne stand und den Ton angab. Gegen Ende des Konzerts kam es statt den üblichen „Zugabe“- und „one more song“-Rufen zu „Doooon Broco“-Sprechchören in Stadionmanier, welche für die Band offenbar neu waren und sie sichtlich begeisterten. Laut Damiani ist es vier Jahre her, dass die Gruppe das letzte mal in Köln aufgetreten ist. Aber angesichts der sehr positiven Resonanz an diesem Abend darf vermutet werden, dass es bis zu nächsten Mal, nicht erneut so lange dauern wird.