Montag, 22. Juni, Geburtstag des Universalgelehrten Alexander von Humboldt. In der Innenstadt hört man laute Stimmen und den Ausruf „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut.“ Mehrere hundert Studierende haben sich zusammengefunden und ziehen mit Bannern und Holzkreuzen durch die Straßen, um sich Gehör zu verschaffen, um endlich Kritik zu üben. Dabei geht es um ein Thema, zu dem man sonst nicht viel zu hören bekommt: die Sparmaßnahmen der Bonner Universität.
Durch ein jährliches Defizit von acht Millionen Euro, unter anderem als Folge steigender Betriebs- und Personalkosten, muss die Universität Bonn sparen. Aus diesem Grund wurden in einer erneuten Runde an Kürzungen 17 Professuren in vier Fakultäten „eingefroren“, auf Eis gelegt. Die Professuren werden so nicht vollständig gestrichen und können bei besserer finanzieller Lage erneut besetzt werden. Eine Neubesetzung ist jedoch für die nächste Zeit nicht abzusehen. Besonders das Land NRW müsste der Universität mit Zuschüssen entgegenkommen – bis es soweit ist, könnten in Zukunft sogar weitere Sparmaßnahmen folgen.
Die SparUni setzt sich ein
Viele Studierende sind besorgt, dass die Qualität der Lehre an den Instituten durch die finanziellen Kürzungen und eingefrorenen Professuren nachlassen könnte. Lukas Mengelkamp ist Geschichtsstudent und hat bonnFM im Interview verraten: „Die ausfallenden Professuren führen dazu, dass weniger wissenschaftliche Mitarbeiter da sein werden, es wird eine geringere Themenvielfalt geben, eine schlechtere Ausstattung der Bibliotheken.“ Mengelkamp ist außerdem einer der Gründer der SparUni Bonn, einer studentischen Initiative, welche die Demonstration organisiert hat. Der SparUni geht es vor allem erst einmal darum, Aufmerksamkeit zu erlangen und den Zusammenhalt der verschiedenen Fakultäten zu stärken. Gemeinschaftlich solle mehr Transparenz im Hinblick auf die Sparmaßnahmen erreicht werden, um langfristig etwas an der Situation zu ändern. Die Fakultäten seien in der Vergangenheit zu kurzfristig vor vollendete Tatsachen gestellt worden, so Mengelkamp, und genau das solle sich ändern, um gut informiert weiteren Kürzungen vorbeugen zu können.
Die Universität braucht mehr Grundmittel vom Land
Die Universität Bonn alleine wird an der Haushaltslage kaum etwas ändern können, das wissen auch die Organisatoren der SparUni Bonn. „Ohne eine substantielle Erhöhung der Grundmittel für die Universitäten gibt es langfristig keine Besserung der Lage“, so Mengelkamp. Aus dem Grund gilt es, zunächst die Problematik der Studierenden klarzumachen und die Uni dazu zu bewegen, bei zukünftigen Änderungen mit offenen Karten zu spielen. Aufmerksamkeit gewinnen – so lautet die Devise.
Demonstration schafft Aufmerksamkeit
Auf sich und die Lage aufmerksam machen, das kann die SparUni. So liefen am vergangenen Montag die rund 250 Studierenden demonstrierend durch die Innenstadt und zogen begleitet von der Polizei viele Schaulustige an die Fenster. Gegen 13:00 Uhr kamen die Teilnehmer auf dem Münsterplatz an, dort gab es noch eine Kundgebung und trotz des vielen Regens kann diese Aktion als Erfolg verbucht werden: ein fakultätsübergreifender Zusammenhalt wurde gestärkt. Auf ihrer Homepage kündigt die SparUni Bonn schon an, dass dies nicht die letzte Aktion gewesen sei.
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